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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Schoß raschelnd zu Boden.
    »Was ist los, Schafirow? Wer sind diese Leute?« fragte ich mit gerunzelter Stirn.
    Er atmete tief durch und sagte zu dem alten Mann. »Du zuerst, Blumenthal.«
    Ich besah ihn mir genauer. Er war ohne Zweifel ein Glaubensbruder von Peter Schafirow, denn er trug den flachen schwarzen Hut, den schwarzen Umhang und die Seitenlocken der gläubigen Juden. Wie hatte Schafirow ihn genannt? Blumenthal? Mir war, als hätte ich den Namen schon einmal gehört, ich konnte mich jedoch nicht mehr erinnern wo und auch nicht in welchem Zusammenhang. Der Mann trat auf Schafirows Befehl hin schweigend vor mich und verneigte sich mit stiller Würde. Er holte aus einer der Taschen seines weiten Umhangs einen Beutel aus Samt. Das alte Weib hörte auf zu wimmern. Nur die Scheite im Kamin knackten. Blumenthal kniete vor mir nieder, leerte den Inhalt des Beutels in eine seiner feinen, weichen Hände und streckte sie mir entgegen. Ein Laut des Erstaunens entfuhr mir: Vor meinen Augen glitzerte die Kette aus Türkisen und Diamanten, die ich vor einigen Monaten noch getragen hatte, als ich Alexej auf den Pfad der ehelichen Tugend zurückgezwungen hatte.
    Der Zar trat neben mich und nahm das Kollier auf. Auch er erkannte die Kette. »Wo hast du die Kette her, Mann? Ich selber habe sie der Zariza zum Geschenk gemacht!« fragte er ungläubig.
    Der alte Juwelier senkte demütig den Kopf. »Ich habe wohl die edle Herkunft des Stückes erkannt und mich deshalb an den Sohn meiner Base, Peter Schafirow, gewandt.«
    »Wer hat ihm den Schmuck verkauft, Schafirow? Und wer ist das stinkende alte Weib?« herrschte Peter seinen Helfer an. Der preßte die Lippen zusammen und sagte knapp: »Die Alte ist eine Engelmacherin. Sie nimmt den Frauen von Sankt Petersburg die ungewollten Kinder.«
    Ich sah auf die ekelhaften Finger der Frau, mit denen sie sich die Haare raufte. Mir wurde übel. Sie wiegte sich hin und her und heulte. Ihre Lippen über dem zahnlosen Gaumen zitterten.
    Schafirow fuhr fort: »Und den Schmuck – nun, den Schmuck hat Marie Hamilton versetzt! Sie brauchte Geld, um sich ein Kind nehmen zu lassen … oder mehrere Kinder, wenn man den Anschuldigungen der Alten Glauben schenken darf!«
    Einen Augenblick lang herrschte wieder Schweigen im Raum. Ich wagte es nicht, Peter anzusehen.
    »Ich verstehe nicht …«, sagte ich dann langsam. Schafirow verneigte sich. »Mit Verlaub …«, sagte er und trat die Alte in die Seite. Sie fiel schreiend hinten über. »Sprich! Vielleicht kannst du dein stinkendes Fell noch retten!« zischte er sie an. Sie setzte sich auf. Ihr Auge glitzerte böse.
    »Die Hamilton ist eine Metze! Und jetzt darf ich arme babuschka für ihre Sünden bezahlen! Alle vier oder fünf Monate habe ich sie gesehen, das lose Stück. Immer hat sie geweint und gejammert, sie könne das Kind nicht haben. Weiß Gott, mit wem sie es alles getrieben hat …« Ihre Stimme klang schrill. Ich sah Peter noch immer nicht an, als sie sprach. »Aber ich bin nicht billig! Meine Dienste sind nicht wohlfeil!« kreischte die Alte. Schafirow trat sie noch einmal, und sie schwieg unter einem unwilligen Knurren.
    »Marie Hamilton hat die Zariza bestohlen und die Juwelen bei meinem Onkel Blumenthal versetzt. Erst bei diesem Stück hier hat er Verdacht geschöpft …«, erklärte er.
    Ich unterbrach ihn. »Wie viele Stücke hat Marie Hamilton dir gebracht, Blumenthal?« fragte ich den Juwelier. Der wiegte bedächtig den Kopf hin und her. »Oh, sie kam nicht selber. Sie sandte ihr deutsches Dienstmädchen, die Anna Kramer. Ein liebes kleines Ding, das sich nie in solche Schwierigkeiten wie ihre Herrin bringen würde! Aber Anna kam oft, mal mit kleineren Stük ken wie einem Ring, mal mit Ketten oder Gürteln …«
    Ich hob die Hand. In diesem Augenblick trat Peter vor die Alte. Er ging in die Knie und riß ihren Kopf an ihren Haaren hoch, so, daß er in ihr eines Auge sehen konnte. »Sag mir, Alte, ehe ich dir die Zunge aus dem Rachen reißen lasse – welches Geschlecht hatten die Kinder, die du in Marie Hamiltons Leib getötet hast?«
    Sie sah ihn an. Ihr Auge glitzerte kalt. Ein Kichern entrang sich ihrer Kehle, und sie spuckte aus, dem Zaren direkt vor die Füße. »Wenn du es schon wissen mußt und ich sowieso sterben werde: Knaben, mein Zar. Alles prächtige Söhne! Bei jedem Leichnam hat sie gelacht, die Hamilton. Sie sagte immer: Ich töte leichten Herzens, was die Zariza überhaupt nicht zustande bringt!«
    Sie lachte und

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