Die Yacht: Erotischer Roman (German Edition)
Teufel, bestehen Sie darauf?« Langsam, aber mit durchschaubarer Absicht schlenderte er zum Fenster, starrte hinunter auf die wogende Menge auf der Piazza. Sie sehen von hier oben wie Ameisen aus, dachte er, wie eine Armee von wütenden Ameisen.
»Ihre Mutter …«, begann Guido wieder.
»Sie versucht zu erreichen, dass wir wieder Freunde werden«, unterbrach Philippe ihn. »Und das ist eine Unmöglichkeit.«
»Aber Ihre Meinungsverschiedenheiten liegen schon so lange zurück …«
»Das spielt kein Rolle«, sagte Philippe, und seine Stimme klang knapp und präzise, wenn auch mit einem hörbaren italienischen Akzent. »Es hätte auch erst gestern sein können. Nichts hat sich geändert, absolut nichts.«
Am Rande einer Verzweiflung, schaute Guido von einem Bruder zum anderen. Philippe, verbindlich und atemberaubend gut aussehend, hatte die Anziehungskraft einer alten römischen Statue. Dunkle Augen, ein gut strukturiertes Gesicht, volle, sinnliche Lippen. Er sah so aus, als hätten die Götter auf ihn hinabgelächelt. Seine Kleidung spiegelte seinen Reichtum wider, seinen Stammbaum. Guter italienischer Geschmack; Seidenhemd, leichter Anzug, eine Mischung aus Angora und Seide, ebenso wie die Krawatte, und die Schuhe unverkennbar Gucci.
Und dann Conway.
Im Gegensatz zu Philippe fielen seine Haare in langen Locken auf seine Schultern. Seine Augen waren blau, ein Erbe seines australischen Vaters. In einem Ohr steckte ein Ring. Einen Teil des Gesichts versteckte er hinter einem ungepflegten Schnurrbart. Aber auch er sah gut aus, war so gut gebaut wie sein Halbbruder, aber mehr zerknautscht und meistens ungekämmt.
Statt eines Geschäftsanzugs trug Conway Jeans, eine schwarze Weste und Wildlederstiefel. Man sah ihnen an, dass sie teuer gewesen waren. Conways Gesicht erinnerte an ein altes Poster von Che Guevara.
Er stand noch am Fenster, schaute dem Treiben zu und begann plötzlich ein Lied zu pfeifen. Als er die Melodie summte, wiegte er sich vom Absatz zur Spitze seiner Sohlen.
»Gentlemen«, sagte Guido wieder, während er sein Taschentuch wieder wegsteckte. »Bitte, Ihre Mutter hat mich gebeten …«
Philippe erhob sich jetzt auch. »Guido, wenn ich gewusst hätte, dass … ER hier sein würde, wäre ich nicht gekommen. Schicken Sie die Papiere in mein Hotel. Ich wohne im Palermo, Zimmer 121. Hier habe ich nichts mehr zu tun.«
Entsetzt, aber auch erleichtert, dass sich das Treffen dem Ende zuneigte, nickte Guido. »Ja, ja, ja.«
Venetia hatte sich auf ihn verlassen. Und er hatte sich einen Erfolg erhofft, um wieder ihre Gunst genießen zu dürfen. Vielleicht konnte er sie sogar dazu bringen, sich etwas näher mit seinem immer noch aktiven Penis zu beschäftigen, der jetzt wie eine Viper in einem Nest aus dichten, pelzigen Haaren ruhte.
»Einen guten Tag, Guido«, sagte Philippe. »Zweifellos werden wir uns wiedersehen, wenn meine Mutter Sie erneut darum bittet, so ein sinnloses Treffen einzuberufen.«
»Ciao«, sagte Guido. »Ciao.« Sein Abschiedsgruß verlor sich an der bereits geschlossenen Tür. Er seufzte und fühlte sich plötzlich alt und nutzlos. Er hatte sich auf einen Erfolg gefreut. Mit dem Erfolg hätte Venetia auf ihn gewartet, und mit Venetia hätte er eine der unglaublichsten Nächte verbringen können. Venetia war alles, was er sich immer erträumt hatte, so erfahren und so aufregend. Sie würde immer noch ihre Jungs haben, Carlos und Pietro, während ihm nur die Erinnerungen blieben. Unendlich schade.
»Machen Sie sich nichts draus, altes Haus.« Conway klopfte ihm auf die Schulter. Er lächelte – es schien fast so, als hätte er seinem Bruder eins ausgewischt. Hatte er? Guido wusste es nicht. Sie waren zwar Venetias Söhne, aber sie waren ihm immer ein Geheimnis geblieben. Sie hatten von Mutter und Vater das gute Aussehen geerbt, aber sie nervten ihn, und manchmal hatte er auch Angst vor ihnen. Sie waren vielschichtig und undurchschaubar, und er war ein schlichtes Gemüt. Dafür war er in solchen Situationen dankbar.
»Sagen Sie mir«, begann Guido und schaute in Conways freundliches Gesicht, »was mit Ihnen beiden los ist. Warum können Sie nicht Freunde sein, wie es Ihre Mutter wünscht?«
Conway lachte und schüttelte den Kopf. Seine Haare flogen von einer Seite zur anderen. Wie bei einem Mädchen. Aber Conway hatte nichts Feminines an sich. Er war ganz Mann, ein Frauentyp. Ganz Macho.
Wieder gab es einen Klaps auf Guidos Schulter. »Das würden Sie nicht verstehen, altes
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