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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Münzen befestigt: goldene, silberne und kupferne Münzen. Durch jede Münze war ein Loch gebohrt und Faden hindurchgezogen worden, der von ihrer Haube herabhing.
    Während die Versammelten sie verblüfft betrachteten, holte Liana eine kleine Schere hervor und schnitt eine Silbermünze vor ihrem Gesicht ab. »Wird das reichen, um meinen Wein zu bezahlen, Mylord?« Sie schnitt eine Goldmünze ab. »Und ist damit der Preis für mein Fleisch gedeckt?«
    Rogan starrte sie nur mit offenem Mund an und dann auf die Münzen, die sie abschnitt.
    »Schaut mich nicht so besorgt an, Mylord«, sagte Liana laut. »Ich werde nicht so viel essen, daß mein Gesicht gänzlich entblößt wird und Ihr meine Häßlichkeit anschauen müßt. Ich bin sicher, daß der Anblick meines Geldes Euch mehr erfreut als mein gewöhnliches Gesicht.«
    Rogans Gesicht wurde zu einer starren, kalten Maske. Ohne ein Wort zu ihr zu sagen, erhob er sich aus seinem Sessel und verließ die Halle.
    Zared wandte sich Severn zu, der so blaß geworden war, als würde ihm schlecht. »Greif tüchtig zu, Severn. Morgen bekommen wir sicherlich Steine statt Brot zu essen, und Rogan wird euch auf dem Übungsfeld so fürchterlich hernehmen, bis ihr alle vor Erschöpfung tot umfallt«, meinte Zared munter. »Es war wirklich klug von dir, Severn, daß du versucht hast, Liana davon abzuhalten, sich in eure Angelegenheiten einzumischen.«
    Liana verließ in diesem Augenblick mit all der Würde und Leutseligkeit, die sie aufbringen konnte, ebenfalls die Halle.

Kapitel fünfzehn
    »Nein!« schnaubte Liana Gaby und Joice an. »Stellt das nicht da hin. Und auch nicht dort hin. Und ganz gewiß nicht hier hin!«
    Joice zog sich schleunigst wieder aus dem Zimmer zurück; aber Gaby blieb im Söller, blickte auf Lianas Hinterkopf und biß sich auf die Zunge. Nicht daß sie ihren Mund gehalten hätte in den zwei schrecklichen Wochen, die auf dieses grauenhafte Dinner folgten, zu dem Lady Liana mit diesen Münzen vor dem Gesicht erschienen war; aber sie hatte die Erfahrung machen müssen, daß Reden nichts nützte. »Er hat, was er haben wollte«, war alles, was Lady Liana auf Gabys Appell erwiderte, daß sie und Rogan sich aussprechen sollten.
    Und Lord Rogan war sogar noch schlimmer als seine Gemahlin. Gaby hatte Baudoin so weit gebracht, daß er dem Lord eine Aussprache mit Lady Liana vorschlug, und da hätte ihm Rogan fast eine Lanze durch den Unterleib gerammt.
    Unter dem Zwist, der nun zwischen Herr und Herrin herrschte, mußte sowohl die ganze Burg wie auch das Dorf leiden. Die Bäcker weigerten sich, frisches Brot zu liefern, weil Rogan sich weigerte, sie dafür zu bezahlen, und Liana weigerte sich, sich mit der Haushaltsführung der Burg zu befassen. Also gab es nun wieder mehr Sand als Mehl im Brot. Der Burghof war voller Kot und Jau-che, weil niemand den Leuten befahl, ihn zu säubern. Die Bauern litten Hunger. Der Burggraben, der nur einen Fuß hoch Wasser führte, enthielt bereits ein halbes Dutzend verwesender Kuhkadaver. Während das früher ein Normalzustand gewesen war, beschwerte sich jetzt jedermann darüber. Die Männer klagten über die Läuse und Flöhe in ihren Kleidern und über den stinkenden Unrat, auf den sie überall traten. Sie beklagten sich über Rogans schreckliche Laune. Sie beklagten sich darüber, daß Lady Liana ihre Aufgaben nicht ordentlich wahrnahm (niemand schien sich mehr daran zu erinnern, daß jeder sie anfangs mit allen Mitteln bekämpfte, als sie daranging, den Zustand, den sie nun beklagten, zu ändern).
    Kurzum — nach zwei Wochen gab es niemand im Umkreis von zehn Meilen, der nicht für den Hader zwischen Burgherrn und Burgherrin büßen mußte.
    »Mylady . . .« begann Gaby.
    »Ich habe nichts zu besprechen mit dir«, schnaubte Liana. In den besagten zwei Wochen hatte sich ihr Groll nicht im mindesten gebessert. Sie hatte alles unternommen, ihrem Gatten eine gute Frau zu sein, und er hatte sie ignoriert und sie für ihre Bemühungen mit einer öffentlichen Demütigung belohnt. Er, ein Mann von großer Schönheit, mochte ja glauben, daß die Leute, die nicht so ansehnlich waren wie er, unter ihrem Aussehen nicht litten; aber da täuschte er sich. Wenn er meinte, daß sie so häßlich sei, dann würde sie ihn mit ihrem Anblick verschonen.
    »Es ist nicht mein Wunsch, mit Euch zu reden«, sagte Gaby. »Die Lady Iolanthe bittet Euch zu sich.«
    Lianas Kopf ruckte hoch. »Severn hat seinen Kopf durchgesetzt. Er hat gewonnen und seinen

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