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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Abend zum Fröhlichsein und nicht für harsche Lehren! Trink mit mir!« Meine Zärtlichkeit beruhigte ihn, und ich schenkte ihm seine Adlertasse so heftig voll, daß das Bier überschäumte.
     
    Die Roben und die Ausstattung für meine Krönung wurden im Frühjahr aus Paris geliefert. Meine Krone jedoch ließ Peter in Sankt Petersburg anfertigen. Die Kufen unseres Schlittens knirschten auf dem festgetretenen Schnee des Newski-Prospekts, als wir zum ersten Mal in das Haus des Juweliers fuhren. Peter wollte ihn nicht in den Palast kommen lassen. Der kleine Mann und seine Gesellen verneigten sich zahllose Male und gingen uns mit dem Rücken zuerst in ein kleines Kabinett voran. Zwei unserer Wachen stellten sich rechts und links der Tür auf. Peter und ich schlürften heißen tschai mit Wodka, während man eine Kassette vor uns auf den Tisch stellte.
    Peter legte seine Hand auf mein Handgelenk. »Stell’ die Tasse nieder, Katerinuschka, sonst verschüttest du noch alles vor Entzücken«, warnte er mich und lächelte dabei zärtlich. Ich gehorchte erstaunt und reichte den tiefen Unterteller, in den ich zu heißen tschai gegossen hatte, einem eilfertigen Gesellen.
    Der kleine Juwelier glühte vor Stolz, als er fragte: »Sind die allergnädigsten Majestäten bereit?«
    Ich sah zu Peter, der nickte und eine Bewegung mit seiner Hand machte. Der Juwelier plusterte seine Backen auf und drehte umständlich an den Verschlüssen der Kassette. Bevor er den Deckel hob, gab er seinem Gehilfen noch eine Anweisung: »Blas die hintere Reihe an Kerzen aus. Ich will, daß alles funkelt! Es soll funkeln wie toll!« murmelte er mit heiserer Stimme. Fast mußte ich lachen, so begeistert war er selber von seinem Werk.
    Peter jedoch umfaßte nun meine Hand und sagte nur leise: »Sieh.«
    Der kleine Mann hob den Deckel der Kassette an, und nun war ich froh, meine beiden Hände frei zu haben: Ich wußte nicht, ob ich mich an Peter klammern oder aber die Hände vor Erstaunen vor den Mund schlagen sollte.
    »Mehr als eine Million Rubel, Katerinuschka, nur für deine Krone …«, murmelte Peter da leise. Eine Gänsehaut überzog meine Arme. Eine Million Rubel! Wie viele Leben waren das für einen gewöhnlichen Russen in seiner kleinen, dreckigen, stinkenden isba ? Das Wunderwerk vor meinen Augen ähnelte in keiner Weise den mit Juwelen besetzten Hauben, die ich bei der Zariza Praskowja oder Marfa gesehen hatte. In dem Dämmerlicht des Raumes und dem Flackern der Kerzen blendete uns die Borte aus Diamanten, groß wie mein Daumennagel, die den unteren Rand der Krone umgab. Sie ruhten auf einem Sattel aus Hermelin, damit mich die Steine nicht auf die Stirn drücken sollten. Von dem Rand aus Hermelin fielen Perlenschnüre herab. Bögen aus grauen, rosa und weißen Perlen, die sich wiederum mit Diamanten abwechselten, spannten sich zur Spitze der Krone hin, wo ein Kreuz aus Rubinen saß. Der Rubin in der Mitte war groß wie ein Taubenei. Sein feiner Schnitt spie Feuer und Blut. Zwischen den Bögen glitzerten Fächer mit Saphiren, Smaragden und wieder Diamanten. Ich ergriff Peters Hand: »Darf ich sie anprobieren?« fragte ich. Meine Stimme war heiser.
    Peter schüttelte entsetzt den Kopf. »Eine Krone ist doch keine Mütze oder ein Hut, Katharina, die du dir nach Belieben aufsetzt. Eine Krone ist ein geweihtes Zeichen der Macht, die Gott in seiner Gnade verleiht! Du darfst sie erst tragen, nachdem du gesalbt worden bist. Kein Wasser dieser Welt kann das heilige Salböl von deiner Stirn waschen: Erst dann bist du bereit für eine Krone. Du mußt schon warten!«
    Ich schämte mich meiner Ungeduld und auch meiner schlichten Freude. Peter wandte sich an den Juwelier. »Ein Meisterwerk! Wird sie bis zum Mai vollendet und auch für die Krönung in Moskau sein?« Der kleine Mann nickte und überwachte mit scharfen Augen, wie seine Gesellen die Krone verpackten und aus dem Raum trugen.
     
    Im Schlitten, in der anbrechenden Dunkelheit des späten Nachmittags, schob Peter seine Hände in meinen Muff aus Zobelfell und wollte meine Finger nicht mehr loslassen. Er flüsterte: »Danke. Danke daß du immer bei mir warst. Ich will dir alles, alles zurückgeben.«
    In den Fenstern der Häuser um den Newski-Prospekt tanzten Lichter. Der Schnee leuchtete unwirklich unter dem klaren, von Sternen übersäten Himmel.
     
    Am selben Abend noch beorderte ich den Kaufmann für Stoffe aus Paris aus der Gostiny dwor in den Palast. Alle Roben mochten wohl in Frankreich

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