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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Blütenranken aus Perlen und Silberfäden gestickt. Die steife Stickerei zwang mich, mich sehr gerade zu halten. Um meine Schultern schlangen sich dicke Kordeln aus Silber, die meinen Mantel aus blauem Samt und Hermelin hielten. Der Rock war weit und schwer, und jede seiner Falten war durch die Stickerei steifgehalten und wurde von Spangen mit Perlen und Diamanten an ihren Platz gezwungen. Ehe ich noch die Tür erreichte, wandte ich mich zu meinen beiden treuen Freundinnen. Sie hielten erstaunt in ihrem Schritt inne, als ich ihre Hände ergriff: »Helft mir, niemals zu vergessen, wer ich bin und woher ich komme!« bat ich sie leise. Anna machte einen Knicks, während Darja mich nur ansah. Ihre blauen Augen waren groß und brennend wie Feuerräder.
    Als ich vor die Tür in mein Empfangszimmer trat, warteten dort Peter, Alex ander Danilowitsch und die Admirale Cruys und Botsis auf mich. Peter hatte die verdienten holländischen Seeleute für den Tag zu seinen Ziehvätern und Trauzeugen ernannt. Er selber trug die Uniform eines Vizeadmirals. Menschikow hatte es ihm gleichgetan: Die Uniform saß ihm straff über der Brust. Er verneigte sich, als er mich sah. Ich lächelte ihn dankbar an, und er schlug den Deckel der Samtschatulle zurück, die er in den Händen hielt. Darin lag eine runde, kleine Krone, die mit Perlen und gelben und rosafarbenen Diamanten besetzt war. Peter lächelte fast zärtlich, als er sie in die Hände nahm. »Meine Mutter, Natalja Naryschkina, hat diese Krone zu ihrer Trauung mit dem Zaren Alexej getragen. Nun soll sie dir gehören, matka , und unseren Töchtern nach dir.«
    Der parikmacher machte ein angestrengtes Gesicht, denn er überlegte sich wohl, wie er die Krone in meiner Perücke festmachen sollte. Peter aber zog noch eine zweite Schatulle hervor und sagte scherzhaft: »Du trägst zwar für meinen Geschmack viel zu viele Kleider, aber dein Hals ist entschieden zu nackt.«
    Als er sie öffnete, schnappte ich nach Luft. In dem roten Samt des Kastens lag ein Halsband aus Perlen. Jede von ihnen war so groß wie eine Kichererbse. Die zehn Strang wurden in der Mitte von einer Spange in Form des Doppel adlers aus Diamanten und Saphiren zusammengehalten. Er legte es mir um den Hals, und ich konnte unter dem Druck der Kette einen Augenblick lang nicht atmen.
    »Das ist der Grundstock für eine neue Sammlung!« erklärte Peter und zwinkerte mir zu, als der Verschluß einrastete. Ich griff mir an die Adlerschließe, die mir vom Kinn bis zum Schlüsselbein reichte und zwinkerte ihm zu: »Ganz schön erdrückend, das Biest.«
    »Mich drückt er schon mein Leben lang auf meine Schultern!« antwortete er scherzhaft. Dann beugte er sich vor, legte seinen Arm um meine fest geschnürte Leibesmitte und flüsterte mir ins Ohr: »Ernsthaft, wie soll ich dir denn alleine diese schweren Kleider vom Körper reißen?« Er küßte meinen Hals dort, wo das Halsband einen Flecken Haut erkennen ließ.
    Die Türen öffneten sich, und wieder ertönten die Trompeten und die Trommeln. Auf dem roten Teppich vor uns standen Anna und Elisabeth: Sie waren allerliebst anzusehen in ihren Kleidern aus silberfarbenem Damast. Sie stürzten auf uns zu, so daß ihre Unterröcke aus Taft und Spitzen nur so flogen, aber Peter fing sie auf, ehe sie mich drücken konnten. »He, Ihr kleinen Hexen, heute benehmt Ihr Euch. Getobt wird erst später, sonst gibt es die Rute.« Beide kicherten: Sie kitzelten ihn unter dem Kinn, bis er lachte, und zogen frech an den Knöpfen seiner Uniform. Sie wußten genau, daß Peter nie die Hand gegen sie erheben würde.
    In der hölzernen Kirche des heiligen Isaak segnete Feofan Prokopowitsch unseren Bund vor Gott und den Menschen. Der Weihrauch vernebelte meinen Geist. Gold und Purpur tanzten vor meinen Augen, und der Gesang dröhnte mir in den Ohren. Ich spürte die Brautkrone über meinem Kopf schweben. Die Admiralin Cruys stand nahe bei mir und stützte mich, als ich mich wieder erhob.
    Nach der Feier glitt unser Schlitten mit knirschenden Kufen über das Eis der Newa zu Alexander Danilowitschs Palast an der Strelka. Das Gebäude auf der Landzunge der Wassilew-Insel war entlang dem Newaufer mit Fahnen und Immergrün geschmückt.
    Menschikow selber schlug mit seinem mit Diamanten besetzten Stab auf das Parkett des Speisesaales, um jeden der vierundzwanzig Gänge auftragen zu lassen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, doch ich war zu eng geschnürt, um dem Birkhuhn in Blattgold, dem Lamm, gefüllt mit

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