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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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wirklich das Letzte, was ich mir gewünscht hatte. Ich trank einen großen Schluck Kaffee, der mir heiß in der Kehle brannte, doch die Wärme dämpfte die Übelkeit, die noch immer in mir aufsteigen wollte. Meine Gedanken wanderten weiter zu Nate. Und daran, wie er mich in den Armen gehalten hatte. Die bloße Erinnerung an seine Umarmung jagte warme Schauer durch meinen Körper. Der Geruch seiner Haut, der rasche Schlag seines Pulses, seine starken Arme, die mich festhielten … Empfindungen, die ich vor Jahren sorgsam weggepackt hatte, lagen nun um mich herum verstreut, und ich sah mich außerstande, sie wieder ordentlich zu verstauen. Was war es, das ich fühlte?
    Das schrille Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken.
    »Rosie? Wo bist du?«
    Eine Welle der Erleichterung schlug über mir zusammen, und ich schluchzte ins Telefon. »Oh Celia …«
    »Rosie, ich hab mir solche Sorgen gemacht! Nate auch. Er hat mich angerufen und von dem Meeting erzählt.«
    Als Antwort brachte ich nur ein weiteres Schluchzen heraus.
    »Oh Rosie – ist es wegen David?«
    »Ja …«, jammerte ich.

    »Und er heiratet wirklich?«
    Das war zu viel. Ich konnte den Schmerz nicht mehr ertragen. Ich brauchte meine Freundin. Celia fluchte vernehmlich, und als sie sich wieder gefasst hatte, sprach sie mit sanfter Entschiedenheit: »Hör zu, Rosie: Du nimmst dir jetzt ein Taxi und kommst zu mir in die Redaktion – und zwar jetzt sofort –, und dann schauen wir, was wir machen können, okay?«
    Aber da hatte ich meine Sachen längst zusammengesucht und war bereits auf dem Weg nach draußen. »Bin schon unterwegs.«

15
    Ehrlichkeit.
    Damit ist es bekanntlich so eine Sache – je nachdem, ob man sie erwartet oder sie von einem erwartet wird. Warum fällt es einem so leicht, sie von anderen zu fordern, und doch so schwer, selbst ehrlich zu sein? Mein Leben lang habe ich zumindest versucht , anderen gegenüber ehrlich zu sein.
    Schon bald nachdem wir uns kennengelernt hatten, hatte Celia genau das als Teil meines Problems diagnostiziert. »Du trägst dein Herz vor dir her wie eine Prada-Handtasche, die jeder sehen soll, Rosie. Manchmal lohnt es sich aber, sich ein wenig bedeckt zu halten.«
    Ich nahm mir ihren Rat zu Herzen und hielt mich fortan bedeckt. Wenn ich der Welt mein Herz nicht zeigte, konnte es mir auch niemand brechen. Und es hatte bestens funktioniert. Bis jetzt.
    Denn nun war auf einmal wie aus dem Nichts der Mensch aufgetaucht, der den Schlüssel zu meiner Vergangenheit hatte (oder besser gesagt: der der Schlüssel zu meiner Vergangenheit war ). Und er war ausgerechnet da aufgetaucht, wo ich mich so sicher geglaubt hatte – in Nates Gesellschaft. Nate war dabei gewesen, ihm war meine Reaktion nicht entgangen, und ich wusste, dass ich kaum umhinkäme,
ihm jetzt alles zu erzählen. Im Grunde meines Herzens hatte ich es ja immer geahnt: Irgendwann würde die Zeit kommen, wo ich nicht länger ein Geheimnis daraus machen konnte. Und nun, da die Zeit gekommen war, empfand ich fast Erleichterung, aber auch Angst, denn früher oder später würde ich es auch meinen anderen Freunden erzählen müssen. Und bald würde es die ganze Welt wissen! Der Schmerz, den die Wahrheit mir bereitete, würde erst vergehen, wenn alle wussten, was vor sechseinhalb Jahren geschehen war, wenn es kein Geheimnis mehr war, weshalb ich einst in der besten Stadt der Welt Zuflucht in Mr Kowalskis Blumenladen gesucht hatte. Alle würden es wissen, alle mussten es wissen – auch Ed. Aber wie sollte ich es ihm sagen? Der bloße Gedanke daran, mit ihm die Scherben meiner Vergangenheit aufzulesen, nachdem ich allen diesbezüglichen Fragen all die Jahre ausgewichen war, erfüllte mich mit Panik. Aber darüber würde ich mir Gedanken machen, wenn es so weit war. Zunächst einmal musste ich mich damit auseinandersetzen, dass Nate aller Wahrscheinlichkeit nach würde wissen wollen, warum mich das Wiedersehen mit David so erschüttert hatte. Die Freundschaft mit ihm bedeutete mir sehr viel – nein, er bedeutete mir sehr viel. Im Taxi ging mir auf, dass ich in der Falle saß. Ich steuerte geradewegs auf die Wahrheit zu, und obwohl ich am liebsten in die entgegengesetzte Richtung gerannt wäre, wusste ich, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.
    Über meine Gefühle zu sprechen machte mir Angst. Ich wüsste nicht, wovor ich mich noch mehr fürchtete. Wer ehrlich ist, geht immer auch das Risiko ein, Menschen zu verlieren, denen die Wahrheit nicht gefällt. Und

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