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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Das hatten bisher nur wenige Männer und noch weniger Frauen gewagt. »Ich denke, du solltest die Wette der Lady annehmen. Schließlich kannst du sie unmöglich verlieren. Sie wird die Diebe niemals finden. Haben wir nicht schon Monate vergeblich nach ihnen gesucht? Du riskierst also nichts.«
    Rogan blickte mit kalten Augen und eisenhartem Kiefer erst seine Ritter und dann die Bauern an. Er würde diese blödsinnige Wette gewinnen und sie dann fortschicken, bevor sie sich noch einmal in seine Angelegenheiten einmischte. »Angenommen«, knurrte er, und ohne Liana noch eines Blickes zu würdigen, bestieg er sein Pferd und sprengte davon. Diese verdammte Luder — sie hatte ihn vor seinen Männern zum Narren gemacht!
    Sein Zorn war noch nicht verraucht, als er die Burg erreichte. Und als er das Tor passiert hatte, blieb er sprachlos auf seinem Pferd sitzen und starrte auf seine Männer, seine Fronknechte und seine Frauen, die alle Abfälle und Dung schaufelten, den Hof fegten, die Fußböden scheuerten.
    Rogan hatte so ein Gefühl, als würde er von seinen eigenen Leuten verraten. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß einen lauten, langen und scheußlichen Kriegsschrei aus — und sogleich hörten die Leute im Hof zu schaufeln und zu kehren auf. »An die Arbeit!« brüllte er seinen Männern zu. »Ihr seid keine Frauen! An die Arbeit!«
    Er wartete nicht erst ab, ob die Leute auch seinen Be-fehl befolgten, sondern stieg vom Pferd und lief wütend die Treppe zur großen Halle hinauf und dann weiter in sein Privatzimmer, das an die Halle grenzte. Dieser Raum gehörte ihm und ihm allein. Er warf wütend die Tür hinter sich zu und setzte sich in den alten Eichenholzsessel, der dem Familienoberhaupt der Peregrines seit drei Generationen gedient hatte.
    Er setzte sich, stand dann wieder abrupt auf und musterte finster die Sitzfläche. Da war ein kleine Lache kalten Wassers in der Wölbung des Holzes, wo jemand das Möbelstück geschrubbt haben mußte. So wütend, daß er fast rot sah, blickte er sich im Raum um und stellte fest, daß er sauber war. Die Abfälle, in denen man bisher bis zum Knöchel versunken war, waren verschwunden, desgleichen die Spinnweben, welche die Waffen an den Wänden miteinander verbunden hatten. Auch sah er keine Ratte mehr im Zimmer, und die Fettschicht, die noch tags zuvor Sessel und Tisch klebrig machte, war ebenfalls entfernt worden.
    »Ich werde sie umbringen«, preßte er durch die zusammengebissenen Zähne. »Ich werde sie aufs Rad flechten und vierteilen lassen. Ich werde sie lehren, wem das Land der Peregrines gehört und wer über die Peregrine-Männer herrscht!«
    Doch als er die Hand auf die Tür legte, bemerkte er einen kleinen Tisch an der Wand. Er erinnerte sich, daß Zareds Mutter ihn benützt hatte; aber er hatte ihn seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Er fragte sich, ob er nicht die ganze Zeit über in diesem Raum gestanden und er ihn nur nicht wahrgenommen hatte. Auf dem Tisch befand sich, säuberlich übereinandergeschlichtet, ein Stoß kostbarer, teurer Blätter aus Papier und daneben ein Tintenfaß aus Silber nebst einem halben Dutzend Federn, deren Kiele angespitzt waren. Das Papier und die Federn zogen ihn an wie das Licht die Motten. Seit Monaten trug er sich schon mit einer Idee für eine hölzerne Kriegsmaschine, eine Schleuder, die große Steine mit beträchtlicher Wucht werfen konnte. Er hatte sich überlegt, wenn er das Gerät mit zwei Winden statt einer ausrüstete, konnte er den Wurfarm viel länger machen und den Steinen größere Durchschlagskraft verleihen. Er hatte mehrmals versucht, seine Idee im Dreck zu skizzieren; aber es war ihm nicht gelungen, feine Linien zu ziehen.
    »Die Dirne kann warten«, murmelte er, ging zum Tisch und begann langsam und unbeholfen seine Idee als Entwurf zu Papier zu bringen. Es fiel ihm leichter, mit einem Schwert umzugehen als mit einer Feder. Als die Sonne unterging, schlug er Funken aus einem Feuerstein und zündete dann eine Kerze an, um fleißig an seinem Entwurf Weiterarbeiten zu können.

Kapitel acht
    Nachdem Rogan die Bauern auf der Wiese zurückgelassen hatte, dauerte es eine Weile, bis Lianas Herz sich wieder beruhigte. Sie tat ja nun wirklich alles, um ihrem Gatten statt Freude Mißvergnügen zu bereiten — oder etwa nicht? Sie konnte noch schattenhaft seine Gestalt erkennen, die auf die Burg zusprengte, bekleidet mit dem Hochzeitsanzug, den sie für ihn hatte nähen lassen und der jeden Tag speckiger wurde. Sie

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