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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sehr wohl, was er da tat
    — sah das ungläubige Staunen in seinen Augen, als er Zeuge wurde, wie Rogan im Schoß einer Frau schlief. Es schien, als hätten sich alle dagegen verschworen, daß auch nur ein Hauch von Menschenfreundlichkeit in Rogan aufkam. Sie hob den Arm und legte die Hand auf Rogans Schulter. »Vielleicht könnte ich dich bei der Rechtsprechung unterstützen. Ich habe meinem Vater oft an Gerichtstagen geholfen«, sagte sie. Tatsächlich hatte sie seit dem Tod ihrer Mutter die Gerichtsbarkeit über die Bauern ganz allein wahrnehmen müssen, weil ihr Vater sich einen feuchten Staub darum kümmerte.
    Rogan war sofort auf den Beinen und blickte mit gerunzelten Brauen auf sie hinunter. »Du gehst zu weit,
    Frau. Ich werde die Urteile fallen. Ich werde über meine Bauern zu Gericht sitzen.«
    Auch sie war nun von der Bank hochgeschnellt. »Und was für eine gute Arbeit du bis jetzt als Richter geleistet hast!«, sagte sie verärgert. »Ist das deine Vorstellung von Gerechtigkeit, wenn du sie hungern läßt? Glaubst du, du könntest ihre Bedürfnisse dadurch befriedigen, daß du ihre Häuser über ihren Köpfen zusammenbrechen läßt? Wenn zwei Männer mit einem Streitfall zu dir kommen, was tust du dann? Läßt du sie beide hängen? Gerechtigkeit! Du hast keine Ahnung, was dieses Wort überhaupt bedeutet. Du weißt nur, wie man bestrafen kann.«
    Als Liana die Wut auf seinem Gesicht sah, war sie sicher, daß er sie der langen Liste von Leuten anfügen würde, die er bereits hatte töten lassen. Fast wäre sie vor ihm zurückgewichen, als sie die Hitze seiner Wut spürte; aber da war eine Macht in ihr, eine Willenskraft, die sie zwang, dort auszuharren, wo sie stand.
    Plötzlich änderte sich der Ausdruck seiner Augen. »Und was würdest du mit einem Mann tun, der die Kuh eines anderen Mannes gestohlen hat? Sie zusammen baden lassen? Sie vielleicht damit bestrafen, daß sie sich zweimal am Tag die Fingernägel reinigen müssen?«
    »Wieso, nein, ich würde . . .« begann Liana. ehe sie begriff, daß er sie neckte. Sie zwinkerte ihm zu. »Ich würde sie damit bestrafen, daß sie einen Tag lang deine schlimmen Launen ertragen müssen. Das und der üble Geruch, den du verströmst, nachdem du dich wochenlang nicht gewaschen hast, sollte genügen.«
    »So?« sagte er leise und trat näher an sie heran. »Dich scheint dieser Geruch aber nicht zu stören.«
    Er zog sie mit einem Arm an sich, und Liana schmolz bei dieser Berührung dahin. Nein, sie schien sich nicht an diesem Geruch zu stören, auch nicht an seiner üblen Laune, seinen finsteren Blicken oder seinem wochenlangen Verschwinden. Er küßte sie erst sacht, dann immer heftiger, bis er ihr ganzes Gewicht mit seinem kräftigen Körper stützen mußte.
    Er löste seine Lippen von ihrem Mund, sie immer noch im Arm haltend. »Und was verlangst du von mir als Sklaven? Sollen wir den ganzen Tag im Bett verbringen? Wirst du über mir stehen, nur mit meinem Helm bekleidet, und Liebesdienste von mir fordern?«
    Liana öffnete die Augen., Was für eine interessante Idee, dachte sie bei sich, und fast hätte sie diesem Vorschlag zugestimmt. Aber sie beherrschte ihre Lust. »Ich möchte, daß du in Bauernkleidern mit mir einen Jahrmarkt besuchst.«
    Rogan blinzelte ein paarmal und ließ sie dann so abrupt los, daß sie gegen die Fensterbank fiel. »Das kommt nicht in Frage«, sagte er, nun wieder mit zornrotem Gesicht. »Du verlangst von mir, daß ich in den Tod gehen soll. Du bist eine Spionin. Die Howards . . .«
    »Zum Teufel mit den Howards!« gab sie ihm heftig zur Antwort. »Was schert mich diese Sippschaft! Ich möchte lediglich, daß du einen Tag mit mir verbringst. Mit mir allein! Ohne einen Wächter, der uns beobachtet — ohne einen Bruder, der dich verhöhnt, weil du es wagst, eine Stunde mit deiner Frau zu verbringen. Ich möchte einen ganzen Tag mit dir verleben — mit meinen Kleidern auf dem Leib. Das kann hier nicht sein, weil sie dich hier nicht in Ruhe lassen. Deshalb bitte ich dich, einen ganzen Tag lang aufzuhören, Lord Rogan zu sein, und mit mir einen gewöhnlichen Tag auf einem Bauernfest zu verbringen.« Sie mäßigte nun ihre Stimme, legte ihre Hände auf seine Unterarme. »Bitte«, sagte sie. »Es sind so einfache Leute, und ihre Vergnügungen sind so schlicht. Es wird ein Tag sein, den wir mit Tanzen, Trinken und Essen ver-
    bringen. Ich glaube, daß sie sogar Vorhaben, ein Stück aufzuführen. Kannst du denn nicht einen Tag für mich

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