Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix
sie aufs Bett. »Ich darf das Abendessen nicht vergessen«, murmelte er in sich hinein. Dann sagte er: »Ich weiß es nicht, Lotte. Wie kann ich ihr gegenübertreten? Ich habe euch beide verlassen, soweit ich das beurteilen kann, auch wenn alle sich bemühen, mir das nicht vorzuhalten. Es geschah vielleicht nicht mit Absicht, aber ich kann nicht zu ihr zurückkehren, solange ich mich noch nicht einmal daran erinnere, wer ich bin, geschweige denn daran, wer sie ist. Es ist besser, wenn ich tot bleibe, nehme ich an.«
Lotte überlief ein Schauer, und er legte einen Arm um ihre Schultern. »Es tut mir leid. Das war schrecklich von mir. So hätte ich das nicht sagen sollen. Aber verstehst du, was ich meine? Wäre es nicht fast noch schlimmer, mich so, wie ich jetzt bin, zurückzubekommen?« Er drückte sie ein wenig fester. »Hast du das nicht auch schon gedacht?«
»Nein!«, protestierte Lotte. Dann sah sie ihn traurig an. »Vielleicht ein bisschen … Aber deine Erinnerungen werden wiederkommen«, fügte sie hinzu und versuchte, zuversichtlich zu klingen. Er hatte sich an Horaz erinnert und an Shadow, und da war noch dieser eine Gedanke gewesen, der ganz klar seiner gewesen war und nicht Lottes. Wenn sie ihm weitere Erinnerungen zeigte, würde das doch ganz sicher helfen?
»Wenn du dich wieder an Dinge erinnerst, kannst du Mum treffen.« Sie senkte den Blick auf ihre Hände. »Ich möchte ihr von der Magie erzählen. Ich bin sicher, ich kann dafür sorgen, dass sie versteht. Du hast es ihr nie erzählt, musst du wissen, und ich glaube, deswegen ist sie mit mir von hier weggegangen, nachdem du verschwunden warst. Sie muss das Gefühl gehabt haben, dass die Menschen etwas vor ihr verbergen. Mir ist es so ergangen, ehe ich Bescheid wusste, und das waren nur ein paar Wochen. Sie hat jahrelang hier gelebt.«
»Ich frage mich, warum ich es vor ihr geheim gehalten habe«, murmelte Tom.
Sie ist ganz anders als Pandora«, sagte Lotte zögernd. »Vielleicht wolltest du, dass es so bleibt. Aber deine Zauberkräfte müssen ein so besonderer Teil von dir gewesen sein. Für mich ist es so. Ich kann sie nicht länger vor ihr verheimlichen. Das wäre einfach nicht richtig. Und wenn ich ihr sage, dass ich nicht von hier weggehen werde, muss ich ihr auch erklären, warum.«
»Du hättest es ihr am Telefon sagen sollen«, warf Sofie ein und wackelte dabei energisch mit den Ohren.
»Es war nicht der richtige Zeitpunkt«, widersprach Lotte. »Sie hätte bloß gedacht, ich besäße zu viel Fantasie. Das sagt sie ständig. Ich muss es ihr zeigen. Ich werde Barney bitten, mir zu helfen. Barney ist ein Kaninchen«, erläuterte sie ihrem Vater. »Das niedliche graue in dem Käfig gegenüber vom Ladentisch.«
»Oh ja. Nett, aber nicht besonders helle, oder?«
Sofie schnaubte. »Er ist un imbécile «, murmelte sie.
»Aber Mum findet ihn total süß. Sie hatte ein Kaninchen, als sie klein war, was echt komisch ist, weil sie immer strikt dagegen war, dass ich ein Haustier bekomme. Wenn Barney mit ihr redet, wird sie mir vielleicht glauben. Du wirst schon sehen.«
Tom nickte. »Also möchtest du hierbleiben?«
»Na klar!« Lotte sah von Angst durchzuckt zu ihm hoch. »Du wirst doch hierbleiben, oder? Du gehst doch nicht wieder weg?«
Ihr Vater lächelte. »Nein. Ich mag kaum Erinnerungen haben, aber ich vertraue auf mein Gefühl. Ich gehöre hierher. Ich wusste es in dem Moment, als ich den Laden betrat. Der Geruch stimmte. Und das Zimmer, in dem ich schlafe, kommt mir vertraut vor.« Er schauderte. »Aber ziemlich einsam.«
Lotte nickte. »Wir sollten nach unten gehen. Onkel Jack wird brummig, wenn man nicht kommt und isst, was er gekocht hat. Hat er irgendetwas Komisches in den Eintopf getan, nachdem ich gegangen bin?«
Tom wirkte leicht beunruhigt. »Eine ziemlich große Menge merkwürdig aussehender Pilze«, gab er zu.
Sofie sprang mit einem Satz vom Bett. »Wollt ihr euer Glück versuchen?«, fragte sie verschmitzt.
Irgendwie hatte mit beiden Eltern zu sprechen, für Lotte die Dinge verändert. Sie fühlte sich ihrem Vater sehr viel näher. Es war das erste Mal, dass sie wirklich verstand, wie es in ihm aussah. Und er schien von seinem Verhalten von vor acht Jahren ebenso verwirrt zu sein wie sie.
Das Gespräch mit ihrer Mutter hatte ihr vor Augen geführt, wie viel Glück sie in Netherbridge gehabt hatte – sie verstand sich gut mit ihrem Onkel und Danny, und sie hatte Ruby gefunden.
Sie war so durchdrungen von dieser
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