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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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auf die Skizzen, die auf dem Tisch lagen. »Damit sie dir sagen soll, wie man Kriegsmaschinen baut? Steckt denn gar nichts mehr von einem Mann in dir?«
    Liana hatte voller Genugtuung beobachtet, wie Severn sich heftig am Arm kratzte, als er wieder davonstampfte. Sie wußte, daß seine Kleider wieder von Legionen von Läusen heimgesucht wurden, und sie hoffte, sie fraßen ihn bei lebendigem Leib auf. Sie drehte sich ihrem Mann zu. »Rogan . . .«, begann sie.
    Doch er war bereits aufgesprungen, ließ sie allein im Zimmer zurück, und soweit sie wußte, hatte er seither das Zimmer nicht mehr betreten.
    Sie litt mit Rogan, als sie sah, wie er innerlich mit sich rang. Ein Teil von ihm verlangte nach der Zärtlichkeit und Wärme, die sie ihm entgegenbrachte; doch ein Teil seines Wesens wollte auch seinem zornigen Bruder gefällig sein. Er trainierte und arbeitete viele Stunden am Tag, suchte sich als Anführer der Peregrines zu bewähren und seinen Männern und besonders seinem Bruder zu beweisen, daß er noch immer würdig war, ihr Herr und Meister zu sein. Und abends konnte er sich dann nie richtig entspannen, wenn Liana ihn mit den Annehmlichkeiten, die sie ihm bieten konnte, erfreuen wollte.
    Sie versuchte ihr möglichstes, ihre Wut auf Severn im Zaum zu halten; aber das war ein schwieriges Unterfangen. Sie schrieb ihrer Stiefmutter einen Brief und fragte Helen, ob sie nicht irgendeine junge Erbin wüßte, die Severn heiraten könne. Wenn sie eine Ehefrau für Severn aufzutreiben vermochte, würde er vielleicht Rogan ihr überlassen.
    Der dritte Streit zwischen Rogan und ihr brachte dann die Wende zu ihren Ungunsten und veranlaßte Rogan, sich wieder auf Severns Seite zu stellen.
    Liana kochte vor Wut, als sie die Treppe zur Kammer des Burgherrn hinunterstürmte. Severn und Rogan saßen am Tisch und verzehrten ruhig ihr Frühstück, ohne jedoch miteinander zu. reden.
    Liana war so zornig, daß sie kaum sprechen konnte. »Euer . . . euer Bruder lag heute morgen mit drei Frauen im Bett«, fauchte sie Rogan an.
    Rogan betrachtete voller Staunen seinen jüngeren Bruder. »Drei? Die höchste Zahl, die ich bisher erreichte, waren vier Frauen. Ich war ziemlich marode am nächsten Morgen.«
    »Wann ist denn das gewesen?« fragte Severn, als wäre Liana gar nicht anwesend.
    »Ein Jahr vor dem Turnier in . . .«
    »Doch nicht er!« rief Liana. »Zared! Euer kleiner Bruder, dieses Kind, verbrachte die Nacht mit drei Frauen!«
    Die beiden Männer starrten sie verständnislos an. Sie bezweifelte, ob die beiden überhaupt eine Ahnung hatten, was sie daran störte, daß sie Zared zusammen mit drei Frauen in einem Bett entdeckt hatte. »Ich möchte das nicht haben«, sagte sie. »Rogan, du mußt das unterbinden.«
    Was sie jetzt noch wütender machte, war Rogans Augenzwinkern. »Ja«, meinte er, »da werde ich wohl etwas tun müssen.«
    Sie trat an ihn heran. »Tu bitte nicht so, als müßtest du mir einen Gefallen tun. Der Junge blickt zu dir auf. Du bist sein Idol. Er glaubt, daß die Sonne sich nach dir richtet, wenn sie auf- und untergeht. Er versucht, sich an dir ein Vorbild zu nehmen.«
    Severn grinste und schlug Rogan auf die Schulter. »Er versucht, seinem großen Bruder nachzueifern«, sagte er und lachte.
    Liana drehte sich Severn zu, und der Zorn auf ihn kam an die Oberfläche. »Wenigstens macht Rogan den Versuch, ihm Vorbild zu sein. Aber du! Du lebst mit einer verheirateten Mätresse unter dem gleichen Dach wie dieses unschuldige Kind.«
    Severn sprang vom Tisch auf und funkelte sie wütend an. »Mein Leben geht dich nichts an«, brüllte er. »Und Zared ist . . .«
    Rogan war ebenfalls aufgestanden und fiel seinem Bruder ins Wort: »Wir werden uns um Zared kümmern.«
    »Wie du dich um alles kümmerst — besonders um deine Frau?« höhnte Severn und stampfte dann aus dem Raum.
    Rogan blickte seinem Bruder nach und ließ sich dann wieder schwer auf seinen Stuhl fallen. Severns Worte hatten ihn nicht zum erstenmal an einer empfindlichen Stelle getroffen.
    »Dieser Mann braucht eine Frau«, sagte Liana.
    »Eine Ehefrau?« erwiderte Rogan. »Iolanthe würde dieser Frau die Augen auskratzen.«
    Er sah so niedergeschlagen aus, daß Liana ihn mit ein paar launischen Bemerkungen aufzuheitern versuchte. »Wir werden eben eine Frau für ihn finden müssen, die stark genug ist, um mit Severn und Iolanthe zugleich fertig zu werden.«
    »Eine solche Frau gibt es nicht.«
    Sie strich ihm zärtlich über die Stirn. »Nein? Ich habe

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