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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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verheiratet gewesen waren. Alle Zeugen ihrer Trauung starben entweder oder verschwanden auf geheimnisvolle Weise, und niemand konnte das Pfarr-Register finden, in dem ihre Trauung eingetragen war. Die meisten glaubten, die Howards hätten es verbrennen lassen; aber es gab einige, die behaupteten, der alte Giles habe sie vor seiner habgierigen zweiten Frau versteckt.« Io lächelte. »Wenn Ihr Eure Lady Wiedersehen solltet, könnt Ihr sie ja fragen, wo die Register sind. Falls es einen Beweis für die Heirat gäbe, würde der König vermutlich den ehemaligen Besitz der Peregrines an Rogan und Severn zurückgeben, und diese Fehde mit den Howards hätte ein Ende.«
    Liana fragte sich, ob Rogan sie wohl lieben würde, wenn sie die Pfarregister fände. Nein, wahrscheinlich nicht. Sie würde immer noch ihr ordinäres Gesicht behalten, selbst wenn sie die reichste Frau der Welt wäre. »Wir sollten wieder gehen«, sagte sie, »und die Tür abschließen. Wir sollten ihr Geheimnis respektieren.«
    So verließen sie also wieder das Zimmer. Io sperrte die Tür von außen ab und übergab den Schlüssel ihrer Kammerfrau, die schweigend vor der Tür gewartet hatte.
    »Werdet Ihr zu ihm gehen?« fragte Jo.
    Liana wußte, wen sie meinte. »Das kann ich nicht. Er will mich nicht, er wollte mein Gold. Nun, da er es hat, sollte er sich auch zufriedengeben.
    »Gold ist ein kalter Bettgenosse.«
    Ein Kloß bildete sich in Lianas Hals. »Er hat seine Wochentage. Wollt Ihr mich jetzt bitte entschuldigen? Ich habe noch eine Stickerei in meinem Zimmer, die unbedingt fertig werden muß.«
    Sie stiegen die Treppe zum Söller hinunter, und dort nahm Iolanthe von Liana Abschied.
    An diesem Abend kam Severn hinkend und mit einer blutenden Schnittwunde am Kopf in Iolanthes Wohnung. Io winkte ihre Kammerzofe herbei, und alsbald wusch Io mit einem Leinentuch die Wunde aus und badete seinen Kopf.
    »Ich werde meinen Bruder umbringen«, preßte Severn zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Anders bringt man ihn nämlich nicht mehr zur Vernunft. Hast du wenigstens seiner Frau den Kopf zurechtrücken können?«
    »Ich hatte genauso viel Erfolg bei ihr wie du bei deinem Bruder.«
    »Paß doch auf«, rief Severn, vor Schmerz zusammenzuckend. »Ich möchte nicht noch mehr Wunden bekommen. Verstehen kann ich Rogan schon. Er war sehr tolerant zu dieser Frau gewesen, hat ihr erlaubt, neben ihm zu sitzen an Gerichtstagen, ihr freie Hand im Dorf gelassen, ihr sogar einen ganzen Tag im Bett gewidmet.«
    »Er war überaus großzügig«, erwiderte Io sarkastisch.
    »Das war er wirklich. Ich hätte nie geglaubt, daß er zu einer Frau so großzügig sein könnte.«
    »Was hast du denn erwartet? Daß dein überaus rücksichtsvoller Bruder sie in dieser unbeschreiblich schmutzigen Burg einquartieren würde mit Dienstboten, die sich über sie lustig machten — daß er sie mit Nichtachtung strafen und sich erst wieder an sie erinnern würde, wenn sie ihn mit einer Fackel in Brand steckte?«
    »Frauen!« murmelte Severn. »Warum können Frauen nie logisch denken?«
    »Meine Logik ist ganz in Ordnung. Es ist dein Bruder, der nicht . . .«
    Severn zog sie auf seinen Schoß und küßte sie zärtlich auf den Hals. »Laß uns jetzt mal meinen Bruder vergessen.«
    Sie schob ihn von sich weg und stand auf. »Wie viele Wochen ist es her, daß du zuletzt ein Bad genommen hast?«
    »Du hast dich doch nie daran gestört, ob ich gebadet habe oder nicht.«
    »Damals dachte ich, daß Pferdedung dein normaler Körpergeruch sei«, erwiderte sie schroff.
    Severn stand nun ebenfalls auf. »Das ist alles die Schuld dieser Frau. Wenn sie . . .«
    ». . . wenn du dich nicht eingemischt hättest, wäre jetzt Friede, Freude, Eierkuchen. Was gedenkst du zu tun, um den Schaden, den du angerichtet hast, wieder gutzumachen?«
    »Wir hatten das doch alles schon mal bekakelt, wie du weißt. Ich war bereit, zuzugeben, daß ich ein bißchen . . . nun, ein bißchen übereifrig war, was Rogan betrifft, und deshalb habe ich auf deinen Vorschlag hin ihm eine Einladung zum Dinner geschickt. Und du hast selbst gesehen, wo das hinführte, oder etwa nicht? Dieses dumme Frauenzimmer kam mit einem Schleier aus Münzen zu Tisch. Er hätte ihr Angebot, für das Essen zu bezahlen, annehmen sollen ... Er hätte noch viel mehr mit ihr machen sollen . . .«
    »Er hätte ihr sagen sollen, daß sie schön ist«, unterbrach Io seinen Redefluß. »Sie glaubt, dein vom Sex besessener Bruder würde sie nicht

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