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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Truhen finden konnten. Mir war nicht entgangen, daß der französische und der spanische Gesandte ein Lachen unterdrücken mußten, als sie die Prinzessinnen Iwanowna sahen. Vieles an der Art und Weise, in der wir russischen Damen uns schmückten, erschien ihnen hilflos und ländlich. Ich bewegte meinen langen Fächer mit seinem Griff aus Elfenbein und Perlen rascher, denn mir wurde unter meiner weißen Schminke heiß vor Zorn. Niemand sollte über eine russische Prinzessin lachen. Der leichte Luftzug, der mir durch die weichen grauen Straußenfedern über die Haut strich, beruhigte mich etwas. Peter beugte sich zu mir und fragte schmatzend zwischen zwei Bissen von einer vor Soße triefenden Wildschweinkeule: »Nun, welche von ihnen sollen wir dem kleinen Herzog von Kurland geben? Friedrich Wilhelm ist ein Neffe des Königs von Preußen, und es ist ein fabelhafter Weg, um unsere Eroberungen in deinem Baltikum – Gott segne den Tag, an dem ich meinen Fuß auf deinen Grund und Boden gesetzt habe – zu festigen.« Er fischte in seinen Zähnen, die er sich am Morgen von seinem italienischen Bader hatten reinigen lassen, nach einigen Fleischfasern. »Da will ich mich nicht lumpen lassen.« Er schmatzte mit der Zunge und nahm noch einen kurzen Zug aus seinem Humpen.
    In diesem Augenblick hob Praskowjas älteste Tochter Jekaterina ihren hübschen Kopf. Sie war gerade neunzehn Jahre alt geworden. Sie erhob sich so geschmeidig wie ein Katze und kam mit raschelnden Röcken zu uns. Ohne viel Umstände setzte sie sich auf Peters Schoß und prostete ihm aus seiner eigenen Tasse zu: »Auf ein langes und gesundes Leben, mein siegreicher Onkel«, sagte sie mit einer leisen, weichen Stimme. Sie lächelte, und ihre goldenen Augen funkelten im Kerzenlicht. Ihr Ausschnitt war prall gefüllt, und sie drückte ihre Brüste gegen Peters Schultern. Der lachte auf und ließ sich nicht lange bitten. Er legte beide Hände auf ihren Busen und küßte sie auf den nackten Hals. Sie schrie leise auf und wand sich einladend in seinen Händen. Ich begann, mich mit Menschikow, der neben mir saß, zu unterhalten.
    »Bei Gott, es ist kein Wunder, daß ich zu oft vergesse, daß du meine Nichte bist!« hörte ich Peter sagen.
    »Seit wann hat das je einen Zaren gestört? Außerdem war mein Vater nur dein Halbbruder«, zirpte Jekaterina frech.
    Menschikow strich sich über seinen feinen Schnurrbart und beugte sich zu mir. »Paß auf das kleine Vögelchen auf. Es sollte ihr wohl schmecken, Zariza zu sein, und sowohl ihre fette Mutter als auch ihre dummen Schwestern nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Und es ist schon öfter vorgekommen, daß ein Zar eine Verwandte geehelicht hat«, wisperte er. Ich nickte und wandte mich wieder zu Peter und Jekaterina. Sie hatte nun ihre Hand zwischen Peters Beine schlüpfen lassen und bewegte sie dort so geschickt hin und her wie ein kleiner Vogel seine Flügel. Er keuchte leise. Ich legte meine Hand auf ihren Arm und zog ihn bestimmt nach oben. Der Blick ihrer Augen wurde kalt vor Zorn.
    »Wir wollen doch nicht vergessen, daß wir uns nicht in einem Schlafgemach befinden, sondern bei Alexander Danilowitsch zu Gast sind. Seine Erlaucht bat eben demütig darum, eine Idee zum Ehestand mit Kurland vorbringen zu dürfen …«, sagte ich freundlich.
    »Ja, was denn?« Peter war offensichtlich unwirsch darüber, in seiner Lust unterbrochen worden zu sein.
    Menschikow neigte das Haupt unter seiner schweren, gepuderten Perücke und sagte: »Nachdem wir dem König von Preußen und seinem Neffen, dem Herzog von Kurland, unsere Verbundenheit beweisen wollen, was liegt da näher, als ihm unsere schönste Prinzessin, die Zarewna Jekaterina Iwanowna, zur Herzogin zu geben?«
    Jekaterina musterte Menschikow ausdruckslos. Sie haßte ihn ebenso wie ihre Mutter Praskowja es tat. Sie drückte sich an Peter und begann zu weinen.
    »Onkel, ich will nicht von dir weg! Ich will nur Rußland Kinder schenken!« Sie schob die Lippen vor. »Viele Söhne! Meine Mutter hat bewiesen, wie fruchtbar wir sind! Ich werde mein Leben lang unglücklich sein, wenn ich von dir fort muß«, stammelte sie und zog ihn zärtlich an den Haaren.
    Peter brummte wohlwollend.
    Ich ballte meine Fäuste, um die Prinzessin nicht an den Haaren zu ziehen oder ihr das rosige Gesicht zu zerkratzen. »Fruchtbar ja, meine Prinzessin, aber mit Töchtern!« meinte ich mit katzenhaftem Lächeln.
    Peter unterbrach unseren schwelenden Streit. »Du hast recht, Menschikow. Aber ich

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