Die Zauberlehrlinge
als Weihnachten mit seiner von gutem Willen befrachteten Unvermeidlichkeit kam. Mrs. Tandy reiste wie gewohnt für zehn Tage zu ihrer Nichte nach Leamington. Harry verbrachte die Feiertage normalerweise bei seiner Mutter in Swindon und konnte sich keine akzeptable Ausrede ausdenken, um dieses Jahr eine Ausnahme zu machen. Ihm wäre es lieber gewesen, das Fest in missgelaunter Einsamkeit in Kensal Green zu verleben, aber das seiner Mutter zu erklären, war einfach undenkbar. Also reiste er Heiligabend gehorsam in die Falmouth Street 37 in Swindon, in das Haus, in dem er geboren war und manchmal zu sterben fürchtete.
Ob seine Mutter irgendeine Verschlechterung seines Aussehens oder Gemütszustandes wahrnahm, war nicht festzustellen. Der Gips an seiner rechten Hand war kürzlich abgenommen worden, und so brauchte Harry keinen gebrochenen Daumen zu erklären. Er gab sich so jovial, wie er konnte, und zog sich so oft wie möglich in das Glue Pot Inn zurück, aber nicht häufiger, als seine Mutter es gewohnt war. Globescope und der Name David John Venning bedeuteten mir nichts, und Harry war entschlossen, es dabei auch zu belassen. Harrys Mutter wusste schon lange, dass sie einen Taugenichts zum Sohn hatte. Da brauchte man ihr nicht auch noch einen toten Enkel zuzumuten.
Drei Tage nach Weihnachten saß Harry an der Bar des Glue Pot und versuchte, den Pegel milder Berauschtheit zu erreichen, den er für notwendig hielt, um einen Nachmittag lang die unverdünnte Gesellschaft seiner Mutter zu ertragen, als so ungefähr der letzte Mensch, den er je dort zu sehen erwartet hatte, durch die Tür kam.
»Zohra! Das ist...«
»Eine Überraschung?«
»Ja. Aber eine angenehme, wirklich!« Es stimmte. Zohra, die er eher als eine Freundin betrachtete denn als die Ehefrau, als die das Gesetz sie auswies, sah nicht nur gut, sondern geradezu strahlend aus. Sie hatte ihre Frisur geändert, ihre Brille gegen Kontaktlinsen vertauscht und sich eine vorteilhaftere Garderobe zugelegt, seit sie nach Newcastle gezogen war. Der pflaumenfarbige Mantel mit dem passenden Tudorhut, den sie anhatte, waren für diese Umgebung übertrieben elegant. Doch was auffiel, war die Selbstsicherheit, mit der sie sie trug. Sie war nicht mehr die unsichere junge Frau, die Harry vor der Abschiebung bewahrt hatte. Sie hatte nicht nur einen britischen Pass gewonnen, sondern auch den Glauben an sich selbst, und das sah man. »Was führt dich nach Swindon?«
»Du, Harry. Möchtest du mit mir Tee trinken gehen? Wir haben etwas zu besprechen.«
Sie nahmen den Tee an einem prasselnden Feuer in der gemütlichen Atmosphäre des Castle and Ball Hotel in Marlborough. Der schicke kleine Wagen, in dem Zohra sie hinfuhr, war eine weitere Überraschung für Harry. Das Leben behandelte sie eindeutig besser als ihn, aber Neid war nie seine Sache gewesen. Er freute sich für sie, und er freute sich doppelt, dass er ihr einst geholfen hatte. Das war der Beweis, dass zumindest einige Dinge, die er tat, sich zum Guten auswirkten, und den hatte er sehr nötig.
»Deine Mutter hat mich nie gemocht, nicht?« sagte Zohra, während sie Harrys Tasse füllte. »Sie hat mich ziemlich finster angesehen, als du ihr gesagt hast, dass wir für den Nachmittag ausgehen würden.«
»Sie hat nie verstanden, warum ich dich geheiratet habe, das ist alles. Ich hab's natürlich zu erklären versucht, aber eine Ehe aus anderen Gründen, als um ein Leben lang zusammenzubleiben und Kinder großzuziehen, ist eine Vorstellung, die ihr völlig fremd ist.«
»In gewissem Sinn bin ich ihrer Meinung.«
»Naja, ich auch, aber...«
»Tatsächlich ist es das, worüber ich mit dir reden möchte. Ich habe jemanden kennengelernt. Einen neuen Junior in der Praxis. Er, nun, er möchte mich heiraten. Und ich möchte ihn heiraten.« Sie lächelte Harry nervös an, als suche sie seine Zustimmung. »Du und ich leben jetzt mehr als drei Jahre getrennt. Es sollte relativ schnell gehen, die... nötigen Schritte zu unternehmen.«
»Scheidung, meinst du?«
»Ja. Ich würde mich natürlich um alles kümmern, auch dafür sorgen, dass du weder Ärger noch Kosten hast. Es ist bloß eine Formalität.«
Zohra hatte natürlich recht. Es war nur eine Formalität. Er hatte sie gerettet, und das war jetzt nicht mehr nötig. Aber er konnte nicht anders, er wünschte sich, es wäre nur nicht gerade jetzt passiert, wo er nichts weniger brauchte als einen weiteren Beweis für seine Entbehrlichkeit.
»Ich werde nie vergessen, was
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