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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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betrachtete, wurde sie von einer freudigen Erwartung erfüllt, denn heute war der Tag, den er mit ihr verbringen sollte. Einen ganzen Tag lang gehörte er ihr.
    »Mylady?« sagte Joice von der Tür her.
    »Ja«, rief Liana, und Joice kam ins Zimmer, sorgfältig darauf achtend, daß die Tür nicht knarrte.
    Joice warf nur einen Blick auf den schlafenden Rogan und runzelte die Stirn. »Ihr seid noch nicht bereit? Die anderen werden bald auf sein und Euch sehen.« Man hörte ihr an, wie sehr sie den Plan ihrer Herrin mißbilligte.
    »Rogan«, sagte Liana, sich über ihren Gatten beugend. »Rogan, mein Geliebter, du mußt aufwachen. Heute findet der Jahrmarkt statt.«
    Er hob die Hand und berührte ihre Wange. »Ah, Donnerstag«, murmelte er, »heute mußt du die Oberlage übernehmen.«
    »Donnerstag!« schnaubte Liana und schlug ihn dann mit der Faust gegen die Rippen. »Wach auf, du betrunkener Düngerhaufen! Ich bin deine Frau, nicht eine von deinen Dirnen!«
    Rogan hielt sich mit der Hand ein Ohr zu, drehte sich dann auf die andere Seite und blickte Liana blinzelnd an. »Was schreist du denn so! Stimmt etwas nicht?«
    »Du hast mich eben mit dem Namen einer anderen Frau angeredet.« Als er sie verständnislos ansah, weil er offenbar nicht einsah, warum sie das stören sollte, setzte sie seufzend hinzu: »Du mußt aufstehen. Heute findet der Jahrmarkt statt.«
    »Welcher Jahrmarkt?«
    »Männer!« preßte Liana durch die zusammengebissenen Zähne. »Der Jahrmarkt, den du mit mir besuchen willst, wie du es mir versprochen hast. Die Wette. Erinnerst du dich? Ich habe Bauernkleider für uns bereitgelegt, und wir müssen die Burg verlassen, sobald die Tore geöffnet werden. Meine Dienerin wird sich heute den ganzen Tag in diesem Zimmer einschließen, und ich habe das Gerücht verbreiten lassen, daß ich von dir verlangt hätte, den ganzen Tag mit mir im Bett zu verbringen. Niemand wird also wissen, daß wir die Burg verlassen haben.«
    Rogan setzte sich auf. »Da hast du aber eine Menge auf deine eigene Kappe genommen«, sagte er, die Brauen zusammenziehend. »Meine Männer sollten immer wissen, wo ich mich aufhalte.«
    »Wenn sie es wissen, folgen sie uns wie ein Rattenschwanz, und alle Bauern sind sofort im Bilde, wer du bist. Willst du etwa wortbrüchig werden?«
    Rogan dachte, daß Frauen, die von Ehre redeten und daß man sein Wort halten müsse, in die gleiche Kategorie gehörten wie fliegende Schweine. Sie sollten gar nicht existieren, und falls doch, waren sie eine verdammte Plage, denn sie würden niemals in dem Pferch bleiben, in den man sie einsperrte. Liana beugte sich zu ihm, während sich ihre wunderschönen Haare über ihre Arme ergossen. »Ein Tag der Freude«, sagte sie leise, »den du nur mit Essen, Trinken und Tänzen verbringst. Ein Tag, an dem du einmal deine Sorgen vergessen kannst.« Sie lächelte, weil sie eine Eingebung hatte. »Und du könntest vielleicht dabei erfahren, ob die Bauern etwas von den Absichten der Howards wissen.«
    Rogan dachte über ihre letzten Worte nach. »Wo sind die Kleider?«
    Sobald Rogen seinen Entschluß gefaßt hatte, konnte Liana ihn auch zur Eile antreiben. Als sie sich beide angekleidet hatten, war sich Liana sicher, daß niemand sie erkennen würde — solange Rogan nicht vergaß, seine Schultern hängen zu lassen und den Kopf etwas zu beugen. Die Bauern kamen nicht erhobenen Hauptes daher wie ihre Herrschaft.
    Sie verließen das Schlafzimmer und kamen genau im richtigen Augenblick zum Burgtor, wo Rogans Männer die Fallgatter hochzogen. Sobald sie die Zugbrücke über dem nun leeren Burggraben überquert hatten, blieb Rogan stehen. »Wo sind die Pferde?«
    »Bauern reiten nicht auf Pferden. Sie gehen zu Fuß.«
    Rogan sträubte sich, ihr weiter zu folgen. Er stand da und rührte sich nicht von der Stelle.
    Da hätte sie ihn beinahe daran erinnert, daß er Jeanne stets zu Fuß begleitet hatte; aber sie beherrschte sich im letzten Moment. »Komm«, sagte sie im schmeichelnden Ton, »wir werden das Stück versäumen, wenn wir uns nicht beeilen. Oder vielleicht könnten wir den alten Esel dort drüben kaufen. Für ein paar Kupfermünzen werde ich ihn sicherlich . . .«
    »Es besteht keine Notwendigkeit zu einer Geldausgabe. Ich bin ebensogut zu Fuß wie irgendeiner.«
    So legten sie zusammen die vier Meilen bis zum Dorf zurück, und um sie her schwärmten viele Leute, kamen Fremde des Weges, die ihre Wären verkaufen wollten, Reisende und Verwandte aus anderen

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