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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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messerscharfen Reißer. Entdeckung brauchte er nicht zu fürchten: Seine grünbraune und an Schultern und Rücken zusätzlich gepanzerte Schuppenhaut verschmolz mit der Umgebung; sie bot nicht nur im Dickicht des Dschungels, sondern auch in der Ödnis der Steppe eine hervorragende Tarnung. Bis auf kürzeste Distanz konnte er sich seinen Opfern nähern, um dann erbarmungslos zuzuschlagen. Als die perfekten Krieger hatte sein ursprünglicher Herr und Meister ihn und seinesgleichen ersonnen. Ein Außenstehender hätte die kehligen Laute, die aus dem Schlund Dinistrios drangen, wohl nicht als Sprache empfunden. Dennoch dienten sie unter den Echsenkriegern als Mittel der Verständigung. Zumindest die Möglichkeit zur Kommunikation hatte ihr Herr und Meister ihnen gelassen, alles andere hingegen, das die Wesen ausgezeichnet hatte, die sie einst gewesen waren, hatte er ihnen genommen; vor allem Empfindungen wie Reue oder gar Nachsicht gegenüber einem Feind wären unerwünscht gewesen. Alles, was zählte, war der absolute Gehorsam gegenüber jenem, der die magischen Worte kannte - und dieser Gehorsam war seit Jahrtausenden ungebrochen ... »Da sind sie«, stellte Dinistrio fest. »Genau wie Zauberer gesagt hat.« »Kommen zu uns«, entgegnete sein Artgenosse, der mit ihm am Fuß des Felsens stand. »Werden töten und ihr Blut trinken.«
    »Nein.« Dinistrio schüttelte den Kopf. »Das nicht unser Befehl. Befehl lautet warten.«
    »Warten?« Die Reptilienaugen des Kriegers, der anders als sein Anführer keinen Namen trug, flackerten enttäuscht. »Worauf?«
    »Kommen nach Süden. Kommen in Wald. Gehen in Falle. Dann angreifen«, knurrte Dinistrio.
    Der andere Echsenmann schnaubte eine Bestätigung.
    Widerspruch gab es nicht unter den Kriegern der Finsternis, ebenso wenig wie Zweifel. Denn sie alle waren vom gleichen Zorn erfüllt und von der gleichen Lust nach Zerstörung getrieben.
    Und nach blutiger Rache ...

10. UR'Y'DINISTRIO
    Am Abend des nächsten Tages erreichte der Trupp die Festung Carryg-Fin. Anders als auf ihrer bisherigen Reise hatte sich Cethegar dagegen entschieden, den Ritt auch bei Nacht fortzusetzen. In der Steppe wäre das Elfenfeuer weithin zu sehen gewesen und hätte jedermann ihr Nahen angekündigt, und der Mondschein reichte bei Weitem nicht aus, das unwegsame Gelände zu beleuchten; die Gefahr, dass eines der Tiere einen Fehltritt tat und Ross und Reiter sich beim Sturz das Genick brachen, war zu groß.
    So waren sie gleich bei Sonnenaufgang aufgebrochen und - bis auf wenige Pausen, die sie den Pferden und sich selbst gegönnt hatten - den ganzen Tag durchgeritten, um dann, am frühen Abend, endlich das Ziel ihrer Reise vor sich zu sehen: In einiger Entfernung erhoben sich die Türme der Grenzfestung inmitten der gezackten Linie der großen Mauer, die sich quer durch das Land zog.
    Aus der Distanz betrachtet sah die Burg beinahe unversehrt aus - doch kreisten Aasfresser kreischend und in Scharen über den Mauern. Und je weiter sich die Zauberer und ihre Novizen Carryg-Fin näherten, desto deutlicher rochen sie den beißenden Gestank des Todes, der über der alten Festung lag. Unterhalb eines großen Felsens, der aus dem trockenen Boden ragte, ließ Cethegar die Gruppe rasten und ritt allein voraus, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Als er zurückkehrte, war sein ohnehin stets grimmiges Gesicht kreidebleich und das Entsetzen darin unübersehbar, ein Spiegelbild des Grauens, das offenkundig innerhalb der Burgmauern herrschte. »Und?«, erkundigte sich Riwanon. »Wie schlimm ist es, Vater?« Der Blick, den Cethegar ihr sandte, war geradezu schauderhaft. »Der Tod regiert in diesen Mauern, meine Freunde«, sagte er tonlos. »Wappnet euer Herz und euren Geist, auf dass er nicht zerbreche an dem, was ihr sehen werdet.«
    Die Ankündigung ließ Böses erahnen. Granock spürte einen eisigen Schauer. Plötzlich hatte er Angst. Obwohl er erst vergleichsweise kurze Zeit in der Obhut der Elfen lebte, hatte er dort schon manches gesehen, das ihn an seinem Verstand zumindest hatte zweifeln lassen. Was, wenn das, was er innerhalb der Burgmauern sehen würde, zu viel war für einen menschlichen Geist, da doch schon der gestrenge Cethegar bei dem Anblick vom Grauen geschüttelt wurde?
    Farawyn schien zu ahnen, was ihn beschäftigte, denn er legte ihm die Hand auf die Schulter, wie ein treu sorgender Vater es bei seinem Sohn getan hätte. Die Berührung gab Granock ein wenig Zuversicht, und zusammen mit den

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