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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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für mich, ihn einer Nachlässigkeit wegen zu verlieren.«
    »Der Mönch hat Euch sicher auch gesagt, dass es Eurem Freund nun, da der Arm abgenommen ist, erheblich bessergeht.« Magdalena legte ihre ganze Kraft in ihre Stimme und trat hocherhobenen Hauptes in die Mitte des Raumes. »Er ist beileibe nicht der Erste, der seinen rechten Arm verloren hat. Wie all die vielen anderen, denen es ähnlich ergangen ist, wird er rasch lernen, den Verlust durch Geschicklichkeit mit der linken Hand auszugleichen. Hat nicht auch Euer großer Gustav Adolf den rechten Arm einer Schussverletzung wegen in den letzten Jahren vor seinem Tod nicht mehr frei bewegen können? Ein guter, tapferer Soldat war er dennoch bis zuletzt. Seine Heldentaten werden sicherlich nicht nur bei uns erzählt.«
    Ihre grünen Augen suchten die hellen des Hauptmanns, der sie verblüfft anblickte. Unverhohlen musterte er sie vom Scheitel bis zur Sohle. In seinem Blick lag etwas Eigenartiges, keine Spur jener Anzüglichkeit, mit der Männer sie sonst betrachteten. Neugierig sah auch sie ihn geradewegs an. Seine Gesichtszüge erwiesen sich als mild, seine hochgewachsene Erscheinung wirkte in ihrem ganzen Habitus vornehm und zurückhaltend. Nichts deutete darauf hin, welches Elend ihm gewiss schon begegnet war, ganz zu schweigen, zu welchem Grauen er vermutlich selbst imstande war.
    »Ihr seid wohl die besoffene Wundärztin, von deren Heldentaten mir so viel erzählt wurde.« Um seine Mundwinkel zuckte es spöttisch. Einen Moment erstarrte Magdalena. Nein, unmöglich, beruhigte sie sich. Wie soll es sich um die gleiche Mimik wie bei Eric handeln? Seine Größe ausnutzend, sah der Hauptmann von oben auf sie herab, knetete die langen, feingliedrigen Finger durch, bis die Gelenke knackten. Ein galanter Umgang mit Frauen gehörte offenbar nicht zu seinen herausragenden Charaktereigenschaften.
    »Wenn Ihr eine torkelnde Wegelagerin erwartet, die ihre Zunge nicht mehr im Zaum halten kann und Unsinn von sich gibt, muss ich Euch leider enttäuschen. Mein Gehilfe Rupprecht scheint Euch einiges falsch überliefert zu haben.«
    »Wie kommt Ihr darauf, dass meine Informationen von ihm stammen? Wieso bezeichnet Ihr ihn überhaupt als Euren Gehilfen? Dafür reicht mein Deutsch. Also, wer seid Ihr und in welchem Verhältnis steht ihr zwei zueinander?«
    Seine hellen Augen blickten zwischen ihnen beiden hin und her. Rupprecht wirkte verlegen. Nachdem er sie vorhin gleich hatte unterbrechen wollen, um seine Version vorzutragen, hatte der Hauptmann ihn sogleich mit einer Handbewegung zum Schweigen verurteilt. Seither tat er geflissentlich alles, nicht ein weiteres Mal den Unmut des mächtigen Offiziers auf sich zu ziehen. Einen Augenblick lang war Magdalena versucht, die Gelegenheit zu nutzen und sich an Rupprecht zu rächen, indem sie seine jüngsten Ränkespiele entlarvte. Andererseits war und blieb der Schwede ihr Feind und Rupprecht ihr Gefährte, sosehr sie sich auch über ihn geärgert hatte. Schändlichen Verrat durfte sie nicht begehen. Wer wusste, wie nützlich ihnen Rupprechts Taktieren noch werden konnte? Immerhin versorgte er den Hauptmann mit besonderen Rezepturen und hatte sich dadurch in gewisser Weise unentbehrlich für ihn gemacht. Das konnte für sie beide von Vorteil sein. Ein kaum sichtbares Flackern in Rupprechts Augen bestätigte ihre Einschätzung, besser Vorsicht walten zu lassen. »Wir beide haben beim selben Feldscher unser Handwerk erlernt und über lange Jahre miteinander im Regiment der Kaiserlichen gearbeitet, bis wir unweit von Amöneburg in Eure Linien geraten sind.«
    »Was nicht unbedingt euer Unglück gewesen sein muss. Schließlich werdet ihr triftige Gründe dafür gehabt haben, euch jenseits eures Trosses aufzuhalten. Wie mir zu Ohren kam, gab es einige ungeklärte Übergriffe auf ranghohe Offiziere. Ein Profos soll schlimm verunglückt, ein Quartiermeister gar zu Tode gestürzt sein.« Wieder umspielte der spöttische Zug seine Mundwinkel. Die langen blonden Wimpern ließen die hellen Augen selbst im schwachen Licht noch strahlen.
    Unter anderen Umständen hätte sie seine Eleganz sicherlich bewundert. So aber überwog das Misstrauen. »Ihr seid bestens informiert über das, was sich bei den Kaiserlichen tut. Vermutlich verfügt Ihr über ausgezeichnete Kundschafter.« Sie bemühte sich, ihn nicht merken zu lassen, wie gern sie die Gelegenheit nutzen und langersehnte Nachrichten von ihm erfahren würde.
    »Natürlich. Meine Leute haben mir

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