Die zauberhafte Tierhandlung Bd. 4 - Lotte und das Kaninchen-Wunder
verzerrt, und die Farben stimmten nicht ganz. Sie nahm mehr von Sofies Magie zur Hilfe. Weiches, schokoladenbraunes Fell. Schokoaugen.
Schokoschnurrhaare.
»Es hatte weiße Schnurrhaare«, murmelte Lotte bei sich. Aber die Schnurrhaare blieben unübersehbar schokoladig, und das Kaninchen hatte einen weißen, schokoladigen Puschel und weiße, schokoladige Augen …
Lotte riss die Augen auf. »Sofie! Es ist kein Osterhase! Es ist ein echtes Kaninchen, keines aus Schokolade.«
»Ich kann nichts dagegen machen«, brummte Sofie schmollend, die dunklen Augen blitzten verärgert. »Ich bin hungrig, ich will diese Schokolade, und ich weiß nicht, wie das Kaninchen aussieht. Ich weiß, wie Schokolade aussieht. Wenn du meine Hilfe möchtest, musst du mich erst anständig füttern«, fügte sie mit in die Luft gereckter Nase hinzu. »Wenn du mich anständig fütterst, bekomme ich vielleicht auch so weiches Fell wie ein Kaninchen.«
Lotte blinzelte. »Bist du etwa eifersüchtig?«, fragte sie verblüfft.
»Natürlich nicht!«, erwiderte Sofie schnippisch, aber sie sah Lotte dabei nicht an, und ihre Stimme war zu laut.
»Sofie, bemühst du dich deshalb nicht, das hier richtig zu machen, weil du nicht möchtest, dass wir das Kaninchen retten? Du bist eifersüchtig?«
Sofie sagte nichts. Sie guckte stur aus dem Fenster.
»Das ist doch dumm!«, brach es aus Lotte hervor. »Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein! Sofie, ich liebe dich. Diesem Kaninchen zu helfen, von einem furchtbaren Ort zu fliehen, wird daran nichts ändern!«
Sofies Ohren zuckten, als Lotte sagte, dass sie sie liebe, aber sie rührte sich nicht. Stattdessen schickte sie Lotte ein Gedankenbild davon, wie sie ein Kaninchen knuddelte (das extrem hässlich war), während Sofie auf den Hinterbeinen stand und traurig mit einer zitternden Pfote an Lottes Knie kratzte. Lotte beachtete sie nicht.
»Oh, das ist so unfair!«, rief Lotte wütend. Sie funkelte Sofie aufgebracht an, die sich noch immer weigerte, sie anzusehen. »Schön. Wenn du dich unbedingt so aufführen musst.« Lotte schloss die Augen und lehnte sich gegen die Wand. Sie war nicht so gut darin, Bilder aus dem Geist heraufzubeschwören, wie Sofie, und musste sich konzentrieren.
So ist es für das Kaninchen, Sofie. So könnte es für dich sein, wenn du ein Frauchen hättest, das dich nicht liebt.
Sofie lag auf einem Kissen in der Küchenecke und beobachtete nervös, wie ein kleines Mädchen einen Korb mit Puppenkleidern durchwühlte.
»Hier! Ich wusste, es hat die richtige Größe.« Sie griff triumphierend nach einem kleinen rosafarbenen Kleid und einer Haube und schmiss ihre Puppe auf den Boden. »Komm her, Sofie!«
Sofie jaulte auf und sprang von ihrem Kissen. Sie sauste in den Flur, und das kleine Mädchen rannte kreischend hinter ihr her: »Sofie! Schlimmer Hund! Komm zurück, komm auf der Stelle zurück!«
Sofie raste ins Wohnzimmer und schoss unter das Sofa. Sie presste sich flach an den Boden und schob sich bis ganz hinten durch. Dort versteckte sie sich zitternd und leise wimmernd, während das kleine Mädchen mit dem Fuß aufstampfte und brüllte und sie anflehte, herauszukommen.
»Crystal! Es ist Zeit für die Schule, komm und zieh deinen Mantel an!«, rief plötzlich eine zweite Stimme aus dem Flur. Das kleine Mädchen stand maulend auf, und Sofie hörte, wie es aus dem Zimmer trampelte.
Sie kroch vorsichtig zum Rand des Sofas und horchte. Falls Crystal tatsächlich zur Schule gegangen war, würde sie ein paar Stunden Frieden haben, bis ihr Frauchen zurückkam. Sie würde sich entspannen und schlafen können, ohne ein Auge offen zu behalten.
Sie hörte, wie Crystals Mutter im Flur fragte: »Hast du daran gedacht, den Hund zu füttern und sie raus zu lassen?«
»Ja«, versicherte Crystal ihr, ohne hinzuhören.
Das hatte sie natürlich nicht, dachte Sofie hungrig. War sie gestern Abend gefüttert worden? Sie war sich nicht sicher. Sie war daran gewöhnt, hungrig zu sein. Wenn sie daran dachten, sie zu füttern, öffneten sie kleine Dosen, die komisch rochen, aber sie aß das Zeug. Sie bevorzugte den Geruch des Essens ihrer Besitzer, doch das durfte sie nicht haben. Sie bekam es nur ab und zu, wenn Crystal etwas nicht mochte und es Sofie unter dem Tisch zusteckte. Normalerweise war es Gemüse, aber trotzdem war es schön, zur Abwechslung Futter zu bekommen, das nicht braun war.
Sie kroch unter dem Sofa hervor und humpelte zurück zu ihrem Kissen. Sie hatte sich die Pfote an
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