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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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Beziehungen zu den Briten zu intensivieren …«
    Ein merkwürdiger Nebeneffekt des Medieninteresses war ein plötzlicher Kundenansturm bei Kowalski’s. Ein paar Tage nachdem ich bei Marnie eingezogen war, rief Ed mich an und berichtete, dass der Umsatz sprunghaft angestiegen sei.

    »Der Laden brummt, Rosie! So etwas hatten wir noch nie. Vergiss den Mimi-Sutton-Effekt – das hier ist wahre Publicity! Wir haben diese Woche vierzig Prozent mehr Umsatz gemacht als letztes Jahr um diese Zeit.«
    Ich konnte es kaum glauben. »Echt? Ich hätte gedacht, dass der Presserummel eher abschreckend wirkt.«
    »Machst du Witze? Das ist die Upper West Side, Rosie! Stell hier ein paar Fotografen vor die Tür, und sie kommen in Scharen angerannt. Heute Morgen war Joan Rivers da – Marnie hat sich kaum noch eingekriegt.«
    »Verrückt.«
    »Ich weiß. Aber das Beste daran ist, dass alle unsere Stammkunden gekommen sind, um dich zu unterstützen. Mrs Katzinger war gleich als Erste da, und heute Nachmittag hat sich Delores Schuster ganz besorgt nach dir erkundigt. Danach hat sie den Fotografen erst mal gehörig die Meinung gesagt, das hättest du sehen sollen!«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Sie hat das nur gemacht, weil sie dich mag, Rosie. Sie stehen alle zu dir. Und den Journalisten dürfte es bald langweilig werden. Heute Morgen waren auf jeden Fall nicht mehr so viele da wie noch in den letzten Tagen. Für Kowalski’s ist es wirklich fantastisch, dass sie dich auf der Abschussliste haben. Nichts verkauft sich in dieser Stadt besser als ein kleiner Skandal, Baby!«
     
    Ich blieb zwei Wochen bei Marnie, fernab des Medienrummels. Am Anfang nervte es mich, nicht zu Kowalski’s zu können, aber bald freute ich mich richtig über meinen kleinen Zwangsurlaub. Ich erkundete Marnies Viertel, stöberte in Vintage-Boutiquen und kleinen Kunstläden herum, las viel und ging ins Kino – etwas, das ich seit Jahren nicht mehr gemacht hatte. In meinen kreativen Pausen flogen mir
wie von selbst lauter neue Ideen zu, die ich gleich mit Ed besprach, wenn er mich besuchen kam, was er ziemlich häufig tat.
    »Eigentlich hätte dir gar nichts Besseres passieren können«, fand er eines Abends, als wir zu dritt an Marnies mit lila Vinyl beschichtetem Esstisch aus den Sechzigern saßen und Take-away vom Vietnamesen aßen. »Du hast endlich mal wieder Zeit, dich voll und ganz aufs Design zu konzentrieren. Und bei Kowalski’s geben sich die Kunden die Klinke in die Hand. Wir haben also eine strahlende Zukunft vor uns. Deinem Bruder sei Dank«, fügte er grinsend hinzu.
    Und eigentlich hatte er Recht. Als ich mir Ed und Marnie so anschaute, wurde ich auf einmal von einer wunderbaren Zuversicht gepackt. Was da draußen gerade passierte, war das Problem meines Bruders, nicht meins. Ich hatte mir nichts zuschulden kommen lassen, und meine Kunden schienen das genauso zu sehen. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, gestärkt aus der ganzen Sache hervorzugehen. Es tat gut zu wissen, dass mein Laden sich auch unter widrigen Umständen behaupten konnte.
     
    Nach einer Weile verlagerte sich das Medieninteresse nach Washington, wo erste Stimmen begannen, die Glaubwürdigkeit der Darneks anzuzweifeln. Jede neue Enthüllung wurde begierig aufgegriffen, und auf einmal schien die Presse Washington wieder viel interessanter zu finden, als in meiner Straße zu campieren – und ich konnte endlich zurück nach Hause und, wichtiger noch, zu Kowalski’s. Der Alltag kehrte ein, und mein Leben verlief fast wieder in gewohnten Bahnen. Mum rief mich in diesen Tagen ziemlich häufig an und konnte sich gar nicht genug darüber empören, dass sich sogar ihre geliebte BBC »auf das Niveau des Boulevard begeben« und in aller Ausführlichkeit über die Irrungen
und Wirrungen meines Bruders berichtet hatte. Von James selbst hörte ich nichts, aber das war vielleicht auch ganz gut so. Vermutlich hielt er sich noch immer bedeckt und genoss die Gastfreundschaft des britischen Generalkonsulats. Am Anfang verfolgten Ed und ich die Affäre noch mit reger Anteilnahme, aber je länger sie sich hinzog, ohne zu irgendwelchen Ergebnissen zu gelangen, desto mehr erlahmte selbst mein Interesse.
    Celia konnte gar nicht aufhören, sich bei mir zu entschuldigen, benahm sich noch mehr als sonst wie eine neurotische große Schwester, und obwohl ich ihr immer wieder versicherte, dass ich ihr keine Schuld an James’ misslicher Lage gab, hatte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen, mir nicht

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