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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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diesem Entschluß zu kränken.«
    »Ich habe getan, was du von mir verlangt hast, und mir einen Mann als Gatten erwählt«, sagte Liana kalt. »Ich hatte eigentlich erwartet, daß du dich über meine Entscheidung freust.«
    Helen versuchte, ihre Fassung zu bewahren, sank ächzend auf einen Stuhl und warf die Hände in die Luft zum Zeichen der Ergebung. »Du gewinnst. Meinetwegen kannst du hierbleiben, alle Güter verwalten und die Aufsicht über die Bediensteten behalten. Meinetwegen kannst du alles haben. Wenn ich meinem Schöpfer gegenübertreten muß, will ich mir nicht Vorhalten lassen, daß ich die Tochter meines Gatten gezwungen hätte, in einer Hölle auf Erden zu leben. Du gewinnst, Liana. Freut dich das? Aber geh jetzt. Geh mir aus den Augen. Lasse mir wenig-
    stens dieses Zimmer, das nicht von dir oder dem Schatten deiner toten Mutter regiert wird.«
    Liana fand die Rede ihrer Stiefmutter verwirrend, und sie dachte darüber nach, während sie sich umdrehte und zur Tür ging. Sie war schon im Begriff, den Raum zu verlassen, als ihr klar wurde, was Helen damit hatte sagen wollen. Sie kehrte rasch wieder um.
    »Nein«, sagte sie im dringlichen Ton, »ich will diesen Mann heiraten. Ich sah ihn hier nicht zum erstenmal, verstehst du? Ich bin ihm schon gestern begegnet. Wir waren eine Weile lang allein und . . .« Sie errötete und blickte auf ihre Hände hinunter.
    »Oh, gütiger Himmel, er hat sie vergewaltigt«, sagte Helen. »Gilbert, du mußt diesen Mann hängen lassen.« »Nein!« riefen Gilbert und Liana gleichzeitig.
    »Die Falken . . .« begann Gilbert.
    »Er hat nicht . . .« begann Liana.
    Helen hob beide Hände, um sie zum Schweigen zu bringen, und faßte sich dann an den Unterleib. Ihr Kind würde zweifellos mit Klumpfüßen zur Welt kommen nach all dem Kummer, den ihre Stieftochter ihr während der Schwangerschaft bereitet hatte. »Liana, was hat dieses Biest mit dir angestellt?«
    Er hat mich gezwungen, seine Kleider zu waschen, dachte Liana bei sich. Und mich geküßt. »Nichts«, sagte sie. »Er hat mich nicht angefaßt.« Sie glaubte, ein Sühnegebet zu sprechen während der Messe wegen dieser Lüge. »Ich bin ihm gestern, als ich ausritt, begegnet, und ich . . .« Was sollte sie sagen? Daß sie ihn mochte? Ihn liebte? Ihn haßte? Wahrscheinlich das alles auf einmal. Was sie auch immer für diesen Mann empfand, es war ein starkes Gefühl. »Und ich möchte seinen Heiratsantrag annehmen«, schloß sie.
    »Eine gute Wahl«, sagte Gilbert. »Wenn ich in meinem
    Leben einen richtigen Mann gesehen habe, dann diesen Jungen.«
    »Du bist eine Närrin, Liana«, flüsterte Helen mit bleichem Gesicht. »Es kommt nur selten vor, daß ein Vater so sehr in seine Tochter vergafft ist, daß er ihr die Wahl ihres zukünftigen Gatten selbst überläßt, und nun begreife ich auch, warum. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, daß du so dumm sein könntest.« Sie seufzte. »Also gut. Das hast du nun allein zu verantworten. Wenn er dich schlägt — und du noch am Leben bist —, kannst du hierherkommen und deine Wunden versorgen lassen. Geh jetzt. Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen.«
    Liana rührte sich nicht von der Stelle. »Ich möchte ihn nicht vor der Trauung sehen«, sagte sie.
    »Wenigstens ein bißchen Verstand ist dir geblieben«, sagte Helen sarkastisch. »Halte dich von ihm fern, solange du kannst.«
    Gilbert verspeiste ein paar Weintrauben. »Er hat auch gar nicht darum gebeten, dich zu sehen. Ich schätze, das gestern reichte ihm bereits, wie?« Er grinste und blinzelte seiner Tochter zu. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann eine Frau ihm zuletzt so eine Freude gemacht hatte wie seine Tochter. Die Peregrines mochten zwar ein wenig rauhbeinig sein; aber das schien nur so, weil sie eben Männer waren und keine Fatzken, die von Frauen regiert wurden.
    »Wahrscheinlich«, sagte Liana. Sie hatte Angst, daß Lord Rogan sich weigern würde, sie zu heiraten, wenn er sie sah und in ihr die Frau erkannte, die ihm gestern seine Kleider an den Kopf geworfen hatte. Er mochte keine bösen Weiber, hatte er gesagt. Und wenn Rogan nach einer sanften Ehefrau verlangte, dann würde sie eben eine sanftmütige Ehefrau sein.
    »Nun, das läßt sich ja leicht arrangieren«, sagte Gil-bert. »Ich werde ihm sagen, daß du die Pocken hättest, und er kann ja den Ring mit einer Stellvertreterin tauschen. Wir werden die Hochzeit festsetzen auf . . .« Er blickte Helen an, aber diese schwieg mit steinernem

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