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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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zerknirscht aus.
    Erneutes Kopfschütteln ihrerseits. Widerspenstig.
    Was sollte das? Sie hätte laut schreien können vor so verdammt, verdammt vielen Gefühlen auf einmal.
    »Ich werde nicht schlau aus dir«, begann er.
    »Du?«
    Er nickte.
    »Aus mir?« Sie hörte, wie entgeistert das klang.
    Erneutes Nicken.
    Sie schnappte nach Luft, war einen Moment sprachlos. » Du wirst aus mir nicht schlau?«
    »Ja.«
    Sie setzte sich auf die Bank. Warum die ganze Zeit über herumstehen? »Hey, das klingt völlig bescheuert.«
    Er steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ich weiß.« Alex setzte sich nicht zu ihr. Er blieb neben den breiten Wurzeln stehen, die sich durch den Waldboden zogen. »Ich weiß.«
    Sie hatte gerade weiter drauflosschimpfen wollen, aber das bremste sie. »Du weißt das?« Hatte er das tatsächlich gesagt? Hatte er wirklich zugegeben, dass ihm bewusst war, wie bescheuert sich das alles anhörte?
    »Es ergibt einfach keinen Sinn.«
    »Was meinst du?«, hakte sie vorsichtig nach.
    »Das alles«, sagte er. »Das mit … uns.«
    »Uns?«
    »Ja.«
    Er trat einen Schritt näher und setzte sich jetzt doch auf die Bank. Neben sie, doch in gebührendem Abstand.
    »Neulich abends hast du behauptet, dass wir uns seit vier Jahren kennen«, machte sie den Anfang. »Jetzt sag bloß nicht, dass du es anders gemeint hast.« Sie sprang auf und lief vor der Bank auf und ab. Sie musste sich jetzt einfach bewegen.
    Alex blieb sitzen. Er nickte nur, senkte den Blick.
    »Warum bist du hier?«, wollte sie wissen. Sie hatte die Fäuste in die Seiten gestemmt, so wie Katherine Hepburn es in dem Film Leoparden küsst man nicht immer gemacht hatte. »Warum das alles? Warum bist du hergekommen? Warum hast du mir die Zeichnung vorbeigebracht?«
    Er sah sie an, und nun war es an Faye, den Blick abzuwenden. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Sie war überrumpelt. Dies hier war ihr See. Was, in aller Welt, hatte Alex Hobdon hier zu suchen? Sie war gerade dabei gewesen, sich selbst zu finden. Und jetzt? Sie hatte eher das Gefühl, dass sie auf dem besten Weg war, sich selbst zu verlieren.
    »Setz dich zu mir, und hör einfach zu«, schlug er vor. »Das ist alles, worum ich dich bitte.«
    »Und dann?«
    Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Dann werde ich gehen. Ich lass dich in Ruhe. Du siehst mich nie wieder. Versprochen! Aber ich muss mit dir über diese Dinge reden. Es ist wichtig. Es muss sein. Ich habe das Gefühl, verrückt zu werden.« Oh, das klang gar nicht gut. »Nichts stimmt, es ist alles vollkommen … falsch. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
    Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, suchte nach Worten, ließ den Blick über den See schweifen. »Bist du gern hier?«, fragte er. »Es ist so ruhig.«
    »Das tut doch nichts zur Sache«, entgegnete sie.
    »Stimmt.« Wieder räusperte er sich. »Tut es nicht.«
    Sie nickte. »Genau.«
    Lange sahen sie einander an.
    Oh, verdammt! Wieso war alles so kompliziert?
    Faye setzte sich wieder auf die Bank. Ans andere Ende. Dennoch war ihr sein Duft ganz nah, vermischt mit dem der Blätter und ebenso bunt.
    Das bildest du dir ein.
    Alex sprach leise, als er begann: »Vor einigen Jahren kaufte ich mir ein Buch. Ich weiß nicht, ob es damit anfing oder mit den Mails. Irgendwie glaube ich, dass es mit dem Buch begann. Es war eine Ausgabe von Frühstück bei Tiffany , die ich kaufte.« Er suchte ihren Blick. »In deinem Buchladen. Im Real Books.« Er wartete einen Moment, bis er sagte: »Das war vor vier Jahren.«
    Faye starrte ihn nur an und schwieg.
    Vor vier Jahren?
    Alex fuhr fort: »Ich hatte diese Idee, eine Graphic Novel zu zeichnen, die auf diesem Buch basiert. Du weißt, was es mit dem Zeichnen auf sich hat. Ich habe dir davon erzählt. Ich habe darüber geschrieben. In den Mails und dem Logbuch, das ich während der Zugfahrt nach Chicago verfasst habe.« Er hob einen abgebrochenen Ast vom Boden auf und spielte damit herum, betrachtete ihn. »Es war nur so eine Idee, am Anfang.« Er schenkte ihr ein zögerliches Lächeln. »Der Anfang von etwas, sozusagen.« Er rang um Fassung und erinnerte sich. »Okay, ich gehe also in diesen Buchladen, das Real Books, so hieß es damals schon, und kaufe mir das Buch, eine alte Ausgabe des Romans, das sollte ich betonen, und dabei vergesse ich mein Notizbuch mit einigen wichtigen Skizzen. Keine große Sache, könnte man meinen, ich vergesse ständig mein Zeug.«
    Faye

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