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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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über einem morgendlichen Cappuccino und dem neuesten Büroklatsch beieinander. In diesem Fall drehte sich der Klatsch um einen Kollegen, der kürzlich unter mysteriösen Umständen gestorben war, an einer Gehirnblutung, wie es hieß.
    »Kaufst du denen das wirklich ab?« fragte die Frau mit kritischem Unterton.
    »Könnte wahr sein«, murmelte der Mann und unterbrach sich, um mit den Zähnen ein Zuckertütchen aufzureißen. »Kann ja nicht gesund sein, sein Gehirn immer so anzustrengen, wie er das anscheinend tat.«
    »Aber damit sind es vier von sieben. Ich habe Versicherungsmathematik gelernt, Roger, und ich kann dir sagen, das entspricht keiner Sterblichkeitsrate, die ich je gesehen habe.«
    »Sieben sind keine repräsentative Stichprobe. Müsstest du doch wissen. Wie auch immer, wir haben nur drei tatsächliche Sterbefälle, also liegen wir noch unter fünfzig Prozent.«
    »Drei Todesfälle und ein tiefes Koma, wenn man's genau nimmt. Da ist doch was faul!«
    »Aber was?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?«
    »Meinst du, er da könnte uns aufklären?« Roger wies mit der Tasse durch das Fenster auf einen blassblauen Rolls-Royce, der um den Platz schnurrte und langsam Globescope ansteuerte. Auf dem Rücksitz, ein Handy am Ohr, saß ein kräftig gebauter Mann mit stacheligem Haarschnitt, dessen Augenfarbe genau der des Wagens entsprach. Mit einer Art körperlichem Schock erkannte Harry ihn wieder: Das war der Mann, den er aus Davids Krankenzimmer hatte kommen sehen und irrtümlich für einen Arzt gehalten hatte, bis ihn die Krankenschwester eines Besseren belehrt hatte. Ein Kollege von David, hatte sie gesagt. So hatte er sich damals vorgestellt - weil Kollege so viel einfacher klang als früherer Arbeitgeber. Einfacher und weniger verdächtig.
    »Wie schafft er es bloß, so cool zu bleiben?« überlegte die Frau.
    »Keine Ahnung. Aber ich würde sein Geheimnis gern kennen.« •
    Der Rolls hielt vor dem Gebäude von Globescope, der Chauffeur sprang aus dem Wagen und riss für Byron Lazenby, den Präsidenten, die hintere Tür auf. Lazenby stieg aus und trat mit leisem Lächeln auf den Gehsteig. Er hatte sein Telefongespräch im richtigen Moment beendet. Sein faltenloser Anzug war so geschnitten, dass er seiner massigen Gestalt schmeichelte. In einer Hand trug Lazenby einen leichten Aktenkoffer aus Leder. Während der Chauffeur die Tiefgarage ansteuerte, atmete Lazenby tief die feuchte Washingtoner Luft ein und strebte dann der Eingangstür zu, die sich vor ihm öffnete, entweder durch Zauberei oder das Wirken irgendeines aufmerksamen Lakaien im Inneren.
    ' »Weißt du, warum er das immer macht, Roger? Ich meine, warum er draußen aus dem Wagen steigt, statt von der Tiefgarage aus den Lift zu nehmen?«
    »Vermutlich verschafft er sich gern einen großen Auftritt.«
    »Könnte sein. Aber vielleicht mag er auch die dunklen Ecken da unten nicht.«
    »Du meinst, er hat Angst, da könnte ihm jemand auflauern?«
    »So ungefähr.«
    »Na, dem müsste der Himmel schon besonders gnädig sein«, kicherte Roger. »Byron zu schnappen ist sicher der Inbegriff einer unmöglichen Mission.«

38. Kapitel
    Harry verliess das Stehcafe etwas benommen. Sein einziges Ziel war es, den Dupont Circle zu verlassen, ohne wieder in sein Hotel zurückzukehren. Er hatte noch keine genaue Absicht,von einem Plan ganz zu schweigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Lazenby ihn erkennen würde, machte die ganze Page-Muirson-Geschichte unhaltbar. Das Treffen konnte unmöglich so ablaufen, wie sie es geplant hatten. Die schöne Vorstellung, Lazenby zu schlagen und gleichzeitig Donna und David zu retten, lag in Trümmern.
    Mehr oder weniger zufällig wählte er die 23rd Street, trottete dann über das Universitätsgelände und an düsteren, weiträumig verteilten Regierungsgebäuden vorbei auf das ferne Lincoln Memorial zu. Der Arbeitstag hatte jetzt richtig begonnen, und der Regierungsapparat lief auf vollen Touren. Bei Globescope schlürfte Byron Lazenby im Augenblick vermutlich eine Tasse frisch gefilterten Kaffee und ließ sein Adlerauge über die Termine des Tages schweifen. Ein Anruf bei diesem einflussreichen Politiker, eine Überprüfung jener Provinz seines Reiches, eine Versammlung hier, eine Verabredung dort. Und um sechzehn Uhr: die Herren Page und Cornford von Page-Muirson Ltd. So oder so, es war unmöglich. Die einzige Frage war, ob Harry absagen oder einfach nicht erscheinen sollte. Eine Verschiebung war

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