Die Zarin (German Edition)
Brüste zu halten, als er meine Wäsche abstreifte. Meine Brustwarzen richteten sich auf und schmerzten vor Verlangen nach seiner Liebkosung. Als er seine Lippen darum legte, seufzte ich auf. Er zwang mich nach hinten, nackt ausgestreckt in das helle Tageslicht. Ich wollte mich bedecken, doch er ließ es nicht zu. Seine Augen glitten über meinen Körper, der die Spuren zu vieler Gelage trug und der zu oft zum Tode verdammtes Leben geschenkt hatte, und er flüsterte: »Was für eine schöne Frau du bist, Katharina Alexejewna. Die schönste Frau unter der Sonne, so weich und warm.«
Meine Glieder wurden weich und entspannt unter seinen Worten. Er küßte mich in jede der üppigen Falten meines Fleisches, und kein Teil meiner Haut konnte ihm entgehen. Seine Zunge war weich und feucht, seine Finger waren geschickt und seine Hände stark. Er drang in mich ein und mußte mir die Hand auf den Mund legen, weil ich vor Lust aufschrie. Ich biß ihm vor Begehren die Finger mit den vier Ringen blutig und leckte ihm dann die rote Süße von seinem Fleisch.
Ich war eine Frau und keine Kaiserin in seinen Armen.
Ich erwachte am späten Nachmittag und erhob mich auf meine bloßen Füßen, um das Fenster zu schließen. Es hatte wieder zu regnen begonnen. Die Tür schlug im Wind auf und zu. Wie leichtsinnig wir waren, wir hatten sie nicht einmal verschlossen! Ich sah auf meinen Liebsten, der noch zu meinen Füßen schlief. Er war nun mein Mann, mein Sohn, meine Jugend, meine Liebe. Ich griff Kleinholz aus dem kunstvoll geflochtenen Korb neben dem Kamin und stapelte es im Kamin, ganz so, wie ich es als Mädchen gelernt hatte. Die Funken sprangen von dem Feuerstein in das trockene Stroh und den Zunder, den ich zwischen das Holz gestopft hatte. Ich saß wie eine Bäuerin auf meinen Fersen und summte ein kleines Lied. Dabei beobachtete ich, wie die Flammen tanzten. Wie gut das Leben sein konnte. Ich wollte nicht schlafen, nicht mich bedecken oder gar essen. Meine Liebe erfrischte, wärmte und nährte mich.
Die folgenden Monate meines Lebens gehören auf immer ihm. Wie es uns gelang, unsere Liebe so zu leben, wie wir es taten, das weiß ich nicht mehr. Ein besonderer Gott schützt die Liebenden. Wir teilten jeden Herzschlag, jeden Gedanken, jede Hoffnung und auch jede Furcht. Wir liefen durch den Park hinunter an das Meer: Wir bewegten uns durch die Bäume, bis sie sich um uns bewegten. Der scharfe Meereswind buk das Salz des Meeres auf unserer Haut zu einer beißenden Kruste. Blaue Wolken türmten sich in der schleierigen Stunde der Dämmerung. Der süße Sommerregen leckte über mein Gesicht, und Wilhelm Mons hielt mich, bis wir ein Wesen wurden: Ein Wesen mit zwei Köpfen, vier Armen und vier Beinen. Was wie ein Ungeheuer aus Peters Kunstkamera klingt, war doch das schönste Sein, das ich je kennen sollte.
Der Sommer in Peterhof war unsere Welt, und diese Welt um uns war gut und groß.
Elisabeth jedoch mied mich. Sie aß mit ihren Schwestern in ihren Gemächern, und traf ich sie ihm Park, so verstand sie es geschickt, ihren Schritt in eine andere Richtung zu lenken. Der Wind, der von der See her blies, jagte die Wassertropfen der Fontänen wie einen Schleier vor das Bild ihrer bunten Röcke, die zwischen den Bäumen verschwanden.
Eines Morgens betrat ich allein und unangemeldet das Schulzimmer meiner Töchter in Peterhof. Die Vorhänge aus blauer Seide waren zurückgezogen. Sonnenlicht glänzte matt auf den Ledereinbänden der Bücher, die eine gesamte Wand des Raumes bedeckten. In einer Ecke stand ein Mensch aus Glas, an dem die Mädchen die Geheimnisse des Körpers kennenlernen konnten. Seine starren Augen gingen in zwei unterschiedliche Richtungen, seitdem Elisabeth ihm eines ausgerissen hatte. Auch Madame de la Tour, der Erzieherin, war es nicht gelungen, es wieder gerade einzusetzen. Ein Auge sah mich an, starr und undurchdringlich, das andere ruhte mit etwas mehr Neugierde auf dem großen Globus zu Füßen der Gestalt. Neben dem Klavier, das Peter aus Deutschland hatte kommen lassen, war ein silberner Notenständer aufgestellt. Anna erhielt Gesangsunterricht, um dem jungen Herzog von Holstein zu gefallen. Ihre Notenblätter waren mit Haken aus Elfenbein festgeklammert, doch der Wind ließ sie flattern. Dieses Geräusch schien jedoch Elisabeth nicht zu stören, die an einem Pult saß. Sie hatte ihren Kopf über ein Blatt Papier gebeugt. Ich trat leise an sie heran. Einige blonde Locken hatten sich aus ihrer Frisur
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