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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Harry bei, der sich für Barrys Thema zu erwärmen begann. »Ein alter Schulkamerad von mir schreibt für die Financial Times. Er wäre sicher glücklich, unsere seltsamen Erfahrungen hier zu schildern. Zusammen mit all den zweifellos unbegründeten Spekulationen über die plötzlichen Todesfälle unter Ihren früheren Mitarbeitern könnte das den Wert Ihrer Anteile erheblich drücken.«
    Lazenby verzog mürrisch das Gesicht. »Sie haben nicht erwähnt, dass Sie davon wissen.«
    »Weil ich es für uns unwichtig hielt.«
    »Ist es auch. Die Situation dagegen, die wir hier haben ist...«
    »Herrgott noch mal!« Mit einer Energie, die Chipchase sichtlich überraschte, knallte Harry seine Aktentasche auf Lazenbys Schreibtisch und riss sie auf. »Ist da irgendwas drin, womit ich nicht gekommen bin?« Dann entleerte er auch seine Anzugtaschen auf dem Schreibtisch: Brieftasche, Pass, Zigaretten, Streichhölzer, Schreibstift, Kamm, Kalender, Taschentuch, Schlüsselbund, etwas Kleingeld. »Oder hier?« Als nächstes zog er sogar das Futter der Taschen heraus. »Oder hier?« Er starrte Lazenby an, dann Fredericks, dann wieder Lazenby. »Nun?«
    Lazenby warf ihm einen langen, düsteren Blick zu und wog seinen Ärger und seine Verblüffung gegen die Möglichkeit ab, dass diese beiden redegewandten Engländer eine ernstliche Bedrohung darstellen könnten, die er beim derzeitigen Tiefstand seines öffentlichen Rufs logischerweise abwenden musste. Am Ende siegte die Logik. »Wie Sie sagen, meine Herren. Ein unglückliches Missverständnis. Belassen wir es dabei, einverstanden?«
    »Aber Sir...«, protestierte Fredericks.
    »Belassen wir es dabei!« Lazenby wandte sich an Cherie Liebermann. »Führen Sie die Herren hinaus, Cherie, ja?« Er gestattete sich ein müdes Lächeln. »Noch einmal.«
    »Ich bin froh, dass die Sache gütlich geregelt ist«, sagte Harry und klaubte seine Habseligkeiten vom Schreibtisch. »Wirklich.« Er schenkte Lazenby ein versöhnliches Lächeln und beglückwünschte sich insgeheim. Er hielt dabei eine Schachtel Marlboro in der Hand, und durch den dünnen Karton spürte er etwas, das schwerer, härter und eckiger war als die paar verbliebenen Zigaretten.

44. Kapitel
    »Harry, alter Junge, sag mir bloß mal, warum ich anscheinend mein ganzes verdammtes Leben damit zubringe, mich vermeintlich endgültig von dir zu verabschieden?« Chipchases Worte enthielten eine Spur Zuneigung, als sie sich eine halbe Stunde nach ihrem hastigen Aufbruch von Globescope in der Bahnhofshalle der Union Station trennten. Ringsum wimmelte es von heimkehrenden Pendlern, die sie in eine beruhigende Anonymität tauchten. Fast instinktiv waren sie die Rolltreppe hinunter zur U-Bahn am Dupont Circle geeilt, die das praktischste und schnellste Verkehrsmittel war, um die Gegend zu verlassen. Fünf Haltestellen weiter auf der Red Line, durch eine Säule vor der anbrandenden Menschenflut geschützt, hielten sie inne, um wieder zu Atem zu kommen und ihre Nerven zu beruhigen. »Und noch was. Was war das über die Globescope-Mitarbeiter, die angeblich sterben wie die Fliegen? Das hattest du überhaupt nicht erwähnt.«
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen«, erwiderte Harry mit einem Lächeln.
    »Du meinst, du wolltest mich nicht wissen lassen, wie verdammt riskant diese Wahnsinnseskapade war?«
    »Na ja, das vermutlich auch.«
    »Was ist auf dem Band, Harry?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Lügner!«
    »Hör mal, Barry, für dich ist es besser, wenn du's nicht weißt, glaub mir. Geh zurück in dein Hotel, führ Gloria zum Essen aus und mach weiter mit eurem Urlaub. Mehr brauchst du nicht zu tun. Eigentlich dachte ich, genau das ist alles, was du jetzt noch willst.«
    »Na ja...« Chipchase seufzte. »Ein spannendes Leben ist das gerade nicht. Easingwold ist keine verdammte Minute lang aufregend, das kannst du mir glauben.«
    »Was ist los? Bist du am Ende doch nicht sicher, dass du sesshaft werden willst?«
    »Na, immerhin, was wir da gemacht haben, das war schon was. Wie in alten Zeiten. Weißt du noch, wie wir bei der RAF in Stafford das private Unternehmertum hochgehalten haben? Du und ich, die alte Firma. Wir hätten uns nie trennen sollen.«
    »Deine Entscheidung, soweit ich mich erinnere.«
    »Nein, nein. Es war eine Mischung aus ungünstigen Umständen und Jackies bösartigem kleinen Verstand. Du weißt, wie überzeugend sie sein kann. Im Grunde hab ich das alles nicht gewollt.«
    Harry konnte sich nicht beherrschen. Er lachte so

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