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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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sinken.
    »Chief, haben Sie daran gedacht, einen Profiler hinzuzuziehen?«
    Mein Blick wandert zu Tomasetti, doch sein Pokergesicht verrät nichts. Ich ertappe mich bei dem Wunsch, seine Gedanken lesen zu können.
    »Ich arbeite gerade an einem Profil«, erwidert er. »Bis heute Abend sollte es fertig sein.«
    Ich blicke auf meine Notizen, beschreibe als Nächstes das Folterinstrument, das Doc Coblentz im zweiten Opfer gefunden hat, wobei einige unruhig mit den Füßen scharren oder sich räuspern.
    »In der Akte befindet sich ein Foto davon. Es sieht selbstgemacht aus, so als hätte der Typ es in seiner Garage oder seinem Betrieb gebastelt. Wahrscheinlich kennt er sich mit Stromkreisen aus.«
    Detrick lehnt sich auf seinem Stuhl zurück, die Arme über der Brust verschränkt. Er beobachtet mich genau. »Wir müssen diesen kranken Mistkerl kriegen, Leute. Ich glaube, jeder hier weiß, dass er nicht aufhören wird, wo er jetzt gerade auf den Geschmack gekommen ist.«
    Ich sehe Detrick an. »Wir könnten mehr Polizeistreifen in der Gegend gebrauchen.«
    »Geht in Ordnung.«
    Ich wende mich wieder den anderen zu. »Ich habe für achtzehn Uhr eine Pressekonferenz angesetzt. Im Highschool-Auditorium. Sie sollten auch alle dabei sein.«
    Ich sehe sie nacheinander kurz an. »Ich möchte die Anwesenden hier im Raum eindringlich daran erinnern, dass wir die Tatsache, dass der Mörder römische Zahlen auf den Unterleib seiner Opfer ritzt, nicht bekannt geben. Sprechen Sie mit niemandem darüber, was wir heute besprochen haben. Weder mit der Ehefrau noch mit der Freundin oder dem Freund oder dem Hund. Haben das alle verstanden?«
    Alle nicken. Zufrieden, dass ich mich klar ausgedrückt habe, trete ich vom Pult weg. »Machen wir uns an die Arbeit.«

17. Kapitel
    Zwei Minuten vor achtzehn Uhr treffe ich in der Highschool ein. Eigentlich hatte ich vor den Presseleuten da sein wollen, aber dafür bin ich nun zu spät. Mehrere Pressefahrzeuge parken im hinteren Bereich nahe der Bushaltestelle, wo ich im düsteren Licht der Straßenlampen den Übertragungswagen von ProNews 16 erkenne.
    Ich stelle mein Auto auf den Lehrerparkplatz und betrete das Gebäude durch einen weniger benutzten Seiteneingang. Der Korridor ist warm und riecht nach Papierstaub sowie einem gewerblichen Reinigungsmittel, das wohl nach Fichte duften soll. Das Auditorium liegt geradeaus, ich höre die Menschen, bevor ich sie sehe. Als ich aber beobachte, wie eine Fernsehcrew aus Columbus Scheinwerfer und Kameraausrüstung hineinträgt, überkommt mich Beklemmung.
    Ich biege in einen Seitengang, der zum rückwärtigen Teil des Auditoriums führt. Detrick steht vor dem Bühneneingang und liest in einem kleinen Spiralblock – ein Schauspieler, der seine Sätze auswendig lernt, kurz bevor sich der Premierenvorhang hebt.
    Als er mich entdeckt, lässt er den Block sinken. »Sie kommen gern in letzter Minute, hab ich recht?«
    »So was hier ist nicht mein Ding.« Das ist eine Untertreibung. Ich würde mir lieber den kleinen Zeh abschießen, als mich den Presseleuten zu stellen.
    »Eine Menge Kameras«, kommentiert er. »Und auch ein paar Radiosender.«
    Dazu fällt mir nur eins ein: Verdammter Mist. Detrick hingegen sieht aus wie ein Star vom Nachmittagsfernsehen, der gleich seinen Emmy-Award entgegennehmen wird. Der Hauch von Puder auf seiner Glatze und die Erwartung, die in seinen Augen leuchtet, machen mir noch einmal bewusst, dass er in erster Linie Politiker und dann erst Gesetzeshüter ist.
    Er schenkt mir einen weisen Blick. »Ich war lange Zeit Polizist, und zwar ein guter. Aber ich bin auch ein guter Politiker, und mich hat bis jetzt noch jede Kamera geliebt.« Sein Lächeln hat etwas sympathisch Selbstironisches. »Wenn Sie wollen, dass ich mich um die Presse kümmere, mache ich das gern. Ich weiß, Sie haben alle Hände voll zu tun und können nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.«
    Das ist sein erster Schritt, den Fall an sich zu reißen, denke ich sofort. Es klingt zwar paranoid, aber in der Öffentlichkeit ist Wahrnehmung alles. Vor den Fernsehkameras wird Detrick mich überstrahlen wie die Sonne den Mond. Doch er hat recht. Es ist wichtiger, an diesem Fall zu arbeiten, als mit ein paar Fünfundzwanzigjährigen, die sich den großen Karrieredurchbruch erhoffen, Frage und Antwort zu spielen.
    Aber diesen Gedanken verwerfe ich gleich wieder, als Norm Johnston und Auggie Brock auf uns zusteuern und Detrick die ausgestreckte Hand schütteln. Auggie blickt

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