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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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man eigentlich die Galgen aufbauen sollen. Dann würden die sehen, wie ihre Kameraden für die schändliche Tat büßen.«
    »Da oben ist gar kein Platz für die Galgen«, stellte Magdalena klar. »Ganz abgesehen von den Zuschauern. Viel zu eng stehen die Häuser beieinander. Nicht einmal einen ordentlichen Marktplatz gibt es.«
    »Das weißt du wohl von den Besuchen bei deinem neuen Kavalier?« Verschmitzt lächelnd knuffte Elsbeth sie in die Seite. Magdalena war froh, dass die anderen die Bemerkung nicht hörten.
    »Außerdem residieren unsere Feldherren und Marschälle in den wenigen Häusern, die noch nicht abgebrannt sind. Von dem gewaltigen Ansturm bei einer Hinrichtung wollen die wohl kaum gestört werden.« Stolz, etwas beitragen zu können, streckte der Alte die schwache Brust heraus.
    »Schade, dass die feinen Bürger von Amöneburg nicht sehen, wie die Halunken aufgeknüpft werden.« Die Augen der Braunhaarigen blitzten. Sie ballte die Fäuste, als wollte sie eigenhändig auf die Delinquenten losgehen. »Elende Verräter sind das. Verdienen gar nicht, dass die Unsrigen sie vom Joch der Schweden befreit haben.«
    Magdalena ließ sich nicht vom Zorn anstecken. Ihr gestriger Besuch bei der Familie des Stadtkommandanten hatte ihr einen ernüchternden Einblick in die wahren Verhältnisse in der Stadt gewährt. Seither hatte sie beschlossen, die Bemühungen ihres neuen Verehrers nicht mehr zu beachten. Zu ungewiss war ihr seine Haltung. Laut sagte sie: »Die Stadtbewohner sind fast alle fort. Kaum einer kann also noch von der Hinrichtung beeindruckt werden. Die meisten sind gleich mit den schwedischen Truppen abgezogen. Sieht ganz so aus, als hätten die Bürger sich während der Besatzungszeit mit Wrangels Mannen verbrüdert und wollten gar nicht von uns befreit werden.«
    »Von einer echten Befreiung kannst du sowieso nicht reden. Immerhin haben sich unsere Feldherren mit den Schweden verständigt, dass die Heringfresser kampflos abziehen und uns die Stadt übergeben.« Der alte Soldat machte keinen Hehl daraus, wie beschämend er die Umstände fand, die zur Einnahme geführt hatten. Eine richtige Schlacht wäre ihm allemal lieber gewesen.
    »Sag ich doch, dass das Verräter sind. Gehören alle gleich mit aufgeknüpft. Eine Frechheit, dass sich unsere Feldherren auf den Kuhhandel eingelassen haben und die Schweden abziehen ließen.« Das Gesicht der Braunhaarigen lief vor Empörung rot an.
    »Die sind es gar nicht wert, dass wir unsere Köpfe für sie hinhalten.« Der alte Soldat schien ehrlich entrüstet. Selbst nach fast dreißig Jahren Krieg fiel es ihm schwer zu begreifen, dass die Kaiserlichen nicht überall als Befreier vom schwedischen Joch bejubelt wurden und dass die Feldherren sich die Gelegenheit für ein ordentliches Gefecht hatten entgehen lassen.
    »Du hast recht: Was kümmern uns die undankbaren Schweinehunde aus der fremden Stadt? Wahrscheinlich sehnen die sowieso nur die Rückkehr der Schweden herbei. Viel wichtiger ist, dass diese Mörder da vorn endlich am Galgen baumeln.« Damit verschränkte die Braunhaarige die Arme vor der Brust und drehte den Kopf, um das Geschehen auf dem Richtplatz besser im Auge zu haben. »Wie man hört, warst du dabei, als die beiden Meuchelmörder gestern früh gefasst wurden«, wandte sie sich kurz darauf an Magdalena.
    »Was du nicht sagst!« Dem Alten stand vor Staunen der Mund offen. Sicherlich erhoffte er sich einen ausführlichen Bericht, gespickt mit all den grausamen Einzelheiten, die nur ein Augenzeuge wissen konnte.
    »Los, erzähl ihm schon von deiner neuesten Heldentat«, raunte Elsbeth ihr ins Ohr und schickte sich an, Carlotta zu nehmen. Zunächst wehrte sich die Kleine heftig, die Arme der Mutter zu verlassen. Es kam sogar zu einem kleinen Gerangel. Magdalena nahm das jedoch kaum wahr. Zu tief war sie in ihre Gedanken versunken, sah wieder vor sich, wie die drei Söldner die beiden Gefangenen vor ihren Augen malträtiert hatten. Erst als Elsbeth etwas grober wurde und beinahe der Stoff von Magdalenas Mieder zerriss, weil Carlottas Fingerchen sich darin verhakten, wurde sie aufmerksam. Doch da war es bereits zu spät. Carlotta hatte sich beruhigt und lehnte ihr rotblondes Köpfchen Daumen lutschend an die Schulter der Cousine. Elsbeth herzte und liebkoste sie wie eine echte Mutter. Schweren Herzens musste Magdalena mit ansehen, wie Carlotta Elsbeths pralle Brüste betatschte und sie darüber zu vergessen schien.
    »Was ist denn genau passiert, als

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