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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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einen kleinen Stein einsetzen lassen …«
    Dann jedoch wurde sie rot und schüttelte den Kopf. Arme Darja. Stumme Tränen rannen über ihre rotgeschminkten Wangen und hinterließen traurige Spuren auf der kalkweißen Schminke ihres Gesichtes. Ich nahm sie in den Arm, und wir weinten gemeinsam um unsere ungeborenen Kinder. Aber auch andere Frauen besuchten mich: Natalja Alexejewna kam mit Anna Mons, die jetzt die Generalin Balk war und gerade ihr zweites Kind erwartete. Sie sprach freundlich in der weichen Sprache der deutschen Vorstadt mit mir. Zur Stärkung hatte sie mir in der deutschen Vorstadt Pillen aus zerstoßener Honigbiene und Johanniskraut herstellen lassen. Ich musterte die Generalin Balk verstohlen. Sie hatte nie ein Kind von Peter empfangen. Was mußte sie dabei empfinden, an meinem Lager zu sitzen? Zu den eher seltsamen Besuchern gehörte die Prinzessin Kurakina. Sie war eine Schwester der Zariza Jewdokija, doch sie verlor nie auch nur ein Wort über das erbarmenswerte Schicksal der ersten Frau Peters. Ihr Mann, der Prinz Boris Kurakin, war ein Oberhaupt der trunkenen Synode: Ich denke, daß sie sich auf seinen Befehl hin zu mir begab. Prinzessin Kurakina wollte dem Zaren in seinem Streben nach westlichen Sitten und Sprachen so zu Willen sein, daß sie allen russischen Wörtern französische oder auch englische Endungen gab. So konnte ich in ihren Wortschwall hinein nur nicken, obwohl ich keine Silbe verstand von dem, was sie sagte. Wenn sie dann mein Zimmer verließ, sank ich erschöpft auf ein weiches Sofa, das vor dem Kamin stand, und starrte in die Flammen.
     
    Der Zar kam zum Julfest wieder nach Moskau. Aus seinen Briefen entnahm ich, daß er den Schmerz und die Trauer des Junimondes bereits hinter sich gelassen hatte. Er erwartete dasselbe von mir: So legte ich mir Schminke nach der Moskauer Art auf und malte mir mit roter Schminke ein Lächeln auf den toten Mund. Dazu zog ich mein neues Kleid aus dunkelgrünem Atlas an, das über und über mit Goldranken bestickt war. So gleichgültig Peter sich gegenüber seiner eigenen Erscheinung gab, so sehr erwartete er von den Frauen seiner Umgebung, daß sie sich schön kleideten. Ich lachte und tanzte und stand doch völlig neben mir. Ich beobachtete mich mit kalten, prüfenden Augen und genügte mir dabei in keinem Augenblick. Von unserer Vertrautheit war in den vielen Monaten seit unserer letzten Begegnung nichts verlorengegangen, und ich dankte Gott dafür. Als der Zar mich gleich nach seiner Ankunft nach Preobraschenskoje beorderte, trug er noch vom langen Ritt die ausgetretenen Stiefel, die er sich von seinem ersten Sold auf der holländischen Schiffswerft gekauft hatte. Seine Lederhosen waren fleckig, und sein Hemd roch nach Tagen der Reise nach Schweiß. Als er seine Stiefel auszog, waren die Sohlen ganz dünngewetzt. Auch seine Strümpfe waren voller Löcher: Er wackelte fröhlich mit seinen nackten Zehen, die aus der Wolle lugten, und lachte: »Du siehst, matka , du fehlst selbst meinen Strümpfen! Niemand stopft sie mehr, und sie haben so große Löcher wie mein Herz, wenn du nicht bei mir bist! Laß mich dir zeigen, wie sehr du mir gefehlt hast!«
    Seine Hand fuhr ohne Zögern unter meinen schweren Rock und spielte einen Augenblick mit den Bändern, mit denen ich meine Strümpfe an den Spitzenrand meiner Wäsche band. Ich hatte den Augenblick in den letzten Wochen fast gefürchtet. Aber es wurde mir unter seinen Fingern heiß im Bauch, und Peter seufzte vergnügt auf, als ich mich vor ihm auf die Knie niederließ und seinen Hosenstall aufknöpfte. Er hob mich nur auf den groben Tisch seiner Wohnstube und teilte meine Schenkel, ohne mich auszuziehen.
    »Es wird Zeit, daß wir nun wirklich ein Kind bekommen!« meinte er, ehe er meine Wäsche beiseite zog und sich in meine Feuchtigkeit schob.
     
    Im neuen Jahr verlor August, der Kurfürst von Sachsen, den polnischen Thron: Karl von Schweden und Louis von Frankreich setzten ihren eigenen Schützling, Stanislaw Lesczyinski, als Herrscher in Warschau ein. Karl versprach dem neuen König ehemals polnische Besitzungen in Rußland, sollte der Krieg für die Schweden erfolgreich enden. Peter war hilflos vor Zorn: Nicht nur hatte er den Pufferstaat Polen verloren, sondern es bestand auch die Gefahr, daß die Türkei sich dem schwedisch-polnischen Bündnis anschließen wollte!
    Rußland hatte nun Feinde an allen Fronten. Dabei war es schon von den Anstrengungen, die sein Herrscher ihm auferlegte, zu

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