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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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denke, für Jekaterina können wir noch eine bessere Lösung finden …«, antwortete Peter dann und legte seine Hände um das Hinterteil und die Schenkel seiner Nichte. Er sah zu ihren Schwestern. Praskowja zog soeben ihre zweite Tochter Anna an den Haaren. Er überlegte kurz. »Anna soll gehen. Anna soll Herzogin von Kurland sein. Und ich, Alekascha, werde nun mit Jekaterina deine Galerien besuchen.«
    Menschikow lachte verschwörerisch, aber ich konnte sehen, daß ihm nicht wohl dabei war.
    Ich sah Peter und Jekaterina nicht nach, aber die Geräusche, die vom Eingang des Festsaals her kamen, erlaubten mir nur einen Schluß. Peter wartete nicht einmal, bis sie in die Gänge verschwunden waren, ehe er die Zarewna Jekaterina Iwanowna mit seiner Aufmerksamkeit beehrte. Die Nacht in der Schlüsselburg, in der mir Peter seine Hand versprochen hatte, schien wie ein ferner Traum.
    Ich ließ mir von einem Diener meine Adlertasse mit Wodka auffüllen. In diesem Augenblick wurden gebratene Pfauen in vollem Federkleid aufgetragen, und die Musikanten spielten zu einem heiteren Menuett auf. Die zukünftige Herzogin von Kurland tanzte im Kreis mit ihren Schwestern. Jekaterina Iwanowna kam mit zerrauftem Haar und glänzenden Augen aus den Galerien wieder. Sie ließ sich neben ihrer Mutter nieder und mied meinen Blick. Praskowja neigte das Haupt, als Jekaterina ihr etwas zuflüsterte, dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte zufrieden.
     
    Die Zarewna Anna Iwanowna war eine stolze junge Braut. Der Herzog hatte ursprünglich um Bilder von allen fünf Prinzessinnen gebeten: Ihm war jede von ihnen recht! Dennoch schien er mit Peters Wahl zufrieden, denn seine Braut war gerade gewachsen, hatte frischen Atem und dunkle, strahlende Augen. Ebenso zufrieden zeigte er sich mit Annas Mitgift: Ich hatte Peter gebeten, sich großzügig zu zeigen. So erhielt Anna eine Börse mit zweihunderttausend Rubel, die Friedrich Wilhelm sofort darauf verwenden wollte, seine Spielschulden abzubezahlen.
    Am Morgen der Trauung betraten Peter und ich das Brautgemach, in welchem Anna Iwanowna von ihren Schwestern für die Hochzeitsfeier hergerichtet wurde. An diesem Morgen hatte sich eine erste Schicht von dünnem Eis auf der Newa gebildet, und die Luft war schwer von Schnee. Jekaterina steckte ihrer Schwester die Haare hoch und lächelte den Zaren strahlend an. »Mein Zar, was für eine Gnade Ihr meiner Schwester erwiesen habt! Was kann eine Frau sich anderes wünschen, als eine glückliche Braut zu sein? Möge Gott ihr gnädig sein und ihr viele Söhne schenken!«
    Am liebsten hätte ich sie für die Anspielung, die in ihrer Stimme mitschwang, geschlagen. Fürwahr, ich wollte dafür sorgen, daß die kleine Zarewna unter die Haube kam, wenn sie es sich so sehr wünschte! Sie war rossig wie eine Stute, und seitdem sie ihre Absichten so deutlich gemacht hatte, kam Peter immer seltener, und wenn, dann nur sehr zerstreut in mein Bett.
    Peter lachte und küßte sie auf beide Wangen. Dann ermahnte er die junge Braut: »Anna Iwanowna, meine geliebte Nichte! Du mußt in deiner Ehe deinem toten Vater, meinem geliebten Bruder und ehrenwerten Zaren Iwan, und auch Rußland alle Ehre erweisen. Du heiratest nicht für dich allein, sondern für dein Land. Bewahre das Recht und den Glauben, in dem du geboren wurdest. Lerne, deine neue Heimat zu lieben und zu ehren. Dein Mann ist das Haupt deiner Familie, gehorche ihm.«
    Anna neigte den Kopf in Demut und Gehorsam.
    Peter führte sie an Stelle ihres toten Vaters an seinem Arm in die Kirche der Peter-und-Pauls-Festung. Im Kirchenschiff war es so kalt, daß unser Atem in Wolken zu den Ikonen aufstieg.
    Als jedoch die Brautleute vor dem Altar niederknieten, sah der Pope von den Seiten seines Gebetbuchs auf und sagte bestimmt: »Ich kann diese Trauung aus Glaubensgründen nicht vollziehen.« Wir alle glaubten, nicht recht gehört zu haben. Friedrich Wilhelm wandte sich erstaunt an den preußischen Gesandten, der aber nur die Schultern zuckte und die Augen zur Decke hob. Anna begann zu weinen, und Praskowja eilte zu ihr.
    Der Zar erhob sich von seinen Knien. Er griff den Popen an der Kutte und holte seine Knute aus einer Tasche seines langen, bestickten Rockes hervor: »Und weshalb nicht, du verfluchter kleiner Pope?« drohte er ihm.
    Der Mann wurde blaß wie ein Leintuch: »Ich weigere mich im Namen der heiligen russischen Kirche, eine Zarewna mit einem Ungläubigen zu vermählen. Das ist Gotteslästerung und gegen unser

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