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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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du für mich getan hast, Harry. Ich habe Neil alles darüber erzählt. Du wirst ihn mögen, wirklich. Und wir bleiben in Verbindung, nicht? Es wird sich nichts ändern.«
    »Nein, das denke ich auch.«
    »Also wirst du mir helfen, die Sache schnell durchzuziehen?«
    »Aber ja, keine Sorge, Zohra, ich werde dir keinerlei Schwierigkeiten machen.«
    Nach Zohras Besuch fand Harry es schwierig, nicht mehr als nur ein weiteres Jahr seines Lebens zu Ende gehen zu sehen Die Ereignisse hatten ihn gedrängt, nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts zu schauen, und der Weg schien in beiden Richtungen leer. Am Silvesterabend ging er hinaus zu dem Haus in Holyrood Close, das er damals im Sommer 1960 im Auftrag von Claude Venning angestrichen hatte. Es sah bemerkenswert unverändert aus, nur war der Garten mehr zugewachsen, und die hölzernen Türen und Fenster waren durch Doppelfenster und Türen aus Kunststoff ersetzt worden. Man brauchte sie nicht mehr anzustreichen. Das hatte sich erledigt.
    Harry begrüßte das neue Jahr mit verzweifeltem Schwung im Glue Pot und war den Tag über zu verkatert, um viel zu sprechen. Von Konzentration auf die Aufgaben, die ihn zu Hause in London erwarteten, konnte erst recht nicht die Rede sein. Zuerst würde er sich einen neuen Job suchen müssen. Wie Harry aus Erfahrung wusste, gab es nichts, das einen Menschen so über sich selbst hinauswachsen ließ wie ökonomische Notwendigkeit. Er versicherte seiner Mutter, darum würde er sich zuallererst kümmern. Sie schaute skeptisch drein, servierte ihm aber am nächsten Morgen ein Abschiedsfrühstück, das einen Gleisarbeiter für eine Woche ernährt hätte.
    »Du siehst schon so blass aus, seit du gekommen bist, Harald. Hast du irgendwas?«
    »Das Alter, Mutter. Das ist alles.«
    »Du solltest besser auf dich achtgeben.«
    »Wozu?« hätte Harry am liebsten gefragt. Doch er brachte ein beruhigendes Lächeln zustande. »Das werde ich auch. Von jetzt an.«
    Der Mann, der Harry im Zug nach London gegenübersaß, verbrachte die ganze Fahrt hinter seiner Zeitung. Harry ertappte sich dabei, dass er die Artikel auf der jeweils ihm zugewandten Seite studierte. Zu seinem Entsetzen erblickte er gleich hinter Didcot in einer Schlagzeile das Wort Globescope und konnte sich nicht enthalten, den Artikel zu lesen. Es war eine Spekulation darüber, ob man die düsteren Vorhersagen von Projekt Sibylle für das Jahr 2050 ernst nehmen sollte. Die Experten waren darüber offenbar geteilter Meinung. Byron Lazenby war anscheinend nicht der einzige, der es für richtig hielt, den Leuten nur das zu sagen, was sie hören wollten, was die Sinnlosigkeit von Davids Tod nur noch einmal bestätigte. Der einzige Trost für Harry bestand in dem Gedanken, dass er 2050 nicht mehr leben würde, um herauszufinden, ob David, Donna und die übrigen sich geirrt hatten oder nicht. Die Zeit würde es erweisen. Aber nicht für ihn.
    Die Banken hatten geschlossen; es war der letzte Feiertag in der langen Abfolge von Weihnachten und Neujahr. Das Stonemason's war deshalb den ganzen Tag geöffnet. Auf dem Heimweg machte Harry dort Station und blieb länger, als er vorgehabt hatte. Es spielte keine große Rolle. Mrs. Tandy wollte erst am Mittwoch aus Leamington zurückkommen. Er konnte nach Hause gehen, so spät er wollte - und in beliebigem Zustand.
    Tatsächlich war es schon nach sechzehn Uhr an diesem kalten und bereits frostigen Nachmittag, als er in der Foxglove Road 78 den Schlüssel ins Schloss schob. Er trat in den Flur, stellte seine Tasche ab, schloss die Tür und nahm sich vor, nicht mehr bis in den Nachmittag im Stonemason's zu bleiben, wenn er dort eigentlich nur zu Mittag essen wollte. Das war nicht die richtige Art, sich endlich am Riemen zu reißen. Er würde den Januar nicht so fortsetzen, wie er ihn begonnen hatte. Soviel stand jedenfalls fest.
    Die Tür flog auf, als er darauf zuging, und eine Gestalt stürmte in den Flur, drängte ihn rückwärts an die Wand und nagelte ihn dort fest, eine Hand an seinem Hemdkragen, ein Knie zwischen seinen Beinen. Was er zuerst erkannte - die Waffe, die aus solcher Nähe auf ihn gerichtet war, dass er den Lauf unscharf sah, oder das schwitzende, verzerrte Gesicht von Byron Lazenby dahinter -, war schwer zu sagen. Aber auf einmal war er stocknüchtern - und sehr, sehr erschrocken.
    »Hallo, Norman«, krächzte Lazenby außer Atem. »Oder lieber Harry?«
    »Ich... Hören Sie, um Gottes...«
    »Spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Ich habe

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