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Die Yoga-Kriegerin

Die Yoga-Kriegerin

Titel: Die Yoga-Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana T. Forrest
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bekam. Ich war dabei, dieses Armutsgelöbnis ernsthaft zu überdenken.
    Schließlich gelangte ich an den Punkt, an dem ich beschloss, mir eher in den Kopf zu schießen, als noch einmal zu erbrechen. Ich hatte es satt, so viele Stunden jeden Tag mit Wunschfantasien, Essen i n Trance und Kotzen zu vergeuden – ich konnte mich überhaupt nicht entspannen, wenn ich nicht durch mein gesamtes Ritual des Vollfressens und Kotzens gegangen war. Ich hatte die Nase voll von der enormen körperlichen Anstrengung – als ob ich jeden Tag mei nes Lebens einen Marathon laufen würde. Ich unterrichtete also Yoga und Ausgeglichenheit im Leben und war gleichzeitig völlig erledigt davon, dass ich »am großen weißen Porzellantelefon mit den Dinosauriern redete«, wie Bulimiker zu scherzen pflegen.
    Meine Erlebnisse in dieser traditionellen Yogaphase lösten eine erstaunliche Offenbarung über den Zusammenhang zwischen mei nem Kotzen und Ganga aus. Mein Körper sagte mir buchstäblich: Ich kann diese Beziehung nicht länger verdauen. Es war an der Zeit, auf meinen Körper, meine Wahrheiten und meine eigene Weisheit zu hören.
    Ich musste nach innen gehen und herausfinden, wie ich mit dem umgehen sollte, was da gerade mit mir passierte.
    MEINE BULIMIE HEILEN
    Meine Bulimie in den Griff zu bekommen bedeutete, auf den echten Hunger meines Körpers hören zu lernen. Jeder von uns ist hungrig nach etwas, aber wir werden diese Hungerqualen so lange nicht bezwingen, bis wir gelernt haben, den angeblichen Autoritäten außerhalb unseres Selbst nicht mehr blind zu folgen, den Stimmen un­serer Abhängigkeiten nicht mehr zu gehorchen und uns stattdessen auf etwas Spannenderes einzustellen.
    Ich wählte die Versuch-und-Irrtum-Methode. Die Essstörung war die Sucht, die ich nicht einfach aus meinem Leben verbannen konnte. Bei den Abhängigkeiten von Drogen konnte ich meinen sehr starken Willen einsetzen und mich weigern, die Flasche oder den Tabak in die Hand zu nehmen. Bei Bulimie konnte ich das nicht; ich musste ja essen, um zu leben. Also musste ich eine gesunde Beziehung zum Essen aufbauen. An diesem Punkt meines Lebens war eine Therapie für mich undenkbar; selbst wenn ich das Geld dafür gehabt hätte, glaubte ich nicht, dass ich es verdienen würde, geheilt zu werden. Ich konnte nichts von dem umsetzen, was ich von meinem Entzug in Guadalajara gelernt hatte, weil ich ja nur eine trockene Alkoholikerin war; ich hatte einfach durch einen trockenen Entzug mit dem Trinken aufgehört, ohne je die Gründe zu unter­ suchen, warum ich überhaupt damit angefangen hatte. Ich dachte, dass ich mir einfach einen Weg durch das Dickicht in Richtung Gesundheit schlagen würde.
    Da einer der Gründe für mein Kotzen war, mein Gewicht unter Kontrolle zu halten, versuchte ich zuerst, ohne Kotzen abzunehmen. Das führte zum Fasten, was zum Hungern führte, was wiederum zu Fressattacken führte – was letztlich zum Scheitern führte. Dann ver suchte ich, mich einfach dazu zu zwingen, von heute auf morgen mit dem Kotzen aufzuhören. Fehlschlag. Scheitere nur oft genug und du wirst deinen Willen verlieren, es weiterhin zu probieren. Dann machte es klick: Du musst selbst lernen, was du lehrst! Ich lehrte meine Schüler, bewusst zu bleiben, also musste ich hier bei meiner eigenen Heilung ansetzen. Ruhig werden. Zuhören. Atmen. Nach innen gehen und lernen, Fragen zu stellen, die du in Handlungen verwandeln kannst. Konnte ich aufhören zu kotzen? Nein. Konnte ich die Menge, die ich aß, unter Kontrolle halten? Nein. Was ich hingegen tun konnte, war, zu erkennen, dass ich ein Problem hatte. Und ich konnte mich dazu entschließen, etwas dagegen zu unternehmen und dem Kotzen gegenüber bewusst zu bleiben.
    Ich beschloss, dass ich während des ganzen Kotzvorgangs bewusst bleiben wollte. Das bedeutete, immer dann klar zu bleiben, wenn ich spürte, dass ich in eine Art Trance gezogen wurde, und mir nicht zu gestatten, dabei gefühllos zu werden. Ich brachte mich dazu, innezu halten, zu atmen und mir bewusst zu werden, wie ich krampfhaft das Essen kaute, alles in mich hineinstopfte und wie das Auskotzen ablief. Ich zwang mich, als Beobachterin präsent zu bleiben und den Ekel zu spüren. Nachdem ich gelernt hatte, den Prozess zu beobachten, fand ich den Mut, einen weiteren Schritt zu unternehmen. Ich aß nur eine Mahlzeit pro Tag, doch diese Mahlzeit dauerte Stunden . Der nächste Schritt war, meine gigantische Mahlzeit auf drei Stunden einschließlich der Pausen für

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