Die Yoga-Kriegerin

es stärkst? Nein. Um deinem Herzen Widerstandsfähigkeit beizubringen, musst du es aus seinem Gehäuse herauslassen, so lernt es zu atmen, flexibel zu werden und zurechtzukommen.
    DIE WAHRHEIT DIR SELBST GEGENÜBER SPRECHEN
    Wenn du dich ausreichend aufgetaut fühlst, unternimm den nächs­ten Schritt beim Sprechen der Wahrheit – schau in dich hinein und fühle, denke und nimm wahr, welche Verletzung oder welche Themen angesprochen werden müssen, was du wirklich hören oder sa­ gen musst. Das erfordert eine gemeinsame Anstrengung von geistigen und emotionalen Prozessen.
    Es ist nicht immer einfach zu erkennen, welche Wahrheit hervortreten möchte. Unsere Wahrheiten wachsen in dem Ausmaß, in dem auch wir wachsen. Wenn du nur den Rüssel eines Elefanten an schaust, könnte deine Wahrheit sein, eine runzlige Schlange zu se­ hen. Wenn du dann mehr von dem Tier siehst, wird sich deine Wahr nehmung erweitern, weil du mehr Informationen hast, doch deine erste Wahrnehmung war nicht falsch; es war einfach die bestmög­ liche, die du zu diesem Zeitpunkt hattest. Respektiere das. Gib dir die Erlaubnis, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, das ist ein erforderlicher Teil für diesen Prozess.
    Wenn eine Wahrheit aufgrund einer Intuition zu dir kommt, dann passiert das für gewöhnlich in Form einer Eingebung, als ein allumfassendes Konzept. Wenn du versuchst, an die Wahrheit einer Situation heranzukommen, indem du dich nach und nach herandenkst, könnte sie stückweise hervortreten. Immer wenn ich Er leuchtungen hatte (ganze Offenbarungen), kamen sie durch Intu­ ition, obwohl ich manchmal in der Lage war, den Prozess durch Den ken auszulösen. Du wirst lernen, immer wieder mit der Weisheit deines Körpers nachzuprüfen, die Atmung und die Gefühle zu nutzen, um zu wissen, wann du zur Wahrheit gelangst; das ist der Weg des Tapferen.
    Also setz dich hin, werde ruhig, nimm mindestens drei tiefe Atem züge und frage dich: Was passiert gerade mit mir? Vielleicht spürst du ein unbehagliches Gefühl, das im Begriff ist, an die Oberfläche zu kommen. Oder vielleicht hast du bezüglich einer Situation eine Entscheidung getroffen, die für dich nicht mehr passt. Wenn du an diesem Punkt der Wahrheit angelangt bist, wirst du die Resonanz in deinem ganzen Körper spüren. Es ist wie ein klei ner energetischer Orgasmus. Ich spüre buchstäblich, wie mein Blut schneller fließt, was eine direkte, belebende Wirkung auf mein Herz hat.
    Lass diese Wahrheit eine Weile sacken und frage dich dann: Was ist die heilsamste Handlung, die ich als nächsten Schritt machen kann? Beachte, dass ich das Wort heilsam benutzt habe und nicht liebevoll oder freundlich . Denn viele von uns – vor allem Frauen – sind stillschweigend auf etwas hin konditioniert worden, was ich ganz frei heraus als »Opferhure« bezeichne; wir tun oder sagen et­was, was uns das Gefühl gibt, nett oder freundlich zu sein, sodass die Menschen uns weiterhin lieben. Das ist ziemlich unklug, und es wird auch nicht unbedingt die einfühlsamste Handlungsweise in der Situation sein. Einige Wahrheiten sind hart, dennoch muss man sie anerkennen. Nachdem du also nach diesem nächsten heilsamen Schritt gefragt hast, nimm einen tiefen Atemzug, entspann dich und hör hin, was da an die Oberfläche kommt. Und wenn es Stille ist, dann ist es vielleicht genau das, wofür du dir Zeit nehmen musst. Kannst du akzeptieren, was da hochkommt, und es dann machen, wenn auch nur für ein paar Augenblicke?
    Neulich hatte ich Probleme mit meiner Schilddrüse, die genau un terhalb des Kehlkopfes sitzt; sie spielt eine mächtige Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels und des Energiehaushalts. In der Yo gatradition ist das fünfte oder Hals- oder Kehlchakra der Sitz der Fä higkeit des Selbstausdrucks. Wenn wir die Wahrheit sprechen , so passiert dies teilweise durch die Kehle. Als sich also eine Schilddrüsenunterfunktion und Knoten in meiner Schilddrüse entwickelten, war leicht zu sehen, wie sich das mit den Themen zusammenfügte, an denen ich gerade arbeitete. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass es für mich sehr schwierig ist, zuzugeben, dass etwas mit mir nicht stimmt und dass ich Heilung benötige. Immerhin unterrichte ich schon seit über 35 Jahren Yoga; sollte ich also nicht die Heilerin statt die Patientin sein?
    Aber was soll’s, zeit meines Lebens stimmte immer irgendetwas nicht mit mir, und ich musste lernen, damit fertigzuwerden: damit, verkrüppelt zu sein, mit