Die Zauberlehrlinge
sind.«
»Bist du sicher, dass er nichts gegen euch unternehmen wird?«
»Dann müsste er verrückt sein. Ich meine, Newsweek macht ihn verbal fertig, Filmstars belagern sein Haus, die Kunden von Globescope verklagen ihn, und seine leitenden Angestellten versuchen wahrscheinlich, irgendwelche Bücher an den Mann zu bringen, um das Geld hereinzuholen, das sie von ihm nicht mehr kriegen. Aber das alles ist viel weniger qualvoll, als er es verdient hätte. Juristisch ist ihm nicht beizukommen. Keiner der Todesfälle fällt in die Zuständigkeit der amerikanischen Rechtsprechung, und ich bezweifle, ob die britischen, französischen, kanadischen und dänischen Behörden Unterlagen für eine Anklage haben, von einem Auslieferungsbegehren ganz zu schweigen. Wenn Lazenby stillhält und sich nicht die Hände schmutzig macht, ist er nicht zu belangen. Und dasselbe...«
»Dasselbe gilt für euch.«
»Genau.«
»Ich bin froh, dass ich wenigstens das erreicht habe, Donna. Wirklich.«
»Ohne dich wären wir da nicht raus gekommen, Harry. Das weißt du!«
»Na ja, ihr wärt auch gar nicht erst reingeraten, nicht?«
»Du kannst nicht die Verantwortung für Davids Handeln übernehmen. Er stand für sich selbst ein.«
»Aber was für ein Mann wäre er geworden, wenn ich ihn als meinen Sohn großgezogen hätte? Das ist die eigentliche Frage. Und wie lautet die Antwort? Daran muss ich immer denken. Wäre er auch dann mit dreiunddreißig tot und entehrt? Ich glaube nicht. Jedenfalls möchte ich das nicht glauben.«
»Du hast wohl recht. Mit dir als Vater wäre er besser gewesen.«
»Nett von dir, das zu sagen.«
»Ich glaube zufällig daran. David hatte schon so früh so viele Begabungen, dass er blind war für seine eigene Fehlbarkeit.«
»Na ja, da hätte ich ihn sicher eines Besseren belehren können.« Harry hielt seine eingegipste Hand hoch. »Ich war nie in irgendetwas besonders gut, nicht?«
»Das ist Blödsinn. Du hast mich gerettet, Harry, und Makepeace und Rawnsley auch. Wir verdanken dir unser Leben. Und was David betrifft, mein Gott, es tut mir leid, dass sie ihn haben sterben lassen, wenn ich auch nicht glaube, dass Sandoval viel hätte für ihn tun können. Übrigens, Iris schien gar nichts von ihm zu wissen. Wieso hast du ihn ihr gegenüber nicht erwähnt?«
»Das schien nicht mehr viel Sinn zu haben.«
»Also hast du sie geschont, trotz ihres gebrochenen Versprechens! Siehst du, was ich meine? Kein so schlechtes Beispiel. Ich habe ihr zu erklären versucht, wie dankbar wir dir alle sind, aber ich bin sicher, dass sie nicht viel davon begriffen hat. Die Berichte in den Zeitungen haben sie schwer getroffen. Als Nachrufe waren sie grässlich. Das und dazu Ken Hewitt als Ehemann - ihre Zukunft muss ziemlich öde aussehen. Aber soweit ich weiß, hat sie die Klage gegen dich wegen tätlichen Angriffs zurückgezogen, also hat sie offenbar erkannt, dass man dir nicht die Schuld an dem geben kann, was passiert ist.«
»Wirklich? Ich hatte angenommen, Ken hätte sie zurückgezogen aus Angst davor, was ich vor Gericht sagen könnte. Aber du hast wahrscheinlich recht. Iris ist keine bösartige Frau. In mancher Hinsicht wünschte ich, sie wäre es. Dann würde sie mir weniger leid tun.«
»Von dir selbst ganz zu schweigen?«
»Ach, Selbstmitleid. Das ist deine Diagnose, nicht?«
»Sag du's mir. David ist tot. Das ist eine Tatsache. Er ist tot, aber nicht, weil du nicht versucht hättest, etwas für ihn zu tun. Auch das ist eine Tatsache. Es gibt vieles, was man bedauern kann, aber nichts, wofür man sich schämen müsste. Du scheinst nicht zu erkennen, was du für ein außerordentlicher Mensch bist. Ich bin nicht nur mit dir ins Bett gegangen, weil du zufällig da warst, weißt du.«
Mit einem halben Lächeln fuhr Harry ihr mit den Fingerspitzen der rechten Hand über die Wange und erinnerte sich dabei an die unerträgliche Weichheit ihres Körpers. Wenn nur alles so einfach gewesen wäre wie das, was in jener Nacht geschehen war. Wenn nur der Geist seines toten Sohnes und ihres ehemaligen Liebhabers nicht zwischen ihnen stünde und außerdem ein Altersunterschied, den er gar nicht ausrechnen mochte. Aber so zu tun, als könne man solche Dinge beiseite schieben, war der erste Schritt zu noch größerer Trostlosigkeit, als er schon empfand. Einer ersten Illusion war er vergebens nachgejagt. Er war zu klug, um das nochmals mit einer zweiten zu tun.
»Was wirst du jetzt machen, Harry?«
»Ach, dies und das. Den
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