Die Zarin (German Edition)
hörte man noch die Schellen, ihr Geschrei und ihren Gesang in den hohen Gängen des Winterpalastes weiterhallen.
Peter sah mich an, und wir beide schwiegen einen Augenblick. Meine Füße schmerzten vom Tanzen, und mein Kopf drehte sich von dem Champagner. Er trat zu mir und schob mich gegen die Wand.
»Wie soll ich dich jetzt nehmen, Zariza?« fragte er mich und grinste frech. Sein Kopf schien trotz der Ströme von Wodka, Bier und Wein, die er getrunken hatte, ganz frisch zu sein.
»Am besten wie ein wackerer Seemann sein Mädchen, Peter Alexejewitsch«, meinte ich und biß ihn zärtlich in sein Ohr. Er lachte auf und drohte: »Du hast es so gewollt!« Geschickt löste er die Verschnürung meines Rockes, und der schwere Atlas fiel in Falten um meine Knöchel. Meine Unterröcke folgten, und ich trat sie ungeduldig mit meinem Fuß beiseite. Er schob seine Hände unter meinen Hintern und hob mich auf, als sei ich eine Feder. Seine Finger gruben sich genüßlich in mein Fleisch. »Meine Frau hat den besten Arsch in Rußland. Wenn das kein Grund zum Heiraten ist!« murmelte er und leckte über meinen Busen, der aus meinem Korsett hervorquoll.
Er hob mich höher, und ich schlang kurzerhand meine Beine in den zarten Strümpfen und den Spitzenbändern meiner Wäsche um ihn. Ich wand mich spielerisch und biß ihn in den Hals »Nicht, ich bin noch Jungfrau!« lachte ich mit verstellter Stimme.
»Dem werden wir abhelfen, bei Gott!« rief er und öffnete mit einer Hand seinen Gürtel, so daß seine Hose ihm in die Kniekehlen rutschte. Ich wölbte mich ihm entgegen, und er schob sich in mich. Der Lack der Wände drückte in meinen Rücken, und ich fand Halt an der Kommode neben mir. Ich zog jedes Mal, wenn er in mir war, meine Muskeln um ihn zusammen. Gleichzeitig rieb ich mich an seinem Bauch. Als ich kurz vor dem Höhepunkt meiner Lust stand, griff ich ihn in die Haare und flüsterte: »Warte!« Er hielt inne und blies mir zart über das Gesicht, während ich mich langsam und lustvoll an ihm befriedigte. Als ich mit einem Seufzen die Arme um seinen Hals legte, lachte er auf: »Meine Zariza! Katerinuschka! Mein Soldatenliebchen!«
Ich hielt ihn so fest, als wollte ich ihn erdrücken, bis er in mir kam.
Eine Weile lehnten wir noch still an der Wand, ehe er mich zu Boden gleiten ließ. Meine Beine zitterten, und er strich sich das verschwitzte Haar aus der Stirn. Seine Augen leuchteten jedoch hell wie die eines Jungen. »Was jetzt?« fragte er leise.
»Jetzt?« lachte ich. »Jetzt schlafen wir. Ich bin todmüde, was glaubst denn du?« antwortete ich und ließ mich in die Kissen des Bettes fallen. Er schlang seine Arme um mich, und so schlief ich tief und traumlos in mein neues Leben als Zariza von Rußland.
Im Jahr nach unserer Hochzeit erwachte Sankt Petersburg zu neuer Geschäftigkeit. Das junge Grün der Bäume auf dem Newski-Prospekt erfüllte mich ebenso mit Stolz wie das rege Bauen an den Ufern der Fontanka und der Moika. Sowohl mein alter Freund Scheremetjew als auch die Prinzen Jossupow hatten in jenem Jahr ihre neuen Häuser mit glänzenden Festen eingeweiht. Konnte es wirklich sein, daß vor nur zehn Jahren hier schwedische Soldaten und Leibeigene in den Sümpfen ihr Dasein gefristet hatten? Das Eis auf der Newa taute, und auf den Wellen des breiten Flusses tanzten die Fregatten fremder Länder neben den Booten und Kähnen der Sankt Petersburger Familien und Händler. An Frühlingstagen beantworteten die Segler und Schiffer den Mittagsböller aus der Peter-und-Pauls-Festung mit Händeklatschen, Pi stolenschüssen oder ebenfalls mit einer Salve, die die frische Luft nach Rauch schmecken ließ.
Peter verabschiedete sich nur halbherzig von mir, als ich an einem Morgen im Mai auf den Newakai hinausging: Er lag seit einer Woche mit geschwollenem Leib zu Bett. Die angestauten Körperflüssigkeiten ließen ihn brüllen vor Schmerz. So übernahm ich es für ihn, den Baumeister Schlüter zu begrüßen, den er von Berlin nach Sankt Petersburg gelockt hatte.
Ich trug wieder ein Kind unter dem Herzen und war um jeden Ausflug an die frische Luft froh.
Mit der jungen Stadt gewann auch das Leben in mir neue Bedeutung: Unser Kind war nun mehr als nur ein Zeichen unserer Liebe. Es war eine Hoffnung für das gesamte Reich und das neue Rußland. Sollte Gott mir nun endlich die Gnade der Geburt eines gesunden Sohnes erweisen?
Ehe ich meine Sänfte bestieg, reichte mir ein Bote noch eilig und mit verschwörerischem Gesicht
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