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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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dann in aller Ruhe ein Bad. Als er etwa eine Stunde später aus dem Badezimmer kam, fand er einen Umschlag, den man unter seiner Tür durchgeschoben hatte, mit Namen und Zimmernummer an ihn adressiert. Er enthielt ein Fax von Byron Lazenby, Präsident von Globescope Inc., Zukunftsberater der Konzernelite.
    Lieber Norman Page,
    ich wäre entzückt, Sie während Ihres Aufenthalts in Washington zu treffen und die Art von Vorhersagepaket zu skizzieren, die meine Organisation einem Unternehmen wie dem Ihrigen anbieten könnte. Vielleicht mögen Sie meine Sekretärin, Ann Mather, anrufen und einen Termin vereinbaren.
    Mit besten Grüßen Byron E. Lazenby
    Es war noch nicht siebzehn Uhr, und Harry war versucht, Ann Mather sofort anzurufen. Doch am Ende rief er nur die Rezeption an, um zu erfahren, dass Bill Cornford noch immer nicht eingetroffen war. Kurz darauf läutete das Telefon. »Hallo?«
    »Hallo, Harry.« Es war Donna. »Alles in Ordnung?«
    »Nicht so ganz. Wollen Sie zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?«
    »Nun sagen Sie schon!«
    »Lazenby hat ein Fax geschickt. Er möchte uns sehen.«
    »Fabelhaft!«
    »Aber Woodrow ist noch nicht aufgetaucht.«
    »Nein? Ach, ich nehme an, darüber muss man sich keine Sorgen machen. Vielleicht braucht er noch ein bisschen Zeit zur Vorbereitung. Er kommt mit dem Metroliner. Wahrscheinlich ist er schon unterwegs.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Haben Sie einen Termin mit Lazenby vereinbart?«
    »Noch nicht. Ich wollte auf Woodrow warten.«
    »Okay. Aber wir wollen nicht, dass Lazenby denkt, Sie seien nicht interessiert.«
    »Und auch nicht, ich sei übereifrig. Ich rufe morgen früh als erstes seine Sekretärin an und schlage für morgen oder Mittwoch etwas vor.«
    »Okay. Halten Sie mich auf dem laufenden. Die Nummer hier ist 410-939-2745. Es ist ein kleines Hotel.«
    »Ich hab's notiert.«
    »Wir sprechen uns bald. Und, Harry...«
    »Ja?«
    »Seien Sie vorsichtig, ja? Tun Sie's für mich.«
    Aber Harry wollte nicht vorsichtig sein. Was er brauchte, war etwas von der betrunkenen Zuversicht, die ihm Sicherheit gab. Er bestellte eine Flasche Wein, um sein vom Zimmerservice serviertes Abendessen hinunterzuspülen, und nahm sich Makepeaces Unterlagen vor. Dann bediente er sich ausgiebig an der Minibar und widmete sich dem Fernsehapparat. Es wurde zwanzig Uhr, dann einundzwanzig, dann zweiundzwanzig. Von Bill Cornford keine Spur.
    Harry fuhr in die Halle hinunter, eine gerötete und zerknitterte Karikatur des glatten, weltläufigen Mannes, der sich vor sieben Stunden eingetragen hatte. Er fragte den Mann am Empfang nach der Ankunft des Metroliners aus New York und hörte, der letzte des Tages komme um dreiundzwanzig Uhr. Dann ging er hinaus zu einem Taxistand, nahm das nächstbeste und ließ sich zur Union Station fahren.
    Eine halbe Stunde später stand Harry verloren unter dem kathedralenähnlichen Dach des Bahnhofs, einen leeren Kaffeebecher aus Plastik in der einen, eine Zigarette in der anderen Hand, während die letzten Insassen des Metroliners von dreiundzwanzig Uhr sich zerstreuten. Woodrow Hackensack war nicht unter ihnen.
    Noch war sein Ausbleiben keine Krise. Es gab noch spätere Züge. Gegen zwei Uhr morgens kam einer, der sich New England Express nannte, doch in Harrys Geist hatte sich die Gewissheit verdichtet, kalt und hart und schwer wie Zement, dass Woodrow nicht kommen würde. Weder jetzt noch später, weder in dieser Nacht noch in einer anderen.
    Den Grund für seine Vorahnung konnte er nicht erklären. Er hatte etwas damit zu tun, wie er Woodrow zuletzt gesehen hatte, eine einsame Gestalt auf dem Parkplatz des Bahnhofs Albany vor einer Woche. Er hatte etwas mit dem vagen Gefühl von Unheil zu tun, das Harry gespürt hatte, als er ihm aus dem Zugfenster nachsah. Zuerst Torben und jetzt Woodrow.
    Harry ging hinüber zu einer verlassenen Reihe von Telefonzellen, sah über die Schulter und rief dann Woodrows New Yorker Nummer an. Es läutete, läutete ausdauernd, doch niemand meldete sich. Woodrow nahm nicht den Hörer ab. Diese Tatsache hallte lauter in seinem Kopf wider als das Klingeln des Telefons. Er würde sich nicht melden. Vielleicht, weil er dazu nicht mehr in der Lage war.

33. Kapitel
    »Globescope Incorporated, Martine am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ann Mather, bitte.«
    »Wer ist bitte am Apparat?«
    »Norman Page.«
    »Ich stelle Sie durch, Mr. Page.«
    Ein paar Sekunden synthetisierter Sibelius, dann: »Hier ist Ann Mather, Mr. Page.

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