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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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arbeiten war aufregend und inspirierend, und ich war vom ersten Tag an von meinem neuen Job begeistert.
    Ich war gerade mal anderthalb Jahre da, als wir den größten Auftrag der bisherigen Firmengeschichte ergatterten: Ein großer internationaler Konzern engagierte uns für eine transatlantische Kampagne.
    Eines schönen Tages im April bat mich QJ, mein Chef, um einen Gefallen.
    »Rosie, heute kommen ein paar amerikanische Kollegen zur Verstärkung. Verdammt lästig, ich weiß, aber der Kunde will, dass wir ein transatlantisches Team bilden, und mir sind die Hände gebunden. Sie kommen heute Nachmittag in Heathrow an, und mein Wagen ist in der Werkstatt. Könntest du sie für mich abholen?«
    Obwohl es sowieso schon der wahrscheinlich hektischste Tag meines Lebens war, sagte ich zu. Die Fahrt nach Heathrow würde mir guttun, sagte ich mir, und insgeheim war ich froh, als Erste mit den amerikanischen Kollegen reden zu
können – das gab mir Gelegenheit, gleich die künstlerische Linie des Projekts abzustecken, das ich mittlerweile schon als »mein Projekt« ansah. Außerdem hatte ich seit Wochen keinen freien Tag mehr gehabt, und die Fahrt zum Flughafen war zumindest eine Möglichkeit, mal wieder rauszukommen.
    Der Verkehr stadtauswärts ging nur stockend voran, aber der erste schwache Frühlingssonnenschein gab London jenen Zauber, den man in der Stadt immer zu finden hofft, aber meist vergeblich sucht. Ich fand mich also damit ab, stellte mich auf eine lange Fahrt ein und beschloss sie zu genießen. Ich drehte das Radio auf und sang die ganze Fahrt über mit, bis ich gefühlte zwei Stunden später beim Terminal 4 ankam.
    Als ich endlich im Flughafengebäude war, stellte ich mich zu der langen Reihe von Chauffeuren und Assistenten, die eilig beschriebene Zettel hochhielten, und zu den erwartungsfrohen Freunden und Familien, die sich in der Ankunftshalle eingefunden hatten. Mein tadellos laminiertes Schild betont lässig in der Hand, stand ich da und ließ etliche Maschinenladungen Passagiere an mir vorbeilaufen, ehe schließlich – nachdem ich eine geschlagene Dreiviertelstunde gewartet hatte – David Lithgow in mein Leben spaziert kam.
    Mein erster Gedanke war, dass ich noch nie in meinem Leben jemanden mit richtig grauen Augen gesehen hatte. Davids Augen waren so grau wie die Bruchsteinmauern im Lake District. Auch wenn es abgedroschen klingt, aber es war wirklich so: Von diesem Augenblick an wusste ich, dass mein Leben sich unwiderruflich verändern würde.
    In den folgenden Tagen und Wochen arbeitete ich sehr eng mit ihm zusammen, da die erste Projektphase kurz vor dem Abschluss stand. Meinen Kollegen entging die Chemie
zwischen uns nicht – sogar QJ ließ mal eine Bemerkung fallen (und das will etwas heißen, denn QJ besitzt viele hervorragende Eigenschaften, aber eher mangelhaft ausgeprägte soziale Antennen). David und ich machten oft zusammen Mittag, und wenn er mit mir sprach, lehnte er sich weit über den Tisch und sah mir tief in die Augen. Es verschlug mir jedes Mal die Sprache. Später gestand er mir, dass er unsere Kollegen bestochen hatte, damit sie uns so oft wie möglich allein ließen.
    Eine Woche vor dem Abschluss des Projekts verkündete QJ, dass der Kunde dem ganzen Team ein langes Wochenende spendiere – als Belohnung für unsere harte Arbeit, aber auch als Gelegenheit, der Kampagne nochmal hoch konzentriert den letzten Schliff zu verpassen. Geplant war, jeden Tag von neun bis zwölf zu arbeiten, danach war Entspannung angesagt. Ein gemütliches Country House Hotel in Snowdonia war exklusiv für uns gebucht worden. An einem Donnerstag Ende Mai machte unser Team sich also nach Feierabend auf den Weg nach Wales.
    Am Samstagabend beschlossen die anderen ins Dorf in den Pub zu gehen, aber ich blieb lieber im Hotel, machte es mir mit einem Buch im Kaminzimmer gemütlich und freute mich auf einen ruhigen Abend. Als es dann auch noch zu regnen begann, fühlte ich mich in meiner Entscheidung bestätigt. Binnen Minuten peitschten heftige Regen- und Hagelschauer gegen die Fenster. Ich kuschelte mich in meinen Sessel und wollte mich gerade in mein Buch vertiefen, als auf einmal David hereinkam.
    »Mir war heute nicht nach warmem Bier und lauter Musik«, meinte er, ließ sich neben meinem Sessel auf dem Boden nieder und schaute mich an. »Ich wollte lieber hierbleiben. Bei dir.«
    Seine Worte lösten wahre Freudentänze in mir aus. Mit
bis dahin ungeahntem Mut streckte ich die Hand nach ihm aus und

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