Die Yacht: Erotischer Roman (German Edition)
und die Matrosen machten die Leinen los. Die Enchantress bewegte sich weg vom Kai.
Der Wind spielte mit ihren Haaren. Toni nahm ein paar tiefe Atemzüge, um ihre Angst zu bekämpfen. In dieser Position war sie die Galionsfigur, die Gestalt des Glücks, die die Wellen noch vor dem Bug teilte.
Als der Motor abgestellt wurde und die Segel sich blähten, spannte sie die Finger um das glatte Holz des Geländers. Sie schaute übers Meer und dann hoch zum Himmel. Hoffentlich blieb alles ruhig. Jetzt schon küssten einzelne Gischtspritzer ihre Brüste. Sie würde richtig nass werden. Wurde die See rauer, würde sie noch viel nasser werden.
Der Mond stieg auf, und das Wasser wandelte sich von Grün zu Silber. Auch ihre Haut nahm das sanfte Glühen des Mondscheins an. Myriaden von Tropfen besprenkelten sie, und Toni dachte, dass sie wahrscheinlich aussah, als wäre ihr ganzer Körper mit Perlen geschmückt.
Das Schiff hievte sich energischer durch die Wellen, als sie die größte Ausdehnung des Wassers zwischen den beiden Inseln erreichten.
Der Bug tauchte tiefer hinab in die Wellen. Toni keuchte laut auf, als sie bis zur Taille ins Wasser getaucht wurde, dann keuchte sie wieder, als der Kurs der Jacht verändert wurde. Der Bug hob sich, und ihre Nippel reagierten auf die kühle Brise.
Bald hatten sie das tiefste Wasser hinter sich gelassen. Die Hafenlichter von Venetias Insel lagen vor ihnen. Oben auf dem Hügel reckte sich der Rote Turm in den Nachthimmel.
Allein schon der Anblick bescherte Toni ein Gefühl der Erleichterung, gepaart mit Erregung. Es war nicht so, dass sie sich vor Conway fürchtete, es lag eher daran, dass sie wusste, was sie von Venetia und Emira erwarten konnte. Conway und sein Bruder waren noch unbekannte Größen.
Sie hatte viele Fragen im Kopf, und einige davon würden vielleicht im Roten Turm beantwortet.
Fünfzehntes Kapitel
Weil er sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, seinen Bruder am Esstisch der Mutter zu sehen, war Philippe in die Dunkelheit der Insel verschwunden.
Im Gehen zog er sein Jackett aus und warf es über eine Schulter. Das reichte aber noch nicht, um sein Unbehagen abzulegen. Ungeduldig zupfte er an seiner Krawatte und lockerte sie. Dann öffnete er den obersten Hemdenknopf.
Ihm war heiß. Nicht, weil die Nacht so heiß war, sondern weil der Gedanke an seinen Bruder ihn so werden ließ.
Die Straße war staubig, und obwohl er wusste, dass er auf dem Weg zu seinem Boot war, wollte er nicht wirklich hin. Es war noch eine lange Strecke bis dahin, doch er brauchte das Meer und die salzige Luft, um seine Gedanken zu klären.
Hinter sich hörte er Reifen, die Staub aufwirbelten.
»Brauchen Sie den Wagen, Sir?«
Philippe wollte sich eigentlich nicht aufhalten lassen. Er wurde von seiner Unruhe getrieben. Aber je schneller er am Meer war, desto besser.
Er langte nach dem Türgriff. »Bring mich zum Anlegeplatz, Emilio.«
»Ja, Sir.«
Das Auto schnurrte davon, und als die nächtlichen Formen an ihm vorbeirauschten, desto mehr entspannte sich Philippe. Im Innenspiegel begegnete er dem Blick seines Fahrers.
»Mir ist nach frischer Luft, und ich könnte auf den Anblick meines Bruders verzichten.«
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Bildern zu, an denen sie vorbeifuhren. Wenn er das nicht getan hätte, wäre ihm vielleicht das Zucken im Auge des Fahrers aufgefallen, und er hätte ihn womöglich gefragt, was los wäre. Aber so sagte er nichts.
Emilio, der seit langer Zeit für die Familie arbeitete, gefiel es nicht, dass sein Chef so übermüdet und überarbeitet aussah. Er musste irgendwas sagen. Zuerst leckte er sich die Lippen, während er überlegte, wie er es sagen sollte und welche Konsequenzen das für ihn haben könnte. Aber ganz egal, was Venetia auch dachte, er musste es loswerden.
»Ihre Mutter ist nicht gut auf Ihren Bruder zu sprechen. Er hat sich etwas genommen, das für Sie vorgesehen war.«
Philippe hörte auf, sich die schlafende Landschaft der Insel anzuschauen, und richtete den Blick auf seinen Fahrer. Seine Stirn legte sich in Falten. »Wovon redest du?«
Emilio räusperte sich, bevor er weitersprach. Venetia würde ihn wahrscheinlich bestrafen. Aber daran war er sowieso schon gewöhnt, und außerdem genoss er das Brennen der Peitsche auf seinem Hintern.
»Antonia Yardley. Ihre Mutter hat sie als Ergänzung der Crew der Sea Witch angeheuert, während Sie in Padua waren. Sie dachte, Antonia wäre genau richtig für Sie. Aber Ihr Bruder hat
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