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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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aufsperrte.
    Es war ein kleiner Raum mit einer Garderobe linker Hand und einer schweren, eisenbewehrten Tür auf der anderen Seite, welche auf einen der Wehrgänge hinausging. Der Raum wurde normalerweise als Aufenthaltsraum für die Burgwache benutzt; aber heute kampierten die Wächter unter freiem Himmel. Manchmal diente der Raum auch als Gefängnis, und zu diesem Zweck wollte Severn ihn auch verwenden.
    Severn schob diese schwere Tür auf und stand eine Weile da, bis seine Augen sich an das Zwielicht im Raum gewöhnt hatten. Auf dem Bett in der Ecke lag Rogan und schlief tief und fest, und einen Moment lang schwankte Severn, ob er seinen Plan nicht umstürzten sollte. Aber dann huschten ein paar Flöhe an seinem Rücken hinauf, und da wußte er, daß das, was er tat, richtig war. Also lud er seine Schwägerin auf dem Bett neben seinem Bruder ab und knackte die Flöhe mit dem Daumennagel.
    »Da«, sagte er, während er auf die beiden hinunterblickte, »könnt ihr jetzt bleiben, bis hier wieder einigermaßen Ruhe einkehrt.«

Kapitel sechzehn
    Es dauerte eine Weile, bis Liana am Morgen erwachte. Sie hatte das Gefühl, als könne sie die Augen nicht öffnen. Sie streckte ihre Arme, dann ihre Beine, die Wärme der weichen Matratze genießend.
    »Wenn du etwas zu essen haben willst, mußt du schon aufstehen und es dir holen.«
    Da flogen ihre Augen auf, und sie sah Rogan an einem kleinen Tisch sitzen und gebratenes Huhn, Käse und Brot verzehren.
    »Was machst du denn hier?« forschte sie. »Warum hast du mich hierhergebracht? Der Wein! Du hast ihn mit einem Schlaftrunk versetzt.«
    »Das war mein Bruder. Mein Bruder, dessen Tage auf dieser Welt gezählt sind, hat den Wein vergiftet.«
    »Und er brachte mich hierher?«
    »Er brachte uns beide hierher, während wir schliefen.«
    Liana setzte sich auf und blickte sich in dem kleinen kahlen Raum um: ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle und ein Kerzenständer. »Er hat uns an die Howards verraten«, sagte sie leise. »Will er ihnen die Burg ausliefern?«
    Rogan blickte sie an, als wäre sie der Dorftrottel. »Mein Bruder mag zuweilen ein Narr sein und ein Sturkopf dazu; aber er ist bestimmt kein Verräter.«
    »Warum hat er das dann getan?«
    Rogan blickte wieder auf seinen Teller.
    Liana stieg aus dem Bett. »Warum hat er uns betäubt und uns dann hierhergebracht?«
    »Wer weiß das? Iß jetzt.«
    Liana spürte, wie sich ihr Groll wieder regte. Sie ging zu den beiden Türen und zog heftig daran, trommelte dann mit den Fäusten dagegen und schrie, daß man sie freilassen solle; aber niemand kam ihrem Begehren nach. Sie drehte sich wieder zu Rogan um. »Wie kannst du nur dasitzen und essen? Wie lange sind wir hier schon gefangen? Wie kommen wir hier wieder heraus?«
    »Mein Vater hat diesen Raum als Gefängnis gebaut. Wir kommen hier nicht heraus.«
    »Bis dein idiotischer, anmaßender Bruder uns wieder herausläßt, heißt das wohl. Warum habe ich nur in so eine Familie eingeheiratet? Kommt denn keiner von euch Männern jemals zur Vernunft?«
    Rogan blickte sie nur mit harten Augen an, und Liana bereute sofort ihre Worte. »Ich . . .« begann sie.
    Er hob die Hand. »Du kannst zu deinem Vater zurückkehren, sobald wir hier herausgelassen werden.«
    Er schob sich vom Tisch weg und baute sich vor dem schmalen Fenster auf. Sie ging zu ihm und stellte sich neben ihn. »Rogan, ich . . .«
    Er bewegte sich von ihr weg.
    Der Tag verging im schweigenden Groll. Liana betrachtete Rogan und dachte daran, wie er ihr gesagt hatte, daß Geld ihm alles bedeutete. So sei es, beschloß sie. Sie würde zu ihrem Vater zurückkehren oder sich auf einen ihrer Mitgift-Güter zurückziehen und dort ohne die Peregrines und ihre Pferdeschädel leben, die über dem Kamin an der Wand hingen.
    Essen wurde ihnen in einem Stoffbündel durch einen schmalen Mauerschlitz für Pfeilschützen heruntergelassen. Rogan nahm das Bündel entgegen und schrie zu Se-vern hinauf, was er mit ihm anstellen würde, sobald er wieder frei wäre. Rogan trug sein Essen in die andere Ecke des Raumes und weigerte sich, mit Liana am Tisch zu sitzen.
    Es wurde Nacht, und sie sprachen noch immer nicht miteinander.
    Liana legte sich aufs Bett und fragte sich, wo Rogan wohl zu schlafen gedachte. Sie wollte dagegen protestieren, als er sich, mit dem Rücken zu ihr, neben sie legte; aber sie tat es nicht. Sie sorgte nur dafür, daß er nicht mit ihr in Berührung kam.
    Aber als die frühe Morgensonne einen schmalen Streifen Licht

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