Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
Rücken.
»Könntest du das Ding vielleicht abstellen? Ich weiß, wir sind im Himmel, aber es irritiert mich einfach, wenn du so im Kugelhagel stehst.« Er geht zur Ballmaschine und schaltet sie aus.
»Hör zu, Adam … Es ist … Ich befinde mich gerade in einer schwierigen Phase. Später werde ich dich einweihen, aber könntest du mir im Augenblick einfach vertrauen und die Sache auf sich beruhen lassen?«
Er holt tief Luft, als würde er es sich durch den Kopf gehen lassen.
»Also gut«, sagt er. »Du wirst schon deine Gründe haben. Ich respektiere das. Was auch immer du gerade durchmachst, ich hoffe, es geht gut für dich aus.«
»Ja, ja, keine Sorge. Es ist bald vorbei, und dann können wir darüber lachen.«
»So, so, eine dieser Angelegenheiten also.«
»Ja, etwas, das einem erst vorkommt wie das Ende der Welt, aber mit ein paar Monaten Abstand findet man es lustig.«
Hoffe ich jedenfalls.
»Und, sind wir wieder Freunde?«, frage ich ihn.
Er schweigt einen Moment lang.
»Ja, meinetwegen«, sagt er dann.
Wir stehen gut eine Minute lang da und wissen nicht so recht, was wir jetzt machen sollen. Ich würde ihn unheimlich gern küssen, aber ich weiß, dass das keine gute Idee wäre.
»Hast du Lust, ein paar Bälle zu schlagen?«, schlägt er vor.
»Versuchen kann ich’s ja mal.«
»Auf der Erde war ich immer ein ziemlich schwacher Batter«, erzählt er und schaltet die Ballmaschine wieder ein. »Und jetzt bin ich der reinste Hank Aaron.«
Er reicht mir den Schläger, und ich katapultiere den ersten Ball über sein Haus.
»Du bist gut«, lobt er mich.
»Ja, vor allem, wenn man bedenkt, dass das eine Premiere für mich war.«
Wir pfeffern abwechselnd Bälle durch die Gegend, bis uns das Spiel zu langweilig wird und wir beschließen, uns zur Abwechslung von der Maschine bombardieren zu lassen.
»Lass dich mal am Auge treffen!« Adam lacht. »Das schmatzt so schön!«
Und so verbringen wir die nächsten paar Stunden damit, uns Bälle um die Ohren fliegen zu lassen. Ein ziemlich schräger Zeitvertreib, zugegeben. Aber eine jüdische Prinzessin und ein Investment-Banker, der Baseball spielt wie Hank Aaron, das ist auch eine ziemlich schräge Kombination.
FÜNF
Bevor ich meinen nächsten besten Tag schildere (den fünften, wie Sie sicher wissen, wenn Sie aufgepasst haben), muss ich etwas anmerken.
Man tut im Leben ja immer wieder Dinge, von denen man glaubt, sie würden einem Spaß machen, und wenn man Jahre später daran zurückdenkt, wird einem klar, dass man sich damals ziemlich affig aufgeführt hat.
So geht es jedenfalls mir, wenn ich an diesen speziellen Tag zurückdenke. Damals hatte ich das Gefühl, mich in meinem ganzen Leben noch nie so königlich amüsiert zu haben. Heute weiß ich: Das war der Tag, an dem meine Schwierigkeiten begannen. Ich bin noch hin- und hergerissen, ob ich diesen Tag wirklich in meinen Aufsatz aufnehmen soll, aber es war definitiv einer der zehn besten meines Lebens, daran gibt es nichts zu rütteln.
Lassen Sie mich ein wenig ausholen, damit Sie sich einen besseren Gesamteindruck verschaffen können.
Sie erinnern sich noch an meinen ersten Kuss mit dem angehenden Pfarrer? Daran, dass ich bald darauf sämtliche Hemmungen ablegte und es mir nichts mehr ausmachte, von meinen Eltern allein gelassen zu werden?
Als meine Dauerwelle endlich herausgewachsen war und ich angefangen hatte, mich vernünftig zu ernähren, verwandelte ich mich (nicht zuletzt dank der Hormonspritzen, die mir mein Hautarzt allwöchentlich verpasste) auf wundersame Weise vom hässlichen Entlein zum wunderschönen Schwan. Die Männerwelt wurde auf mich aufmerksam.
Ich mutierte quasi über Nacht zu einem männermordenden Vamp. Die Nacht mit Bobby hatte eine dauerbrünstige Raubkatze aus mir gemacht.
Mit achtzehn hatte ich praktisch sämtliche Jungs an der Main Line durch. Was nicht heißen soll, dass ich mit allen geschlafen habe, aber ich gebe zu, es waren trotzdem viel zu viele. Natürlich ging ich nicht mit jedem x-beliebigen gleich ins Bett; das tat ich nur, wenn ich das Gefühl hatte, der Betreffende wäre an einer festen Beziehung mit mir interessiert. Ja, ich war unglaublich jung und naiv, und viel zu unwissend und unsicher obendrein. Leider. Ich begriff erst Jahre später, und zwar dank all der Erfahrungen, die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe, dass uns unser Körper heilig sein sollte und wir ihn nur mit jemandem teilen sollten, der den wahren Wert dieses Geschenkes
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