Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix
Lächeln, und die Schmetterlinge fielen ihr ein.
»War es schön in der Schule?«, fragte Tom ein wenig unsicher, und Lotte nickte zur Antwort.
»Die Schule wäre noch viel schöner, wenn Lotte anständig buchstabieren lernen würde«, brummte Horaz. »Aber du kannst es schließlich auch nicht, also nehme ich an, ich sollte nichts anderes erwarten.«
Lotte grinste ihren Vater an. »Ist dir noch mehr wieder eingefallen?«, fragte sie ihn voller Hoffnung.
»Nicht viel. Ich scheine zu wissen, wo sich die unterschiedlichen Futtersorten befinden und die Zutaten in Jacks Werkraum. Es ist, als würden meine Hände sich erinnern, selbst wenn mein Kopf es nicht tut. Das wird schon noch«, sagte er und bemühte sich, aufmunternd zu klingen, was Schuldgefühle in Lotte auslöste. Eigentlich hätte sie diejenige sein müssen, die ihm Mut machte. Sie ging hinter dem Ladentisch in die Hocke, um zu sehen, ob Sofie auf ihrem Kissen lag und schlief, und die kleine Hündin gähnte und streckte sich. Sie wusste bereits, worum Lotte sie bitten wollte, noch bevor diese den Mund aufgemacht hatte.
»Oh, na schön, Lotte. Aber es ist sehr unhöflich, Leute aufzuwecken und Dinge von ihnen zu verlangen. Ich hoffe sehr, er hat Schokolade für mich.« Sie schmiegte sich in Lottes Arme und sprang von dort auf den Tresen, bis sie mit ihren kleinen rotbraunen Vorderpfoten auf dem Arm von Lottes Vater stand.
Horaz klapperte aufgebracht mit dem Schnabel, worauf Sofie ihn anfuhr: »Sch! Ich muss mich konzentrieren.«
Lotte lehnte sich an den Tresen, das Kinn in die Hände gestützt, und schloss die Augen. Sie spürte, wie Sofie erneut ihre Erinnerungen anzapfte und sie mit denen ihres Vaters verknüpfte.
Da war sie, ein kleines Mädchen, das durch einen Schwarm von Schmetterlingen rannte.
Lotte schlug die Augen einen Moment auf, um ihren Vater anzusehen. Seine Augen waren weit aufgerissen vor Schock, aber gleichzeitig wirkte er auch sehr glücklich. Zufrieden schloss Lotte die Augen wieder.
Es war, als würde man einen heiß geliebten Film gucken. Die Erinnerung entfaltete sich so deutlich vor ihrem inneren Auge – das kleine Mädchen in einem Gewand aus Schmetterlingsjuwelen.
Ich wünschte, ich könnte es Isobel zeigen …
Lotte fuhr zusammen. Das stammte nicht von ihr!
Sie starrte ihren Vater an. Ihm schien der fremde Gedanke nicht aufgefallen zu sein, der unmöglich aus Lottes Erinnerungen stammen konnte. Es war seiner gewesen. Er hatte zugesehen, wie die Magie seiner Tochter die Schmetterlinge anlockte, und sich gewünscht, er könnte seine unmagische Frau in das Geheimnis einweihen.
Sofie drehte sich mit einem triumphierenden Blick zu ihr um. Siehst du . Wir werden ihn heilen , versprach sie. Es wird vielleicht eine Weile dauern, aber es wird uns gelingen.
Zur Abwechslung erledigte Lotte ihre Hausaufgaben, sobald sie in ihrem Zimmer war. Sie musste sich irgendwie beschäftigen, bis ihre Mutter anrufen würde, und sie würde vielleicht nicht mehr in der Stimmung für Bruchrechnen sein, falls der Anruf schlecht lief. Sie hatte eines der schnurlosen Telefone mit nach oben genommen, und sie beäugte es immer wieder sorgenvoll. Was würde ihre Mutter sagen?
Sie steckte gerade in einer wirklich schweren Aufgabe, als das Telefon so laut schrillte, dass sie zusammenfuhr, dagegenstieß und es auf den Boden fegte.
Sofie, die auf dem Bett gedöst hatte, stieß ein ungehaltenes Grollen aus, während Lotte auf dem Boden herumkroch, um das Telefon aufzuheben. » Sch! , Sofie. Das ist bestimmt Mum. Ich werde nichts verstehen, wenn du so rumknurrst.«
Sofies Augen weiteten sich plötzlich, und sie gab ihre zusammengerollte Schlafhaltung geschmeidig auf, glitt zu Boden und trabte hinüber zu Lottes Schreibtisch. Dort starrte sie unverwandt zu Lotte hoch, bis diese sie auf den Arm nahm.
»Hallo, Mum.« Lotte bemühte sich, fröhlich zu klingen, aber sie hatte das Gespräch heute schon so oft in ihrem Kopf geführt, und es hatte nicht ein einziges Mal ein gutes Ende genommen.
»Lotte! Ich habe mit meiner Vorgesetzten gesprochen und meine Kündigung eingereicht. Sie war sehr verständnisvoll deswegen. Sie hat gesagt, sie hätte das Gefühl, es wäre sehr viel von mir verlangt, weiter zu bleiben, da es ursprünglich nur um ein paar Wochen gegangen sei. Und ich kann in zwei Wochen hier aufhören, Lotte! Ist das nicht wundervoll?«
»Hm!« Lotte versuchte, Begeisterung in ihre Stimme zu legen, aber selbst sie hörte, wie falsch es klang.
»Was
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