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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Musiker ...«
    »... und die Zahl eines durchgeknallten Verrückten, der sie Joe Anders in die Stirn geschnitten hat«, unterbrach Lorentz.
    Capelli schluckte. Den Fall hatte sie ganz vergessen. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte mich nicht darüber lustig machen.«
    »Schon in Ordnung. Mir tut’s leid, dass ich dich so zugetextet habe. Manchmal geht halt einfach meine Dozentennatur mit mir durch. Weißt du was? Dafür, dass du mein Geschwafel ertragen hast, mache ich uns einen Kaffee.«
    »Gute Idee. Du findest alles, was du brauchst, in dem kleinen Schränkchen über der Kaffeemaschine. Und bring Milch mit, Maulwurf.«
    Das konnte Lorentz natürlich nicht auf sich sitzen lassen.
    »Pseudo Quincy.«
    »Totengräber.«
    »Bauchaufschlitzerin.«
    »Scherbenklauer.«
    »Metzgersfrau.«
    »Mini Indiana Jones.«
    »Leichenbegrapscherin.«
    »Museumsheini.«
    Lorentz stockte. Verflucht! Was die spitze Zunge betraf, war sie ihm wirklich überlegen, das musste er zugeben. Es fiel ihm tatsächlich kein Konter mehr ein. Also spielte er seinen Trumpf aus: »Du hattest heute wohl einen kleinen Schminkunfall?«
    Capelli erstarrte und rannte ins Vorzimmer, wo ein großer Spiegel hing. »Du Wappler«, rief sie. »Ich seh aus wie ein Pandabär, und du hältst es die ganze Zeit nicht für nötig, auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen.«
    »Sah irgendwie süß aus«, versuchte sich Lorentz aus der Affäre zu ziehen.
    »Wart nur, bis ich dich in die Finger kriege.«
    »Was dann?« Lorentz stand jetzt direkt hinter ihr.
    »Dann ... das!« Capelli boxte ihm auf den Oberarm.
    »Au!«, schrie er. »Das tat weh! Das war genau dieselbe Stelle, auf die du gestern schon gehauen hast.«
    »Das war auch Absicht. Vergiss nicht, ich habe Medizin studiert, ich kenne darum Punkte, an denen es noch viel mehr wehtut. Sag also nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    »Jetzt komm, du Pandabär, der Kaffee ist gleich fertig. Wir trinken erst mal eine Tasse und nehmen uns dann die vierte Zeile vor«, versuchte Lorentz die schmollende Gerichtsmedizinerin zu motivieren.
    Capelli mühte sich noch ein bisschen, ihr Gesicht mit einem Taschentuch sauber zu kriegen, dann folgte sie Lorentz zurück ins Wohnzimmer. »Hm«, sagte sie. »Nachdem das absolut nicht mein Gebiet ist, bin ich sicherlich die falsche Person, um diese Zeile zu lösen. Bist du dir denn sicher, dass du die richtigen Typen meinst?«
    Lorentz sah sie verständnislos an.
    »Na ja, ich meine damit, ob du den richtigen Leonidas, den richtigen
Koroibos und den richtigen Astylos hast. Vielleicht gibt es ja einen Koroibos, der auch gegen die Perser gekämpft hat?«
    »Und dann?«, fragte Lorentz. »Willst du nach einem Perserteppich im Wald suchen? Das ergibt doch keinen Sinn. Genauso wenig wie die Olympischen Spiele.«
    Bevor er weiternörgeln konnte, klingelte sein Handy. Es war Iris, die ihn zu Kaffee und Kuchen einlud. Lorentz überlegte kurz, sagte dann zu und legte wieder auf.
    »Können wir weitermachen?«, fragte Capelli.
    Lorentz nickte, war aber mit den Gedanken noch bei seiner Exfreundin. Im Nachhinein betrachtet fand er ihr Beisammensein nach der Beerdigung wirklich nett. Sie war so wie damals gewesen, als sie noch ein Paar waren. Lorentz erinnerte sich an ihre gemeinsame Zeit, bevor sie sich so auseinandergelebt hatten. Iris war wirklich wunderschön gewesen. Und er fand, dass sie das auch heute noch war. Er würde doch nicht etwa rückfällig werden?! Als Teenager war sie lustig gewesen, nett, klug, eine Frau zum Pferdestehlen und dazu wahnsinnig gut im Bett. Ob sie sich wirklich wieder zurückverwandelt hatte? Oder hatte der Schock bei ihr nur eine kurzfristige Persönlichkeitsverschiebung ausgelöst? Was, wenn diese Veränderung von Dauer war? Er konnte Iris jetzt doch wohl unmöglich anmachen, oder? Wollte er das überhaupt? Und wenn ja, wie lange musste er dann warten, um den nötigen Anstand zu wahren? Sollte er ein wenig vorbauen? Die Fühler ein wenig ausstrecken? Schaden konnte es ja nicht!
    » AU !« Capelli hatte ihn erneut auf den Oberarm geboxt.
    »Erde an Lorentz! Wir haben hier etwas Wichtiges zu tun.«
    »Schon gut«, ächzte er und rieb sich den Arm. »Ich habe mich auf das Rätsel konzentriert!«
    »Matratzensport ist aber keine olympische Disziplin«, lästerte Capelli. »Ich habe es doch an deinem Gesichtsausdruck gesehen, dass du an die Frau gedacht hast, die dich gerade angerufen hat, und nicht an die Perser oder irgendwelche Athleten.«
    Lorentz

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