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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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musst du mir glauben: Nichts hätte ich lieber getan, als sofort wieder zu dir zu gehen.«
    »Warum hast du es nicht einfach getan?« Von neuem erschwerten Tränen ihr das Sprechen. Dann aber spürte sie Entrüstung in sich aufsteigen: »Seit Monaten hättest du das tun können! Ein Wort zu Seume oder zu einem anderen aus seinem Umfeld, und wir wären wieder zusammen gewesen.«
    Er schwieg, schien nach den richtigen Worten zu suchen. Dann sagte er leise: »Es ging nicht. Du musst es mir einfach glauben, Magdalena, bitte!«
    »Warum? Hast du eine andere? Hast du mich vergessen?«
    »Nein, nie, das weißt du genau.« Er suchte ihren Blick.
    Eine Weile hielt sie ihm stand, dann übermannte sie wieder die Empörung, und sie schnaubte verärgert. »Erzähl keine Lügen. Das ertrage ich nicht.«
    »Das würde ich nie tun.« Angesichts ihres eisigen Schweigens setzte er nach: »Du weißt nicht, was das für Menschen waren, mit denen ich zu tun hatte.«
    »Ehrbare Leute wahrscheinlich, die mit Hagen Seume Geschäfte machen.« Abermals entfuhr ihr ein verärgertes Schnauben. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich halb von ihm ab, um ihn nicht mehr direkt ansehen zu müssen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete er nun doch den Oberkörper halb auf. Sie verbiss sich eine weitere Warnung. Ächzend stützte er sich auf die angewinkelten Arme.
    »Dass Seume und seine Leute ehrbar sind, davon bin ich ausgegangen. Ein unentschuldbarer Fehler. Aber wenn ich dich erinnern darf, Magdalena: Selbst dein Vater nannte ihn seinen Freund, bat ihn zum Taufpaten für deinen Bruder. Welche Schufte Seume und seine Leute in Wahrheit sind, das habe ich erst viel zu spät begriffen. Nach dem Jahr bei den Franzmännern, die uns damals verschleppt hatten, war ich froh, wieder unter Menschen zu sein.«
    »Lüg nicht. Von Anfang an hast du gewusst, mit wem du es zu tun hast. Überhöhte Preise hast du von Seume verlangt, ihm die Sachen zum Kauf angeboten, die du zuvor aus den Magazinen der Kaiserlichen gestohlen hast. Und den Gewinn hast du hinterher mit irgendwelchen Bauern geteilt, die sich weigern, die Unsrigen zu unterstützen, obwohl wir sie vom Joch der schwedischen Heringfresser befreien und Tag für Tag unser Leben für sie riskieren.«
    »Wer hat das behauptet?«
    »Das spielt doch keine Rolle. Lass gut sein, Eric. Was interessieren mich diese Leute? Nur eines zählt für mich: Du standest die ganze Zeit mit Seume in Verbindung. Du hättest ihn fragen können, wo ich bin. Warum bist du nicht zurückgekommen? Hast du vergessen, was wir uns in Freiburg geschworen haben? Ich habe auf dich gewartet.«
    Mit dem Handrücken wischte sie sich die Wangen, fasste nach dem Bernstein unter ihrem Mieder und zog ihn heraus. »Hier, das Zeichen deiner ewigen Liebe, an die ich mal geglaubt habe.«
    Sie löste das Lederband und legte ihm den auch im trüben Licht klar scheinenden Stein auf die bandagierte Brust. Verwundert starrte er darauf.
    »Magdalena! Das ist nicht dein Ernst!« Abrupt fuhr er hoch und stöhnte im nächsten Moment vor Schmerzen auf.
    »Nicht!«, rief sie und half ihm, sich wieder flach auf der Matte auszustrecken.
    Rasch prüfte sie die Verbände. Zum Glück war nichts passiert. Die Wunden waren inzwischen wohl doch schon so weit verheilt, dass sie nicht bei jeder unbedarften Bewegung aufplatzten.
    »Du hast es eben gehört«, wechselte sie rasch das Thema, »die Schweden rücken näher. Ich weiß nicht, was zwischen dir und Seume vorgeht, nur dass Seume dich unbedingt am Galgen sehen will. Das Einzige, was jetzt zählt, ist: Du musst so schnell wie möglich fort. Bevor die Schlacht ausbricht, wird er dich hängen wollen. Uns muss etwas einfallen, wie wir dich vorher in Sicherheit bringen.«
    Sie wollte sich gerade abwenden, um das Leinen, das Roswitha vorhin gerissen hatte, aufzuwickeln, da hielt er sie am Arm zurück. »Warum tust du das, wenn du glaubst, ich liebe dich nicht mehr?«
    »Frag besser nicht.« Vorsichtig löste sie seine Finger von ihrem Arm und rutschte von der Matte weg.
    »Seume wird bald kommen und höchstpersönlich nach ihm sehen.« Auf einmal stand Rupprecht im Zelt. Wie so oft hatte er sich lautlos herangeschlichen. »Einer seiner Knechte hat mich gewarnt. Euch ist klar, was das bedeutet?«
    Betretenes Schweigen füllte das Zelt. Magdalena spürte Schwindel im Kopf, gleichzeitig zitterten ihr die Beine. Rupprecht schien ebenfalls von Unruhe gepackt. Sein Blick wanderte rastlos umher. Mehrmals

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