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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Korporal Diop spricht, durchsucht er mich gründlich. Er wird dabei nicht zu aufdringlich, aber er lässt es auch nicht an Sorgfalt mangeln. Vermutlich wäre nicht einmal ein Zahnstocher seiner Aufmerksamkeit entgangen.
    »Er ist sauber, Hauptmann.«
    »Gut.«
    Durand hat auf dem Rand des Brunnens gesessen und kommt auf mich zu.
    Er nimmt die Maske ab.
    Plötzlich wird mir klar, wem er ähnelt.
    Dem russischen Politiker, der sich wie ein neuer Zar aufspielte. Putin.
    Die gleichen kalten Augen, die gleiche Kopfform.
    »Ob du’s glaubst oder nicht, ich bin froh, dass wir dich wiedergefunden haben.« Durand lächelt.
    Er streckt die Hand aus.
    Ich deute auf meinen verletzten rechten Arm.
    Er verzieht verärgert das Gesicht.
    »Sieh dir die Wunde an, Korporal.«
    »Hier?«
    »Sieh sie dir einfach nur kurz an. Die Behandlung verschieben wir auf später. Nun, John, wie ist es dir hier ergangen? Hast du eine gute Nachricht für Kardinal Albani?«
    Ich antworte nicht.
    Korporal Diop wirft einen Blick auf die Schusswunde.
    »Die Kugel hat den Arm durchschlagen. Ein sauberes Loch. Ich lege einen provisorischen Verband an, damit die Blutung aufhört.«
    »Keine Nachricht?«, hakt Durand nach, während Diop den Verband anlegt.
    »Wenn ich eine habe, gebe ich sie direkt dem Kardinal«, erwidere ich.
    »Gut so, richtig. Aber du weißt ja, es ist besser, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Angenommen, bei der Rückreise nach Rom stößt dir etwas zu … Jemand sollte in der Lage sein, dem Kardinal Bericht zu erstatten.«
    Diesmal lächele ich.
    »Ein Grund mehr für euch, sehr darauf zu achten, dass mir nichts passiert.«
    Diop lacht. »Gut gekontert, Pater.«
    »Niemand hat nach deiner Meinung gefragt, Korporal. John, warum willst du uns nicht sagen, was du in den letzten drei Tagen erlebt hast?«
    »Drei Tage sind vergangen?«
    Die Frage erstaunt Durand. »Das wusstest du nicht?«
    »Drei Tage?«, murmele ich. »Unmöglich.«
    »Unmöglich sollte eigentlich sein, dass du dich noch auf den Beinen hältst.« Wenzel schüttelt den Kopf. »Sieh dich nur an. Wann hast du zum letzten Mal etwas gegessen?«
    Durand winkt ab. »Dafür haben wir später noch Zeit. Zuerst kehren wir zur Basis zurück.«
    »Zu welcher Basis?«, frage ich, aber niemand antwortet mir.
    »Gehen wir. Wir müssen ein bisschen marschieren. Fühlst du dich dazu imstande?«
    »Wenn ich jetzt Nein sage … Was machst du dann?«
    Durand lächelt. »Eine Frage nach der anderen. Komm, lass uns gehen.«
    »Ich gehe nirgendwohin. Ich bin viel zu schwach.«
    Ich setze mich in den Schnee.
    Die Schmerzen im Arm werden stärker.
    Müdigkeit lastet schwer auf mir.
    Mein Magen scheint erst jetzt zu begreifen, dass er seit drei Tagen leer ist.
    Durand beugt sich zu mir herab. Ich sehe das kalte Funkeln seiner Augen hinter dem Visier der Gasmaske.
    »Die Sache sieht folgendermaßen aus, Priester: Entweder du stehst jetzt auf, oder ich schicke dich unverzüglich zu deinem Gott.«
    Ich bemerke einen gefährlichen Glanz in den eisigen Augen.
    Ich nehme die letzten Reste Kraft zusammen, die mir noch geblieben sind, und stehe auf.
    Zwar muss ich mich an der Mauer abstützen, bin aber auf den Beinen.
    Durand nickt und lächelt erneut.
    »Wir haben keine Atemmaske für dich, aber die Radioaktivität ist hier relativ gering. Eigentlich seltsam, dass die Stadt so verlassen ist. Du kannst dich so schützen wie vorher. Mit dem Schal, meine ich. Das muss genügen. Bisher bist du damit zurechtgekommen, und du lebst noch. Gib ihm zu trinken, Pauli.«
    Dann brechen wir auf. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als mich ebenfalls in Bewegung zu setzen. Ich gehe zwischen Diop und Wenzel, deren Gewehre nach außen gerichtet sind. Aber ich zweifle nicht daran, dass sie bei einem Fluchtversuch sofort auf mich schießen würden. Für einen Moment fühle ich mich versucht, es darauf ankommen zu lassen. Aber ich habe noch immer eine Mission zu erfüllen, und so dicht vor dem Ziel will ich nicht einfach alles wegwerfen. Ich darf mein Verhalten nicht von Verzweiflung bestimmen lassen.
    Das ist meine Entscheidung.
    Das Wasser aus Wenzels Feldflasche – der Rest in ihr – hat mir etwas Kraft zurückgegeben.
    Trotzdem fällt es mir schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und wirre Gedanken suchen mich heim.
    Ich fühle mich einen Kilometer groß, als ragte mein Kopf durch die Wolken. Vielleicht würde mein Sturz Stunden dauern, wenn ich jetzt fiele.
    Manchmal stützt mich der Feldwebel, wenn

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