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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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eingetroffen sein… Schieben wir besser nichts auf, tun wir, als ob nichts geschehen wäre, das wird die Engländer täuschen. Meine Anordnungen für die Jagd sind gegeben. Wir werden gegen sechs Uhr aufbrechen, das ist bei Sonnenaufgang, später ist die Hitze unerträglich. Wir werden meine Tochter im Palast zurücklassen, unter guter Bewachung natürlich, denn Rao könnte Verbindung zu einigen Leuten in der Stadt haben. Wir werden gegen zehn Uhr wieder zurück sein… Unterdessen wird Ali hier im Palast bleiben, Sugriva hingegen sich den Engländern an die Fersen heften, ihr Treiben beobachten und sich etwas umsehen.“
    „Aber“, wandte Corcoran noch einmal ein, „was zwingt uns, heute auf Rhinozerosjagd zu gehen, wenn Ihr eine ernsthafte Gefahr befürchtet?“
    „Lieber Freund“, entgegnete Holkar, „der letzte der Raghuiden will, wenn er schon vernichtet werden soll, nicht enden wie ein Bär, den man in seinem Bau ausräuchert. Dieses Beispiel wäre eines Nachkommens Ramas nicht würdig.“
    „Na schön“, meinte Corcoran, der es nicht lassen konnte, stets das Schlimmste zu befürchten, „gestattet wenigstens, daß ich Eurer Tochter eine weit sicherere und stärkere Leibwache zur Verfügung stelle, als es Ali und die gesamte Garnison von Bhagavapur sein mögen.“
    „Wer wäre das denn?“
    „Louison natürlich.“
    Im selben Augenblick erhob sich die Tigerin, die gespürt hatte, daß man von ihr sprach, auf ihre Hinterpfoten und legte ihre Vordertatzen auf Corcorans Schultern. Da ging die Tür auf, und Sita betrat den Raum.
    „Mein liebes Kind“, sagte Holkar, „morgen werden wir auf Rhinozerosjagd gehen…“
    „Mit mir?“ unterbrach ihn das Mädchen.
    „Nein, du wirst im Palast bleiben. Rao könnte mit seinen Reitern die Gegend unsicher machen, und ich möchte nicht, daß du ihm begegnest.“
    „Aber Vater“, erwiderte Sita, die sich auf das Vergnügen, das ihr die Jagd jedesmal bereitete, schon gefreut hatte, „ich reite ausgezeichnet, das wißt Ihr, und ich werde Euch keinen Augenblick verlassen.“
    „Vielleicht wäre sie bei uns wirklich sicherer als hier“, gab Corcoran zu bedenken. „Ich verspreche Euch, besonders auf sie zu achten.“
    „Nein“, sagte der Greis. „Ein Zusammentreffen mit dem Feind wäre gefährlicher. Ich würde lieber Ihr Angebot mit Louison annehmen.“
    „Wie, Kapitän Corcoran“, sagte Sita und klatschte dabei freudig in die Hände, „Sie überlassen mir Louison für einen ganzen Tag?“
    „Ich würde sie Ihnen für immer und ewig schenken“, entgegnete der Bretone, „wenn ich annehmen könnte, daß sie sich verschenken lassen würde, aber sie ist etwas kapriziös und hört nur auf mich. He, Louison! Bis zu meiner Rückkehr hörst du auf die Prinzessin; wenn jemand mit ihr sprechen will, dann knurrst du gehörig mit, und wenn ihr jemand mißfällt, dann verleib ihn dir ein! Wenn sie im Park spazierengehen will, dann begleite sie und laß sie nicht aus den Augen; sie ist deine Herrin und Fürstin! Also, du weißt, was du zu tun hast?“
    Louison betrachtete abwechselnd den Kapitän und Sita und ließ ein zufriedenes Schnurren hören.
    „Ein solcher Wächter“, bemerkte Corcoran, „wiegt eine ganze Reitereskadron an Mut und Schnelligkeit auf; was die Intelligenz betrifft, da kommt Louison niemand gleich…, sie begeht keine Indiskretion, kennt keine Eitelkeit, weiß immer die richtigen von den falschen Freunden zu unterscheiden; sie ist kein Feinschmecker, ihr genügt ein Stück rohes Fleisch…, schließlich hat Louison einen besonderen Sinn, Leute zu durchschauen. Ich habe mehr als einmal erlebt, daß sie mir durch ein im richtigen Moment zu vernehmendes Gebrüll indiskrete Frager vom Hals gehalten hat.“
    „Herr Corcoran“, sagte Sita, „kein Schatz der Welt könnte eine solche Freundschaft aufwiegen. Aber ich nehme sie an im Austausch gegen die meinige.“
    Während man derart miteinander besprach, was zu tun sei, war es inzwischen Tag geworden. Corcoran küßte ein letztes Mal Louison auf die Stirn, verneigte sich respektvoll vor Sita und stieg, ebenso wie Holkar, zu Pferd. Ein Trupp von vier- bis fünfhundert Männern folgte ihnen. Louison sah sie mit Bedauern davonreiten, aber schließlich schien sie sich in ihr Schicksal zu fügen. Auf einen Ruf Sitas hin begab sie sich in den Palast und erwartete, sich neben die Prinzessin lagernd, die Rückkehr der Jäger.
     
     
7.
Die Rhinozerosjagd
     
    Unglücklicherweise war Louison trotz ihrer

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