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Die Yoga-Kriegerin

Die Yoga-Kriegerin

Titel: Die Yoga-Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana T. Forrest
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einzubeziehen, wurde die Stimme in mir leiser, die immer wieder herunterleierte: Sie sind fett ... sie stinken ... du wirst auch so werden , und ich nahm langsam mit den kämpfenden, leidenden Wesen, die ich in je­der von ihnen fand, Kontakt auf. Wir waren gleich! Ich gewann so viel Respekt für diese Frauen und ihren Mut.
    Diese Frage zu stellen – Was davon kann ich tun? – veränderte mein Leben an jenem Tag, und jeden Tag erinnere ich mich daran, sie zu stellen. Indem ich lernte, mit den Einschränkungen dieser Frauen zu arbeiten, erhielt ich eine immens wichtige Grundlage für meine künftige Arbeit mit Menschen, die Verletzungen hatten, gelähmt waren oder im Rollstuhl saßen. Ich erfuhr später vom Leiter der Ranch, dass meine Yogaschülerinnen begonnen hatten, auch an anderen Aktivitäten teilzunehmen; ihr Vertrauen aus jener Stunde hatte begonnen, auch auf die anderen Bereiche in ihrem Leben über zugreifen. Da begann ich zu verstehen, dass Yoga sowohl auf als auch abseits der Matte stattfindet.
    Meine Schüler halfen mir, indem sie mir erlaubten, ihnen bei ih­ren Problemen zu helfen. Ich entwickelte ein winziges Stück Selbst achtung, weil ich in der Lage war, über meine Angst hinwegzukom men, sie zu berühren und zu bewegen und zum Schwitzen zu bringen. Das war gigantisch für mich. Ich brachte ihnen bei, mit ih­ rem Körper etwas anderes zu tun, als ihn nur mit sich herumzuschleppen, ihn zu hassen und Essen hineinzuschaufeln. Vielleicht konnte ich das Gleiche für mich lernen.
    Mein Körper wurde jeden Tag gesünder, während die Giftstoffe ausgeschwemmt wurden und ich mehr Yogaheilung hineinbrachte. Ich konnte spüren, dass ich ein Talent für Yoga hatte – sowohl für das Lernen und Unterrichten der Positionen als auch dafür, seine Weisheit zu verarbeiten.
    Gegen Ende meines Aufenthaltes machten mich einige Ortsansässige auf Zauberpilze aufmerksam, halluzinogene Pilze, die aus den Kuhfladen auf dem Weideland in der Nähe der Ranch wuchsen. Hier gab es also ein natürliches High, es musste nur gepflückt werden. Aber ich weigerte mich, sie anzurühren. Ich hatte mir geschworen, von Drogen und Pillen und Alkohol die Finger zu lassen, und die Pilze abzulehnen war eine Art, mir selbst Anerkennung zu zollen. So sehr hatte ich mich weiterentwickelt.
    Als ich am Ende des Monats nach meiner Lehrerausbildung abreiste, war ich das erste Mal seit meinem sechsten Lebensjahr clean, nüchtern und weg von Zigaretten. Und ich wusste, dass ich eine Heilerin war. Ich hatte mich von jemandem, der sterben wollte, in jemanden verwandelt, der einen Grund zum Leben hatte. Das erste Mal überhaupt entschied ich mich für das Leben.
    SICH FÜR DAS LEBEN ENTSCHEIDEN
    Es genügt nicht, zu sterben und wiedergeboren zu werden; du musst dein Ziel festlegen und dich für das Leben entscheiden. Jeden Tag.
    Die Todesmeditation mag dir vielleicht die Gelegenheit gegeben haben, entscheidende Überlegungen anzustellen. Vielleicht war das Nachdenken über den Tod gar nicht metaphorisch; du bist dort gewesen. Viele Schüler, die zu mir kommen, sind extrem kaputt. Wenn ich von ihnen verlangen würde, sich für das Leben zu entscheiden, wäre das in etwa so, als ob ich von ihnen verlangen würde, mit ihren Flügeln zu schlagen und zum Mond zu fliegen. Es ist schlichtweg nicht machbar.
    Als Frances, eine überall gepiercte und stark tätowierte Yogaschülerin, das erste Mal zu mir kam, kämpfte sie darum, mit dem Miss brauch in ihrer Kindheit fertigzuwerden. Mürrisch und verschlossen hatte sie auf alle mögliche Arten versucht, Selbstmord zu begehen, einschließlich der langsamen Methoden mit Drogen, Essstörungen und Ritzen. Das erste Mal, als ich meine Hände auf sie legte, um eine Position zu korrigieren, zuckte sie zusammen und wich zurück; Hände auf ihr bedeuteten für sie etwas wirklich Schlimmes, obwohl sich das Kind in ihr nach einer tröstenden Berührung sehnte. »Frances, du bist hier sicher«, sagte ich ihr, und sie begann zu weinen, der Beginn eines Durchbruchs.
    Doch vor der Heilung musste ein Sturm nach dem anderen überstanden werden. Ich brachte ihr bei, wie sie die Wellen reiten konnte, und sagte ihr: »Entscheide dich für das Leben. Frances, du musst dich für das Leben entscheiden.« Das wurde Frances’ Mantra. Es war ein langer, langsamer Weg: Sie musste lernen, mir ein wenig zu ver trauen, dann, sich selbst ein wenig zu vertrauen, und dann, dem Le­ ben etwas Vertrauen zu schenken. Sie begann eine

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