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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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erkrankt, hätte sie dich auch nicht gebraucht.«
    »Und wer würde sich um den armen Wurm kümmern, wenn die gute Magdalena bei Meister Johann ihre Wunder als Wundärztin vollbringt?«
    »Ist ja schon gut«, beschwichtigte Roswitha. »Ich will nur nicht, dass du vergisst, dass Carlotta nicht dein Kind ist. Frauen wie du, die ein totes Kind zur Welt gebracht haben, leiden oft darunter, dass andere Frauen gesunde Kinder haben, noch dazu, wenn sie ihre Ammen sind.«
    Einen Augenblick lang fühlte Elsbeth sich regelrecht ins Gesicht geschlagen. Schnell aber fasste sie sich wieder, reckte das Kinn in die Höhe und sah von oben auf die alte Hebamme hinab. »Wer Schuld daran trägt, dass mein Kind tot zur Welt gekommen ist, steht wohl fest. Du tust besser daran, nicht immer wieder damit anzufangen. Nicht einmal gezeigt hast du mir das arme Ding. Wer weiß, warum. Sei froh, dass ich die Geschichte nicht dem Profos gemeldet habe.«
    »Mir drohst du nicht! Viel zu lange bin ich Wehmutter, um nicht alles schon zigmal erlebt zu haben. Frauen, deren Kinder tot geboren werden, tun sich immer schwer, das zu begreifen. Trotzdem musst du das, Elsbeth. Manche Kinder wollen nun einmal nicht leben. Da kann niemand was dran ändern. Sei froh, das missgebildete Ding nicht gesehen zu haben. Es ist besser, dass du denkst, es wäre ein ansehnliches Kind gewesen. Wenigstens hattest du das Glück, gleich danach als Amme bei Magdalena einspringen zu können. Das hat dir viel Trost gegeben. Ich habe schon zu oft erlebt, dass Frauen nach Totgeburten anderen Frauen die Kinder gestohlen haben. Sie haben es einfach nicht ertragen, unnütz die Milch aus den schweren Brüsten tropfen zu sehen.«
    Das war zu viel! Erbost sprang Elsbeth auf, und es war ihr gleich, dass die Kleine von der abrupten Bewegung erschreckt zu weinen begann. »Ich habe Magdalena nicht ihr Kind gestohlen! Sie selbst hat mir Carlotta anvertraut. Sie weiß nämlich sehr wohl, wie gut ich mich um sie kümmere.« Zornig blitzte sie die Alte an.
    »Und du weißt sehr wohl, wie viel die Kleine Magdalena bedeutet.«
    »Ach, red doch keinen Unsinn! Warum überlässt sie sie dann ständig mir? Für sie ist sie doch nur eine Last! Viel lieber, als sich um die Kleine zu kümmern, hockt sie doch drüben in Meister Johanns Zelt bei all den Siechen und Verletzten. Längst hat sie eingesehen, wie töricht es war, sich damals mit dem Halunken Eric einzulassen und ein Balg von ihm zu empfangen. Damals in Freiburg hat er die erstbeste Gelegenheit genutzt, sich aus dem Staub zu machen.«
    Mit einem schadenfrohen Lächeln verfolgte sie, wie die Alte sich schwankend auf die Zehenspitzen zu manövrieren versuchte, um ihr leise zuzuzischen: »Du bist diejenige von uns beiden, die hier Unsinn verbreitet. Das kann schlecht für dich ausgehen, meine Liebe! Eine Mutter lässt nicht mit sich spaßen, wenn es um ihr Kind geht. Die Kleine ist für Magdalena das lebendige Band zu Eric, das Einzige, was die Franzmänner ihr nicht nehmen konnten, nachdem sie damals erst den Vater und wenige Tage später wohl auch Eric getötet haben. Nur durch Carlotta lebt er für Magdalena weiter.«
    »Wenn du dich da mal nicht täuschst. Was passiert wohl, wenn Meister Johann und Rupprecht erfahren, dass Magdalenas Kind von diesem windigen Burschen stammt? Bis heute glauben die doch, Magdalena wäre von einem Unbekannten geschwängert worden. Kaum auszudenken, wie sie darauf reagieren, dass ausgerechnet die edle, gute Magdalena sie so schamlos hintergangen hat. Dabei wissen wir alle genau, um wen es sich bei diesem blonden Eric aus Magdeburg tatsächlich handelt: um den Sohn des Todfeindes von Magdalenas Vater! Wenn rauskommt, dass ihr Kind von ihm ist, dann gnade ihr Gott!« Fest presste sie die Lippen auf Carlottas Köpfchen und schaukelte sie hin und her. Gierig fassten die Händchen der Kleinen nach den bloßen Brüsten.
    Für eine Weile herrschte eisiges Schweigen.
    »Kümmere du dich lieber darum, Magdalena nicht zu verärgern. Immerhin sorgt deine Cousine dafür, dass du jeden Tag was Ordentliches zu beißen hast und nicht im Hureneck landest.«
    Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte sich die Alte um und ging davon.
    5
    Bevor Magdalena die Operation begann, atmete sie mehrmals tief durch. Die stickige Luft im Zelt machte nicht nur ihr zu schaffen. Rupprecht und Meister Johann schwitzten ebenfalls, auch Erics nackte Brust glänzte feucht. Unter dem Leintuch musste sein Gesicht längst glühen. Hastig

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