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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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hing an seinen Lippen. »Okay.«
    Er blickte von dem Ast, den er andauernd hin und her drehte, auf. »Dann schreibt mich jemand via Facebook an.« Lange Pause, langer Blick. »Holly_Go!«
    Sie musterte ihn, sagte aber nichts. Sie musste sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass er eigentlich von Dingen sprach, die sich angeblich im Jahr 2008 zugetragen hatten, und nicht erst vor Kurzem.
    Alex bemerkte ihre Skepsis, fuhr aber unverdrossen fort: »Am nächsten Tag gehe ich also wieder in den Buchladen. Der Besitzer, ein Koreaner, gibt mir das Notizbuch zurück.« Er sah sie an. »Wir schreiben uns. Lange Mails. Leider kann ich dich nicht treffen, weil ich nach Chicago reise. Teils geschäftlich, teils privat. Es ist meine Chance, einen Verleger zu finden. Na ja, zumindest glaube ich das.«
    »Die GraphiCon.«
    Er kratzte sich am Ohr. »Ja, die GraphiCon.« Er warf den Ast auf den Boden. »Ich bin also dort in Chicago und rede mit all den Verlagsleuten, und nichts läuft so, wie es soll.« Er starrte seine Schuhspitzen an. »Ich habe dir davon geschrieben, vielleicht erinnerst du dich.«
    Faye kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum. »Die plötzliche Absage.«
    »Genau, die Absage.« Er klatschte in die Hände. »Ich kehre also nach New York zurück und freue mich darauf, dich endlich zu treffen.«
    Faye legte die Stirn in Falten. »Du glaubst wirklich, dass das vor vier Jahren war?«
    »Ja.«
    »Aber das ist doch verrückt.«
    »Das macht es ja so kompliziert.«
    »Ich verstehe das nicht.«
    Er sah sie von der Seite an. »Weißt du, eigentlich verstehe ich es auch nicht.« Alex holte tief Luft, faltete die Hände, fuhr fort: »Wir schreiben uns, und dann …« Er suchte ihren Blick. »… wirfst du mir urplötzlich solche Sachen an den Kopf, mit denen ich irgendwie absolut nichts anfangen kann. Ich sei ein Arschloch. Und von wegen Chicago und die GraphiCon. Du meintest, ich solle mich doch nicht dumm stellen. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, bin betroffen, irritiert und schreibe dir das natürlich auch. Auf einmal bist du so … abweisend.« Es fiel ihm nicht leicht, das alles in Worte zu fassen, und doch sprudelten sie nur so aus ihm hervor. »Keine Ahnung, es wird schwierig.« Er räusperte sich. »Zwischen uns.« Kurzer Blick. »Trotzdem, ich will dich sehen. Das alles kann nur ein Irrtum sein. Die einzige Möglichkeit, Klarheit zu schaffen, ist: Wir müssen reden. Uns sehen. Wir wollen uns treffen. Im Boatman. Du hast es vorgeschlagen. Ich wollte eigentlich ins Sugar & Cinnamon, aber du wolltest unbedingt ins Boatman. Also komme ich ins Boatman.«
    Faye starrte ihn an. Der Abend, an dem er nicht aufgetaucht war. »Der 14. September.«
    »Oh, du erinnerst dich an das Datum?« Jetzt wurde sein Ton auf einmal scharf.
    »Ist ja auch noch nicht so lange her«, entgegnete sie. »Ein Freitagabend.« So langsam wurde es interessant.
    »Ein Sonntagabend«, verbesserte sie Alex, doch bevor sie etwas einwenden konnte, sagte er: »Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum du das getan hast.«
    »Was?«, hakte Faye sofort nach.
    »Hör zu. Vielleicht sagst du mir einfach, was damals passiert ist.«
    »Damals«, meine Güte, warum sagte er immer »damals«?
    Alex kniff die Lippen zusammen, bevor er sich daran erinnerte. »Glaub mir, das war wirklich das Allerletzte.«
    Sie schluckte. Dachte an den Skorpion.
    »Okay, stell es dir vor. Das Boatman. Abends. Ich bin da, wie vereinbart. Pünktlich. Ich habe dir etwas mitgebracht. Weil ich dachte, dass es dir gefällt. Das Buch, das ich gekauft habe. Frühstück bei Tiffany , die alte Ausgabe aus den Siebzigern. Ein Taschenbuch. Ich habe etwas gezeichnet, vorn auf die erste Seite.« Er holte tief Luft. »Ich bin also dort, vor dem Boatman. Und du?« Er funkelte sie wütend an. »Du sitzt schon am Tisch. Mit irgendeinem Typen. Ich habe dich jedenfalls sofort erkannt.«
    »Aber …«
    »An den Ohren und deinem Mund. Wie auf dem Facebook-Foto.«
    Faye starrte ihn an. »Aber da war kein Typ.«
    Alex achtete nicht auf das, was sie sagte. »Keine Ahnung, wer er war, aber es war nicht schwierig zu verstehen, wie ihr zueinander standet.« Er holte tief Luft.
    »Ihr küsst euch und schaut euch verliebt an. Es ist euer Abend, keine Frage.« Er sah verzweifelt aus. »Ich stehe da und weiß erst mal nicht, was ich tun soll.« Faye erkannte den Schmerz in seinen Augen, die Traurigkeit, das Bedauern, den verletzten Stolz.
    »Aber …« Sie stutzte. Das war nicht möglich. Das, was

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