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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Stirn. »Dann haben wir beide Pech. Er ist nicht da.«
    »Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«
    »Im Bellevue, haben die Sanitäter gesagt. Aber inzwischen könnte er auch schon in der Leichenhalle liegen. Als er hier weggebracht wurde, sah er jedenfalls so aus, Tatsache.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Er fiel die Treppe runter. Hat sich ganz schön verletzt. Aber was wollen Sie, wenn ein Mann von seinem Umfang einfach in einen nicht vorhandenen Pool hechtet?« Er kicherte. »Ein Entfesselungskünstler mit 'ner Neigung zu Unfällen! Ist doch mal was, nicht?«
    »Sind Sie sicher, dass es ein Unfall war?«
    »Was'n sonst, Mann?«
    »Haben Sie gesehen, wie es passiert ist?«
    »Nein, war nicht da. Als ich wiederkam, sah ich draußen 'nen Krankenwagen, und der alte Woodrow wurde auf 'ner Bahre rausgetragen.«
    »Wer hat den Krankenwagen gerufen?«
    »Martha Gravett. Die Tür auf der anderen Seite vom Flur, da, wo Sie stehen. Sie kann's Ihnen erzählen. Falls Sie nix dagegen haben, dass Sie sich auch ihre ganze Familiengeschichte anhören müssen.«
    Martha Gravett, eine zierliche, aber würdige alte Dame mit einem ebenso zierlichen und würdigen Cairn-Terrier, gab gezielter Auskunft, als der Nachbar vorhergesagt hatte.
    »Gestern Morgen gegen elf hörte ich einen mächtigen Plumps, und als ich herauskam, lag der arme Mr. Hackensack ganz verdreht am Fuß der Treppe auf dem Boden. Er war bewusstlos, und es sah so aus, als hätte er sich die Beine gebrochen. Ich bin sofort wieder in die Wohnung gelaufen und habe das Krankenhaus angerufen. Dann bin ich bei ihm geblieben, bis der Krankenwagen kam.«
    »Hat er irgendetwas gesagt?«
    »Er kam ein bisschen zu sich und fing an zu murmeln. Aber man konnte nichts verstehen.«
    »War er wirklich allein, als es passierte?«
    »Natürlich. Was denken Sie...« Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »Na, jetzt, wo Sie fragen, meine ich...«
    »Was denn?«
    »Es ist bloß... Als ich aus meiner Wohnung kam und ihn fand, glaubte ich aus dem Augenwinkel zu sehen, wie die Tür zur Straße zufiel, als sei gerade jemand weggegangen. Aber ich muss mich wohl geirrt haben. Wenn jemand dagewesen wäre, wäre er doch geblieben, um zu helfen, nicht wahr?«

34. Kapitel
    Woodrow Hackensack war nicht in der Leichenhalle. Er saß zittrig und durch viele Kissen gestützt in einem Bett des modernen, klimatisierten Flügels des Bellevue-Hospitals, mampfte ein Brötchen und blickte durch das Fenster neben ihm auf den East River. Wäre seine Stirn nicht bandagiert und sein rechtes Bein nicht von der Hüfte bis zum Knöchel eingegipst gewesen, hätte er ausgesehen wie ein Mann, der unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in einem Krankenhausbett lag. Wie die Dinge standen, hätte Harry sich über seine Unbeweglichkeit Sorgen machen müssen, doch für den Augenblick war er nur erleichtert, ihn lebend wiederzusehen.
    »Schön, Sie zu sehen, Harry. Ich habe vorhin versucht, Sie anzurufen, aber da waren Sie schon weg. Ich nahm an, Sie wären vielleicht auf dem Weg hierher. Tut mir leid, dass ich mich gestern nicht gemeldet habe. Aber gestern war ich wirklich nicht zu viel imstande. Gehirnerschütterung, hat man mir gesagt. Aber jetzt geht's mir gut.«
    »Was ist mit dem Bein?«
    »Das Schienbein ist gebrochen, und ein paar Bänder im Knie sind gezerrt. Keine große Sache. Ende der Woche bin ich wieder auf und laufe herum.«
    »Ich habe morgen nachmittag einen Termin bei Lazenby.«
    Hackensack zog eine Grimasse. »Das ist'n bisschen zu früh für mich. Können Sie's nicht aufschieben?«
    »Bis wann? In unserem Fax stand, dass wir nur für ein paar Tage in Washington sind. Also geht das wohl nicht, oder?«
    »Ich könnte versuchen, den Arzt zu überreden, dass er mich auf Krücken raus lässt. Nur für einen Tag.« Er begegnete Harrys Blick und nickte zerknirscht. »Na, vielleicht auch nicht.«
    »Ich werde allein hingehen müssen.«
    »Das ist Wahnsinn. Täuschung wirkt durch Ablenkung: das große Geheimnis des Illusionisten. Wenn ich dabei bin und Lazenby ablenke, haben Sie eine Chance. Ohne mich...«
    »Ich sehe nicht, was ich sonst machen sollte.«
    »Donna wird nicht zulassen, dass Sie das riskieren.«
    »Donna braucht es nicht zu wissen. Haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Nein.« Bedeutungsvoll schaute sich Hackensack nach den anderen Patienten im Zimmer um und senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Hier gibt es zu viele Ohren. Die Leute hier leiden bestimmt nicht an Taubheit. Als letzte Rettung habe

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