Die Zaehmung
Erbsen?« fragte Zared mit gespielter Angst. »Erbsen, wie ich sie gern mag? Sauber, wie ich meine Kleider und mein Zimmer und die Bauern und die Ritter und meinen Bruder haben möchte?«
Liana lachte und blickte zu ihrem Gatten hin, und der teure, herrliche Mann zwinkerte ihr zu!
Später an diesem Abend hielt Rogan sie in seinen Armen, küßte sie und liebte sie auf eine süße Weise. Was ihn auch gequält haben mochte — es schien ihn plötzlich nicht mehr zu belasten.
Danach drehte er sich nicht von ihr weg, sondern hielt sie an seine Brust gedrückt, und Liana hörte seine sanften, regelmäßigen Atemzüge, ehe er einnickte.
»Iolanthe ist nicht die Lady«, sagte sie schläfrig.
»Was für eine Lady?« murmelte er.
»Die Lady, die über dem Söller wohnt und mir von Jeanne Howard erzählte. Iolanthe ist sie nicht — wer dann?«
»Niemand wohnt über dem Söller — nicht, bevor du herkamst.«
»Aber . . .« erwiderte Liana.
»Hör auf zu reden und schlafe, oder ich werde dich Severn überlassen.«
»Oh?« meinte sie mit geheucheltem Interesse. »Er sieht schrecklich gut aus. Vielleicht . . .«
»Ich werde Iolanthe erzählen, was du gerade gesagt hast.«
»Ich schlafe ja schon«, erwiderte Liana rasch. Lieber würde sie sich mit Severn auseinandersetzen als sich mit Iolanthe anlegen.
Während sie in den Schlaf hinüberdämmerte, fragte sie sich abermals, wer denn die Lady war.
Kapitel vierzehn
Am nächsten Morgen traf Gaby mit ihren Kindern in der Burg ein, und endlich hatte Liana jemand, mit dem sie reden konnte. Und was noch besser war — Gaby erzählte Liana von der Auseinandersetzung, die Rogan mit Severn wegen Baudoin hatte.
»Aber mein Mann hat mich doch verteidigt, wie?« fragte Liana leise.
»O, ja, Mylady. Er sagte zu Lord Severn, daß er den Mund halten solle, und Lord Severn hat alles getan, was in seiner Macht steht, damit Baudoin aufgibt und in das Dorf zurückkehrt. Aber mein Baudoin wird niemals aufgeben.«
»Nein«, sagte Liana seufzend, »die Peregrines scheinen niemals aufzugeben, etwas zurückzunehmen oder gar — etwas zu bereuen.«
»Das stimmt nicht, Mylady«, sagte Gaby. »Lord Rogan hat sich verändert, seit Sie hierhergekommen sind. Gestern seid Ihr über die Zugbrücke gegangen, und Lord Rogan hörte auf, einen der Ritter anzubrüllen, und schaute euch nach.«
»Hat er das wirklich getan?« Das waren süße Worte für Liana. »Und er verteidigt mich gegen seinen Bruder?«
»Oh, ja, Mylady.«
Liana schien sich nicht satthören zu können an solchen Geschichten. Zuweilen kam es ihr so vor, als habe sie nicht den geringsten Einfluß auf Rogan, als wäre er immer noch der gleiche Mann, der sich nicht an ihren Namen erinnern konnte. Aber er erinnerte sich jetzt daran. Erst an diesem Morgen hatte er sie in seinen Armen gehalten, sie geküßt und ihren Namen in ihr Ohr geflüstert.
Drei Wochen nach Baudoins und Gabys Ankunft in der Burg waren Rogan und Severn noch immer so zerstritten, daß sie kaum miteinander redeten. Liana versuchte Rogan dazu zu bewegen, mit ihr über seinen Ärger zu sprechen; aber er wollte es nicht. Doch im Bett klammerte er sich an sie. Zuweilen hatte sie das Gefühl, als sollte sie ihm alles ersetzen, was er als Kind an Zärtlichkeiten hatte entbehren müssen.
Abends nach dem Abendessen kam er zuweilen zu ihr in den Söller und setzte sich bequem in einen der gepolsterten Sessel, hörte zu, wie eine der Ladies die Laute spielte und dazu sang. Sie hatte damit begonnen, ihm Schach beizubringen, und als er erkannte, daß es sich um ein strategisches Spiel handelte, gleichsam um einen Krieg, wurde er rasch zu einem guten Spieler. Zared begann sich zu ihnen zu gesellen, und Liana sah mit Vergnügen, wie der junge Mann mit gekreuzten Beinen auf dem Boden saß und einen Strang Garn über den Armen hielt, damit eine der Frauen es aufwickeln konnte. Eines Abends hatte Rogan auf der Fensterbank gelegen, während Zared in seiner Nähe auf dem Boden saß, und Liana hatte gesehen, wie Rogan die Hand ausstreckte und Zared den Kopf tätschelte. Da hatte der Junge mit einem so liebevollen Blick zu Rogan aufgesehen, so vertrauensselig, daß Liana spürte, wie ihr die Knie weich wurden.
Mit jedem Tag spürte Zared ihre Liebe zu ihrem Mann tiefer und stärker werden. Sie hatte von Anfang an gespürt, daß da mehr in ihm steckte, als die Leute in ihm sehen wollten; daß es auch eine weiche Seite seines Charakters gab. Nicht daß man die weiche Seite so schnell
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