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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Verrecken keine ein. »Vielleicht glaubt Pete ja, dass es ein Nachahmer ist.«
    Er nickt, als würde er die Möglichkeit in Betracht ziehen, doch ich weiß, er tut es nicht. »Wenn ich dieses Rätsel anderen erzähle, werden die meisten glauben, dass Pete was zu verheimlichen hat.«
    »Zum Beispiel?«
    »Tja, genau das ist das Rätsel.« Er zuckt die Schultern. »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen zu verstehen, was in Petes Kopf vorgeht.«
    Meine Schläfen pochen, und ich sage mir, dass er nicht wissen kann, was passiert ist. Doch es hilft nichts. Ich habe John Tomasetti unterschätzt. Er ist nicht einfach nur eine der Figuren, die eine Dienstmarke tragen. Er ist ein Polizist mit der Spürnase eines Polizisten und fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, koste es, was es wolle.
    »Rätsel liegen mir nicht besonders«, sage ich.
    »Ich glaube, Pete verbirgt etwas.« Wieder zuckt er die Schultern. »Ich hatte gehofft, der richtigen Person würde er vielleicht reinen Wein einschenken.«
    Woher weiß er es?,
ist alles, was ich denken kann. »Sie reden nur Scheiße, Tomasetti.«
    Er lächelt, doch es ist das gewitzte Lächeln eines Hais mit unergründlichen schwarzen Augen, scharfen Zähnen und einem unfehlbaren Killerinstinkt. Er lehnt sich zurück auf der Bank, betrachtet mich wie einen fehlgeschlagenen Laborversuch. »Erzählen Sie mal, wie haben Sie den Sprung vom amischen Farmgirl zur Polizistin geschafft? Ist ja nicht gerade ein kleiner.«
    Der schnelle Themenwechsel verwirrt mich, ich fange mich aber schnell. »Wahrscheinlich wollte ich einfach nur rebellieren.«
    »Gab es einen besonderen Anlass?«
    Das Klingeln meines Handys rettet mich vor einer Antwort. »Ich muss rangehen«, sage ich und drücke die Taste.
    »Es gibt noch eine Leiche!«
Lois’ Stimme hat den Klang eines Nebelhorns.
    Ich schieße so schnell hoch, dass ich an den Tisch stoße und ein Glas umfällt. »Wo?«
    »Miller’s Pond. Petra Srinvassens Tochter war da Schlittschuh laufen und hat sie gefunden.«
    Ich haste zur Tür, höre Tomasettis schwere Stiefelschritte hinter mir.
    »Sind sie noch am Teich?« Ich stoße die Tür auf und renne zum Tahoe, nehme den dunklen Himmel und die Kälte nur am Rande wahr.
    »Ich glaube ja.«
    »Sie sollen vorsichtig sein. Nichts anfassen und keine Spuren verwischen. Ich bin auf dem Weg.«

22. Kapitel
    John war seit jeher ein misstrauischer Mensch. Früher hatte das zu den Eigenschaften gehört, die einen guten Cop aus ihm machten. Es war ihm egal, wohin sein Misstrauen ihn führte. Er hätte seine eigene Großmutter verhaftet, wäre sie straffällig geworden. Deshalb war es für ihn so problematisch, sich einzugestehen, wie sehr ihm sein Argwohn gegenüber Kate Burkholder missfiel.
    Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass die Menschen immer nur das preisgaben, was sie wollten. Wie erfolgreich sie in dieser Kunst der Täuschung waren, hing von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel, ob sie gute Schauspieler waren und ob sie andere Menschen richtig beurteilen konnten. John hatte sich immer für einen ziemlich guten Menschenkenner gehalten.
    Nach allem, was man so hörte, war Kate Burkholder ehrlich und geradeheraus und konnte bei schwierigen Entscheidungen auch mal unkonventionell sein. Doch unter ihrer Fassade des Mädchens von nebenan verspürte John eine gewisse Doppeldeutigkeit. Auch wenn sie äußerlich die Entschlossenheit demonstrierte, alles richtig zu machen, sagte sein Bauch ihm, dass die ehemalige Amisch-Frau und heutige Polizeichefin etwas verbarg. Hätte ihm der Bürgermeister nicht von der Nachricht erzählt, hätte John sein Bauchgefühl vielleicht ignoriert. Doch das ging jetzt nicht mehr. Er war ziemlich sicher, dass sie etwas verheimlichte. Aber was? Die Frage rollte in seinem Kopf herum wie ein einsamer Würfel, während er mit hundertzwanzig Sachen über die Straße raste.
    »Am Stoppschild rechts«, sagte sie.
    Er trat auf die Bremse und bog ab, warf Kate einen kurzen Blick zu. »Vielleicht sollten Sie ein paar Ihrer Leute hierher bestellen«, sagte er. »Möglicherweise ist unser Mann noch in der Nähe.«
    Sie schreckte hoch wie aus einem Traum, drückte aufs Funkmikro am Kragen und gab Anweisungen durch, in welchem Umkreis ihre Leute suchen sollten. »Biegen Sie links ab.« Sie dirigierte ihn zu einer schmalen Nebenstraße, die noch nie einen Schneepflug gesehen hatte. Da John zu schnell fuhr, geriet der Tahoe in der nächsten Kurve ins Schlingern.
    »Nicht so

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