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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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und Venning erforschten sie. Slade gab damit an, dass er sie bei seiner Vorstellung benutzt. Das ist die Verbindung, das muss sie sein. Nichts anderes passt. Und ich habe meine Recherchen gemacht. Sie waren in Kopenhagen, als Hammelgaard starb, und Slade war der letzte Mensch, der mit Venning gesprochen hat, bevor er in ein tödliches Koma fiel. Das steht fest. Und Slade war in Paris, als Mermillod starb. Und Sie - also, wo waren Sie, als Kersey seinen letzten Atemzug tat? Vielleicht in Montreal? Dazu braucht man nicht viel Phantasie. Ich weiß, dass Slade zu der Zeit hier in London auf der Bühne stand. Also müssen Sie es gewesen sein, stimmt's?«
    »Ich war noch nie in meinem Leben in Montreal!«
    »Spielen Sie doch kein Theater, Harry. Ich bin Ihr Publikum, und ich kann Ihnen viel Schlimmeres antun, als Sie mit faulem Obst zu bewerfen.«
    »Das ist kein Theater. Es ist die...« Irgendwo im Haus ertönte ein Geräusch. Ein Plumps, gefolgt von einem Schlittern. Harry wusste sofort, woher es kam. Neptun, der während seiner und Mrs. Tandys Abwesenheit von Mrs. Edwards aus Nummer 75 gefüttert worden war, war durch die Katzentür hereingekommen und suchte nach den Köstlichkeiten, die Mrs. Edwards für ihn hingestellt hatte. Aber Lazenby wusste nichts von solchen Haustiertrivialitäten. Seine Augen verengten sich argwöhnisch.
    »Was zum Teufel war das?« flüsterte er.
    »Ich weiß nicht. Keine Ahnung!«
    Die Küchentür quietschte. Es klang, als habe Neptun ihre Anwesenheit entdeckt und komme nachsehen.
    »Da draußen ist jemand«, murmelte Lazenby. Er wandte sich halb der Tür zu. Der Lauf der Waffe rutschte von Harrys Hals. Das war seine Chance, und er wusste, dass er sie ergreifen musste. Er warf sich zur Seite, holte mit dem rechten Arm aus und stieß Lazenby mit Wucht seinen Ellbogen gegen das Kinn. Lazenby ächzte und fiel gegen das Sofa und dann wie betäubt zu Boden. In der Hoffnung, er sei es, zumindest für die paar Sekunden, die er brauchte, um zu entkommen stürzte Harry auf die Tür zu.
    Auf halbem Weg dorthin stolperte er. Dem Quieken hinter und unter sich entnahm er, dass Neptun die Ursache dafür war, der dumme, übergewichtige Kater. Harry hörte ihn davonlaufen, während er sich auf alle viere aufrappelte. Dann dröhnten seine Ohren von einer Explosion. In der Wand gähnte ein Loch, wo vorher der Lichtschalter gewesen war. Gips rieselte ringsum herunter, Ziegelstaub und Kordit stachen ihm in Augen und Nase.
    »Stehen Sie ganz langsam auf«, befahl Lazenby.
    Harry stand so langsam auf, wie seine zitternden Muskeln es zuließen, und starrte auf das Gewirr freiliegender Kabel in der Wand, wo die Kugel eingeschlagen hatte. Er stellte sich das blutige Chaos vor, das sie aus seinen Knochen gemacht hätte.
    »Drehen Sie sich um.«
    Harry gehorchte. Hohläugig, unrasiert und in einem so schmutzigen und zerknitterten Anzug, als habe er darin geschlafen, glich Lazenby gar nicht mehr dem glatten Geschäftsmann, den Harry in Washington getroffen hatte. Eine schreckliche Erkenntnis drang durch Harrys Angst: Lazenby sagte die Wahrheit. Er war betrogen worden, und er hatte jeden Grund zu der Annahme, dass Harry zu denen gehörte, die ihn betrogen hatten.
    »Ich schätze, da haben Sie sich eines der neun Leben der Katze geborgt, Harry. Aber ein zweites Mal werden Sie kein Glück haben, glauben Sie mir. So einfach läuft das nicht. Lassen Sie mich Ihnen etwas erklären. Ob ich Sie umbringe oder nicht, ist nur eine Entscheidung am Rande. Es könnte so oder so ausgehen. Je nachdem, wie stark mein Kinn schmerzt, wenn die Betäubung weicht, beispielsweise. Oder ob mir Ihre Wortwahl gefällt. Verstehen Sie, was ich meine? Sie balancieren auf einem Drahtseil, mein Freund, und zwar über dem tiefsten Abgrund, den es gibt. Ich rate Ihnen, nichts zu versuchen, was Sie aus dem Gleichgewicht bringen könnte.«
    »Byron, Gott ist mein Zeuge: Ich bin Davids Vater. Hammelgaard hat mich wirklich gebeten, seinen Freunden eine Nachricht über das Band zu bringen. Ich habe das Band gestohlen, um weitere Morde zu verhindern, für die ich Sie verantwortlich glaubte. Ich fand, man müsse Sie stoppen. Ich dachte, Sie stünden hinter all dem.«
    »Und was denken Sie jetzt?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Wenn Sie es nicht waren, wer dann? Und warum?«
    »Sie und Slade waren es, wie ich Ihnen sagte. Und was den Grund angeht, den sagen Sie jetzt mir.« Lazenby trat näher, hob die Waffe und drückte den Lauf an Harrys Stirn.

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