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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Mona, uns vom zweiten Opfer das beste Foto, das sie hat, zu faxen.«
    Beiden Männern steht das Wissen um die Tragödie, die sich bald vor uns entfalten wird, in den Augen geschrieben. Glock wendet sich ab und eilt auf der Suche nach einem Schulangestellten zum Auditorium.
    Ich wünschte, ich könnte das Ganze ohne Tomasetti handhaben, denn zwischen den Amischen und der englischen Polizei herrscht ein tiefes Misstrauen, das bei den konservativen Amischen, zu denen die Augspurgers gehören, besonders stark ausgeprägt ist. Doch die Vorschrift besagt, dass ich ihn mit einbeziehen muss. Ob es mir gefällt oder nicht, er gehört zum Team.
    Ich wende mich wieder Bonnie und Ezra zu, und wir gehen zum Klassenzimmer, gefolgt von Tomasetti. Als ich das Licht einschalte, fällt mein Blick auf Schulbänke, eine grüne Schiefertafel, auf die jemand »Scheiße« geschrieben hat, und ein mit Papieren bedecktes Lehrerpult. Ich ziehe ein paar Plastikstühle unter den Bänken hervor und wir setzen uns.
    »Weißt du etwas von Ellen?«, fragt Ezra mich auf Pennsylvaniadeutsch.
    »Hast du ein neueres Foto von ihr?«, frage ich, doch ich kenne bereits die Antwort. Die meisten Amischen lassen sich nicht fotografieren, weil Fotos für sie ein Ausdruck von Stolz sind. Einige glauben sogar, dass Fotos und selbst Gemälde, auf denen ein Gesicht abgebildet ist, das biblische Gebot
»Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen«
verletzen. Es gibt noch Amische der alten Ordnung, die glauben, ein Foto stehle die Seele des Fotografierten.
    »Wir haben kein Foto«, erwidert Ezra.
    Ich ziehe mein Notizbuch aus der Jackentasche. »Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
    »Am Tag, als sie verschwunden ist. Ich habe sie in der Scheune erwischt, wie sie eine Zigarette geraucht hat. Wir haben gestritten …« Ezra zuckt mit den Schultern. »Sie sagte, sie würde ihre Cousine Ruth besuchen.«
    »Als Ellen dann verschwunden war, habt ihr da irgendeinen Fremden in der Gegend gesehen? Ein Auto oder eine Kutsche?«
    Ezras dicke Brauen ziehen sich zu einer Linie zusammen. »Ich erinnere mich an Schuhabdrücke im Schnee. Ich wusste nicht, von wem die waren.«
    »Wo?« Mein Herz schlägt schneller. Das wäre unser erster Anhaltspunkt gewesen, hätte dieser Mann nicht entschieden, die Polizei außen vor zu lassen.
    »Sie führten zur Straße.«
    Die Fußspuren sind jetzt zweifellos alle verschwunden. Trotzdem, wenn der Mörder dort war, hat er vielleicht irgendetwas anderes hinterlassen. Ich sehe Tomasetti an. »Sorgen Sie dafür, dass Pickles und Skid rausfahren.«
    »Wie lautet die Adresse?«, will er wissen.
    Bonnie nennt eine ländliche Anschrift. »Glauben Sie, jemand hat Ellen mitgenommen?«, fragt sie.
    Tomasetti steht auf, zieht sein Handy vom Gürtel und geht zum Telefonieren in den hinteren Teil des Raums.
    Ich wende mich wieder Ezra zu. »Kannst du mir Ellen beschreiben?«
    Der Mann ist total durcheinander, so dass ich Bonnie ansehe, aus der die Worte herauspurzeln. »Sie ist siebenundzwanzig Jahre alt, blaue Augen, dunkelblondes Haar.«
    »Größe? Gewicht?«
    »Sie ist etwa einen Meter sechzig groß und wiegt siebenundfünfzig Kilo.«
    Die Beschreibung passt auf das zweite Opfer. »Irgendwelche Besonderheiten? Narben?«
    »Sie hat einen braunen Leberfleck am linken Fußknöchel.«
    Ich schreibe alles auf, bin sicher, dass Tomasetti mich nicht aus den Augen lässt. Mein Handy klingelt und ich sehe aufs Display. Glock. Ich nehme ab.
    »Ich stehe mit dem Fax vor der Tür«, sagt er.
    Mit Blick auf Bonnie und Ezra erhebe ich mich. »Ich bin gleich wieder da.«
    Glock läuft im Korridor auf und ab. Ich schließe die Tür hinter mir und gehe zu ihm. Er gibt mir das Fax. Ich starre auf das Schwarzweißfoto, das in der Leichenhalle aufgenommen wurde. Im Leben hat Ellen sicher ganz anders ausgesehen als die Leiche auf dem Obduktionstisch. Doch es ist noch genug von ihr da, dass ihre Eltern sie wiedererkennen werden.
    »Glauben Sie, es ist ihre Tochter?«, fragt er.
    »Ja.« Ich nehme mein Handy und drücke die Kurzwahltaste für Doc Coblentz’ Arbeitsnummer. Als der Anrufbeantworter anspringt, wähle ich die Privatnummer. Seine Frau nimmt nach dem ersten Klingeln ab, dann warte ich ungeduldig, bis er selbst drankommt.
    »Ich glaube, wir kennen jetzt die Identität des zweiten Opfers«, sage ich. »Können Sie sich erinnern, ob sie einen braunen Leberfleck am linken Fußknöchel hat?«
    Der Doktor seufzt. »Ich habe einen großen

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